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Deutsche Unterhaltungs­elektronikhersteller haben schon lange keine Zukunft mehr:

Deutsche Unterhaltungs­elektronikhersteller haben schon lange keine Zukunft mehr: © Metz

Qualitätshersteller Metz stellte Insolvenzantrag

Nun hat es auch den fränkischen Qualitätshersteller Metz erwischt. Die Metz-Werke GmbH & Co KG, Zirndorf, haben einen Insolvenzantrag gestellt. Damit ist ein Jahr nach dem 75-jährigen Firmenjubiläum (2013) die Zukunft des renommierten Herstellers hochwertiger Fernseher offen. Dies ist bitter für die Belegschaft (derzeit 550 Mitarbeiter/innen), aber auch für die betagte 90-jährige Firmeninhaberin Helene Metz, die sich erst vor wenigen Jahren aus den operativen Geschäften zurückzog. Es ist jetzt müßig, mit Schuldzuweisungen alles gewusst zu haben.

Fakt ist, dass ein hochpreisiger und mittelständischer deutscher Premiumhersteller für Fernseher – auch in der Struktur eines Nischenanbieters – keine Zukunft mehr haben kann, weil die Käuferzielgruppe, in der Regel ältere wohlhabende Konsumenten, immer kleiner wird und neue Kundensegmente nicht folgen. Auch das elitäre Konzept des Vertriebes über den Fachhandel kann nicht mehr aufgehen, weil immer öfters kleine „Radiohändler“ früheren Zuschnitts aufgeben mussten. Warum? Die Antwort heißt Saturn, Media Markt u.a. Gewiss hat gerade Deutschland die Geschichte der „braunen Ware“ (gemeint waren damit vor allem wegen der bräunlichen Holzgehäuse Radio- und Fernsehgeräte) noch weit bis in die 1960er Jahre geprägt. Deutsche Unternehmen waren Pioniere der Unterhaltungselektronik und Innovationsführer. Klangvolle Namen wie Telefunken, SABA, Graetz, Nordmende, Grundig, Körting, AEG und Nischenanbieter wie Metz und Loewe begründeten den Begriff der deutschen Wertarbeit. Noch einmal gab es ein Hoch. Dies war die Zeit des deutschen Wirtschaftswunders nach dem 2. Weltkrieg, als die Deutschen erst überhaupt nicht auf die Idee kamen, eine aus damaliger Sicht exotische „Marke“ etwa aus Asien zu kaufen. Die Entwicklung hat sich grundlegend geändert. Geblieben sind nur noch die zuletzt genannten Unternehmen Metz und Loewe als Nischenplayer. Der Koloss Siemens – wer weiß noch, dass Siemens Rundfunkgeräte und Farbfernseher herstellte? – hat die asiatische Entwicklung kommen sehen und sich bereits 1997 aus der Unterhaltungselektronik zurückgezogen.

Es muss auch zu denken geben, dass sich selbst ein so bedeutendes Unternehmen wie die niederländische Philips-Gruppe aus dem TV-Geschäft verabschiedet hat. Das TV-Business unterliegt schon lange den Gesetzen eines gnadenlosen Wettbewerbes und Preisdruckes. Um hier zu bestehen, bedarf es hoher Stückzahlen in der Produktion mit der damit verbundenen Möglichkeit, Kosten besser umzulegen bzw. zu senken. Darauf setzten bei ihrer Markteroberungsstrategie die asiatischen Riesen Samsung, Sony, Sharp, Toshiba.

Die Strategie eines hochpreisigen Qualitätsanbieters für Nischenplayer wie Metz oder Loewe funktioniert schon lange nicht mehr, weil eine wichtige Komponente der Käufer von Fernsehgeräten längst erkannt hat: Die Produkte von Samsung und Co sind von der Qualität schon lange nicht mehr unterlegen und dies zu einem Ladenpreis, der weit unter den Geräten von Loewe und Metz liegt. Weshalb soll der Konsument über 2.000,00 Euro bezahlen, wenn er für ein vergleichbares Gerät der Asiaten nur 700 Euro hinblättern muss? Natürlich wird es immer noch Käufer geben, die nach dem Prestigefaktor ein Label Metz oder Loewe eben Samsung oder LG vorziehen. Doch von diesem immer kleiner werdenden Kreis kann ein Unternehmen wie Metz nicht mehr überleben. Dies mag alles sehr traurig sein – aber so sind nun die Marktzwänge. Deshalb ist es unsinnig, jetzt von einer falschen Strategie bei Metz zu sprechen. Die Gesetze des Marktes entwickeln eine eigene Strategie: die Käufer der Fernseher wollen eine Top-Qualität und dies zu einem günstigen, sprich niedrigen, Preis.

Letzte Änderung am Donnerstag, 27 April 2017 11:37
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag