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Übertriebene Hiobsbotschaften beschädigen den Standort Deutschland

Übertriebene Hiobsbotschaften beschädigen den Standort Deutschland © ThyssenKrupp

ThyssenKrupp braucht gute Botschaften

ThyssenKrupp ist mit immer noch 150.000 Beschäftigten nicht irgendwer und steht in hohem Maße für die deutsche Industriekultur sowie für Qualität und Innovationen. Doch der Essener Traditionskonzern muss vor allem enorme Abschreibungen auf seine neuen Stahlwerke in Amerika – insbesondere in Brasilien – verkraften.

Von diesen Aktivitäten will sich der Konzern trennen. Freilich kann sich ThyssenKrupp dabei preislich nicht unter Druck setzen lassen. Hinzu kommen Ärgernisse wie Kartellverfahren und Seilschaften früherer leitender Mitarbeiter, die mit einer sauberen Unternehmenskultur wenig zu tun haben. Dies alles wird derzeit auch durch den seit 1.1.2011 amtierenden neuen Vorstandschef Dr. Heinrich Hiesinger schonungslos aufgearbeitet. Leicht ist dies alles nicht.

Auch deshalb ist es wenig hilfreich, wenn in verschiedenen Medien ThyssenKrupp zum Teil bösartig abgeschrieben und darüber spekuliert wird, ob das Unternehmen noch eine Zukunft habe. Da ThyssenKrupp auch ein Referenzunternehmen für die deutsche Wirtschaft ganz allgemein ist, sozusagen eine Institution der deutschen Wirtschaft, schädigen „Abgesänge“ in den Medien (aufgrund der Schwierigkeiten im Stahlbereich in Amerika) natürlich auch dem Image der Industriekompetenz Deutschlands. Auch werden vereinzelt Investoren verunsichert. Doch wie bereits im „Der WirtschaftsReport“, Ausgabe Mai 2012, auf den Seiten 4 und 5 dargestellt, leben Totgesagte bekanntlich länger.

Gute Bereiche überwiegen

Natürlich hat ThyssenKrupp eine gute Zukunft. Es geht in vielen Veröffentlichungen völlig unter, dass einige Geschäftsfelder von ThyssenKrupp sogar regelrechte Perlen sind. ThyssenKrupp ist längst nicht mehr „nur“ ein Stahlunternehmen. Heute gehören zum Portfolio gute Aktivitäten mit Komponenten mit Nocken- und Kurbelwellen, Großwälzlager (u.a. für die Windenergie) und Fahrwerkstechnik; vor allem auch Hightech-Aufzüge, Fahrtreppen und Fluggastbrücken sowie der Anlagenbau einschließlich dem Marineschiffbau, wo ThyssenKrupp mit dem Brennstoffzellen U-Boot oder der Fregatte 125 einsame Weltklasse darstellt. Allein für das spektakuläre „One World Trade Center“ in New York, ein anderes Beispiel, liefert ThyssenKrupp 71 Aufzüge sowie Fahrtreppen.

Einen weiteren Großauftrag mit 191 Aufzügen und 155 Fahrtreppen konnte der Konzern vor kurzem für das Infrastrukturprojekt „Marmaray“ in Istanbul (riesiger Tunnel unter dem Bosporus) verbuchen. In Leuna wurde vor wenigen Tagen eine neue moderne Biotechnologie-Anlage durch ThyssenKrupp in Betrieb genommen. Dies ist ein Beispiel der Umsetzung der Wachstumsstrategie in neue Geschäftsfelder. Völlig unter geht, dass vier der fünf operativen Geschäftsfelder des Konzerns ein positives EBIT-Ergebnis erwirtschaften.

Hiesinger stellt Konzern zukunftsfähig auf

ThyssenKrupp-Chef Hiesinger stellt derzeit den Konzern für die Herausforderungen der Zukunft neu auf: mit einer starken Betonung hin zum diversifizierten Industriekonzern. Hier sind die Perspektiven eines führenden Technologiepartners für die Bewältigung der Aufgaben in den Bereichen Infrastruktur, Investitionsgüter, Produkte zur Bewältigung des Klimawandels und für den Umweltschutz für die Essener ausgesprochen gut.

Beim Problemkind Stahl muss man berücksichtigen, dass dieser Werkstoff besonderen zyklischen Entwicklungen unterworfen ist. Deutschland und die deutsche Wirtschaft müssen wissen, ob es noch eine bedeutende nationale Schlüsselbranche Stahl, die eine hohe Querschnittsfunktion in andere Branchen aufweist, haben will. Wenn dies auch aus strategischen Gründen so sein soll, dann muss man auch der Branche politisch helfen (Stichwort Energiekosten und Emissionen). Dies hat nichts mit Subventionen zu tun – aber viel mit wettbewerbsfähigen Energiekosten.

In Deutschland wird derzeit viel Unsinn über die Eignerstruktur bei ThyssenKrupp, insbesondere über die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung als Ankeraktionär und deren Testamentsvollstrecker Berthold Beitz geschrieben. Tatsache ist aber, dass gerade die Stiftung der Garant der Eigenständigkeit von ThyssenKrupp ist. Es gab andere Beispiele, wenn etwa an die Entwicklung von Arcelor – wurde von Mittal übernommen – erinnert werden darf.


Siehe auch WirtschaftsReport Mai 2012

Letzte Änderung am Mittwoch, 03 Mai 2017 14:12
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag