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25 Jahre nach dem Mauerfall

25 Jahre nach dem Mauerfall © Pixabay

War da was?

Als Günter Schabowski am 9. November 1989 als Mitglied der damaligen Staats- und SED-Führung der DDR eher beiläufig auf einer Pressekonferenz davon sprach, dass nach seiner Meinung ab sofort die Mauer in Berlin geöffnet würde, brachen alle Dämme. Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 war die DDR hermetisch abgeriegelt. Jetzt, ab dieser Nacht auf den 10. November 1989, folgten geradezu dramatische – auch weltpolitische – Entwicklungen. Schließlich kam es am 3. Oktober 1990 zur deutschen Wiedervereinigung. Aber die Grundlagen, eigentlich das wichtigere Datum für einen Feiertag, wurden am 9. November 1989 geschaffen.

Für die Deutschen erfüllte sich auf beiden Seiten des „Eisernen Vorhanges“ ein nicht mehr für möglich gehaltener Traum. Da gab es keine West- und Ostdeutschen mehr. Euphorisch wurden die Ostdeutschen begrüßt, als sie mit ihren Trabis in den „Westen“ fuhren, in Berlin seltsamerweise zum Kurfürstendamm. Unzählige Reportagen und Kommentare wurden zum Mauerfall weltweit geschrieben und die Ereignisse in Filmen festgehalten. Doch 25 Jahre nach dem Mauerfall ist eine neue Generation herangewachsen: Ca. 19 Millionen Menschen Deutschlands waren beim Mauerfall noch nicht geboren, d.h. über 20% der Deutschen haben die „DDR“ nicht mehr live erlebt. Diese Bürger – zunehmende Tendenz – stellen immer mehr die Frage, wie das wohl wirklich gewesen ist, in der damaligen DDR. Sie können sich nicht vorstellen, dass heruntergekommene Stadtbilder noch 1989 trister DDR-Alltag waren.

Eine junge Generation aus Dresden oder Leipzig, für die es selbstverständlich ist, auf den Azoren, den Kanarischen Inseln oder in der Karibik – um nur einige Beispiele zu nennen – zu relaxen, kann es nur schwer begreifen, dass ihre Eltern in der DDR am freien Reisen gehindert wurden. 25 Jahre, dies ist im geschichtlichen Maßstab eine ganz kurze Zeit: Doch wurde in diesen 25 Jahren in einer gemeinsamen Kraftanstrengung der mitteldeutschen Bevölkerung, der Politik und Wirtschaft sowie mit unzähligen privaten und öffentlichen Investitionen das gesamte ehemalige DDR-Gebiet von über 108.000 qkm (größer als die süddeutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg zusammen) völlig neu aufgebaut und entwickelt.

25 Jahre nach dem Mauerfall ist es nicht zielführend, vor allem im Boulevard und leider auch in seriöseren Medien, die Entwicklung zu beklagen: Immer noch sei, so die Kritik, die Vereinigung nicht wirklich vollzogen, die Trennung in den Köpfen sei unleugbar, es gäbe zwei Deutschland unter einem Dach. Da ist sicher auch einiges wahr – insbesondere gibt es immer noch ein Gefälle bei den Personalkosten und viele Menschen aus Mitteldeutschland suchten und suchen Chancen in den boomenden Zentren etwa im Großraum München oder im industriestarken Ballungsraum Stuttgart. Dies ist aber kein spezifisches Problem zwischen der „alten“ Bundesrepublik und den Ländern der ehemaligen DDR. Auch vom „hinteren“ Bayerischen Wald fahren viele Menschen eineinhalb Stunden nach Dingolfing, um dort im BMW-Werk arbeiten zu können. Strukturschwächere Regionen mit einem deutlichen Einkommensgefälle – in Niedersachsen, Nordhessen, auch in NRW oder im östlichen Oberfranken – gibt es auch in der alten Bundesrepublik.

Die Mentalitäten in einem bevölkerungsreichen Land wie Deutschland sind naturgemäß unterschiedlich. Dies ist aber kein spezifisches Problem zwischen den „West- und Ostdeutschen“; kulturelle, sprachliche und andere Unterschiede gibt es auch beim Vergleich der Charakteristiken der Einwohner in Oberstdorf mit Flensburg. Dies kann auch bei einer Entfernung von fast 1.000 Kilometern nicht anders sein: In Oberstdorf die Allgäuer Berge und die Nähe Österreichs, in Flensburg die Ostsee und die völlig andere Mentalität der Menschen, die auch von den Dänen geprägt sind. Also was soll das ständige Nörgeln, von zwei Deutschlands unter einem Dach? Unterschiedliche Strukturen und Verhaltensmuster sind nun einmal in einem immerhin nicht kleinen Land wie Deutschland so. Man vergleiche einmal im relativ kleinen Österreich die Sprach- und Mentalitätsunterschiede der dortigen Bundesländer Vorarlberg und Burgenland. Da liegen Welten!

Erfolge werden bewusst verstellt

25 Jahre nach dem Mauerfall werden im Bereich der Medien durch falsche Fragestellungen die Erfolge vielleicht bewusst verstellt. Nicht die Frage ist aktuell, wie vereint die Deutschen wirklich sind. Dies ist nach 25 Jahren und einem Heranwachsen einer völlig neuen Generation eine absolut unsinnige Frage. Die Deutschen sind so vereint, wie eben auch Menschen zwischen Oberstdorf und Flensburg vereint sind. Die Erfolgsbilanz in Mitteldeutschland ist aber nach 25 Jahren sichtbar: Grundlegend erneuerte und sanierte Städte, eine vorbildliche neue Infrastruktur mit Autobahnen, Straßen, Bahnstrecken, Seehäfen und neuen Flughäfen in Leipzig und Dresden. Zerschundene Landschaften wurden beispielsweise im Süden der Stadt Leipzig durch das „Neuseenland“ in Erholungs- und Freizeitlandschaften rekultiviert. Ja, die einst belächelten „Blühenden Landschaften“, von denen der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl sprach, sind entstanden – Mitteldeutschland ist teilweise schon das modernere Deutschland. Enorme Mittel wurden in den Ausbau der Hochschulen gesteckt.

Dass es möglich wurde, aus einem riesigen Trümmerberg ein Weltsymbol und Gesamtkunstwerk wie die Frauenkirche in Dresden mit Spenden aus ganz Deutschland (und auch aus aller Welt) wieder in alter Barockpracht entstehen zu lassen, widerlegt das Gerede von der Sperre in den Köpfen. Denn gerade das freiwillige Engagement der Bürger in allen Landesteilen Deutschlands für die Frauenkirche zeigte, dass die Deutschen immer noch zusammenrücken, wenn es gilt, Großes zu leisten. Der Wiederaufbau der Frauenkirche war eine Herzensangelegenheit aller Deutschen, quer durch die Konfessionen.

Auch die wirtschaftlichen Erfolge sind unbestreitbar. Hochmoderne Auto- und Motorenfabriken sind in Mitteldeutschland entstanden. BMW lieferte – nur ein Beispiel – in diesen Tagen das 1,5-millionste Fahrzeug, made in Leipzig, aus. Dresden entwickelte sich zum modernsten und größten Zentrum Europas der Halbleiter- bzw. Chipindustrie. Unzählige mittelständische Unternehmen aus Mitteldeutschland wurden heimliche Weltmarktführer. Brandenburg wurde zu einem Zentrum der Luft- und Raumfahrtindustrie. Der britische Technologiekonzern Roll-Royce investierte enorm in die Erfolgsstory seines Standortes Dahlewitz. Gleiches gilt für die Chemie einschließlich Petrochemie sowie der Pharmaindustrie. Herauszuheben wären etwa die BASF Schwarzheide und Bayer mit seiner Aspirin-Fertigung in Bitterfeld. Thüringen und hier konkret die Region Jena, wurde wieder zu einem Zentrum der Optik und Photonik. All diese Beispiele zeigen: 25 Jahre nach dem Mauerfall hat sich eine wettbewerbsfähige industrielle Produktion in Mitteldeutschland durchgesetzt.

Die 25 Jahre seit dem Fall der Mauer sind eine deutsche Erfolgsstory auf die alle Bürger unseres gesamten Landes stolz sein dürfen.

Letzte Änderung am Mittwoch, 26 April 2017 11:39
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag