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Falsche Einschätzungen, Überkapazitäten, fernöstliche Konkurrenz:

Falsche Einschätzungen, Überkapazitäten, fernöstliche Konkurrenz: © Pixabay

Deutsche Solarbranche hat keine Zukunft

Man muss es offen sagen und sich der Realität stellen. Zumindest in Deutschland hat die Solarbranche offenbar keine Zukunft. Jetzt hat es auch die lange als Vorzeigeunternehmen der Branche geltende Conergy AG mit 1.200 Beschäftigten getroffen. Das seit langem um das Überleben kämpfende Unternehmen ging in die Insolvenz – Zukunft ungewiss! Nach einem Zeitungsbericht des Berliner „Tagesspiegel“ soll die Firma zerschlagen werden.

Die lange als Hoffnungsträger geltende deutsche Solarbranche steht seit zwei Jahren mit dem Rücken zur Wand. Es ist ja nicht nur der aktuelle Fall Conergy, der diesen Trend bestätigt. Reihenweise kündigte sich das Desaster mit Hiobsbotschaften an. Solar-Millenium ist pleite und ging bereits am 21. Dezember 2011 in die Insolvenz. Gleiches gilt für Solon (Insolvenz am 13.Dezember 2011). Solon soll durch die Übernahme von Investoren aus der Vereinigten Arabischen Emirate gerettet werden. Ausgang ungewiss.

Selbst Bosch …

Wenn selbst so eine Prime-Adresse wie die Bosch GmbH mit einem Umsatz von über 52 Milliarden Euro und über 300.000 Beschäftigten nun ebenfalls aus dem „Hoffnungsträger Solartechnik“ wieder aussteigt, dann kann nicht mehr um den heißen Brei geredet werden. Die deutschen Hersteller der Solarindustrie werden mit einem Preisverfall von 40% bei den „billig“ gewordenen Silizium-Modulen konfrontiert. Die ansonsten vorsichtige Bosch GmbH hat den Ausflug in die Solarbranche, bei der 3.000 Menschen beschäftigt sind, teuer bezahlt. Mit Invesitionskosten entstand ein riesiger Abschreibungsbedarf in Höhe von 2,4 Milliarden Euro. Die Schwaben haben diesen Betrag mit der Solartechnik in den Sand gesetzt. Die Solarzellenproduktion wird daher auch bei Bosch eingestellt. Es gab genügend führende Management-Leute bei Bosch, die vor dem Ausflug warnten. Einige sind leider nicht mehr im Hause. Natürlich ist Bosch ein substanziell kerngesundes Unternehmen – aber es kann nicht zielführend sein, mit riesigen Quersubventionen immer weiter „den Bosch“, wie man in Stuttgart sagt, allgemein zu gefährden.

Realitätsfremd

Immer noch gibt es realitätsfremde Äußerungen zu den Chancen der Solarindustrie in Deutschland. Es sei ein Markt mit einem „hohen Wachstumspotenzial“, sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber. Ja, das stimmt, aber leider nicht in Deutschland. Dies war übrigens vor vielen Jahren auch die Verblendung eines gewissen Jürgen Trittin, der von 1998 bis 2005 Bundesumweltminister in der rot-grünen Koalition war und von den enormen Arbeitsplätzen durch die regenerative Energie schwafelte. Ja, sie sind entstanden, die Arbeitsplätze. Aber zukunftsfähige leider eben nicht in Deutschland! Einfache Silizium-Module sind längst Massenprodukte, die aber etwa in China, aber nicht nur dort, einfach billiger hergestellt werden. Hinzu kommt eine unsinnige, weil weit übertrieben, Förderpolitik, die dazu führte, dass Hinz und Kunz glaubten, in die Solartechnik einsteigen zu müssen. So etwas nennt man Überkapazitäten! Es hat auch leider keinen Sinn, einen Handelskrieg mit China zu beginnen. Erstens subventionieren wir in Deutschland ja direkt und indirekt selbst die Solartechnik, obwohl sie in Deutschland, wie man sieht, nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Und zweitens ist China ein wichtiger Kunde für die deutsche Wirtschaft. Freilich Deutschland auch für chinesische Massenprodukte. Man sitzt in einem Boot!

Letzte Änderung am Mittwoch, 03 Mai 2017 14:22
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag