Das Image ist dahin, da konnte auch eine Düsseldorfer PR-Agentur, die derzeit auch die Kommunikation und Pressearbeit bei Schlecker verantwortet, nicht helfen. Die Imageprobleme sind zu groß und das Erscheinungsbild der Märkte macht nach wie vor, im Vergleich zur Konkurrenz, weder vom Angebot noch vom Ambiente einen einladenden Eindruck. Die Kundinnen und Kunden wollen, gerade jetzt nach der Insolvenz, bei Schlecker nicht mehr gesehen werden. Zwar wollten die Kinder Lars und Meike Schlecker das Steuer herumreißen, aber auch bei dem Geschwisterpaar fehlte die Bereitschaft zum offenen Dialog. So kann man kein notwendiges Vertrauen aufbauen, gelegentliche Lippenbekenntnisse zum Besseren nützen da nicht viel. Unvergessen sind bei den Bürgern natürlich auch die vielen arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Personal und das früher äußerst gespannte Verhältnis der Schlecker-Führung zu den Gewerkschaften. Die daraus entstandene Flüsterpropaganda kumulierte sich als negatives Bild wie ein rollender Schneeball.
Wenn Schlecker noch eine Zukunft haben kann, dann gewiss nicht mehr unter dem bisherigen Namen. Da muss mit einem neuen Namen und mit den noch vorhandenen Ressourcen ein Neustart mit neuen Investoren gewagt werden. Alles andere ist Flickschusterei. Alle Märkte, die gewisse Parameter nicht erfüllen, müssen in der Tat geschlossen werden. Der Insolvenzverwalter will von den derzeit noch bestehenden 5.410 Filialen – nur auf Schlecker bezogen – ganz schnell in den nächsten drei Monaten 2.500 Märkte schließen und damit ist ein Abbau von ca. 11.750 Arbeitsplätzen verbunden; 13.500 Arbeitsplätze will man erhalten. Endlich wurde durch den Insolvenzverwalter auch das Versteckspiel um Umsätze und Verluste beendet. So macht offenbar derzeit Woche für Woche Schlecker einen Verlust von 5 Millionen Euro, monatlich ca. 20 Millionen Euro. 2011 betrug der Verlust ca. 200 Millionen Euro bei einem Umsatz von 4 Milliarden Euro. Die Konkurrenz ist längst am früheren Umsatzmarktführer vorbeigezogen.
Nun soll mit vier Maßnahmen gerettet werden, was noch zu retten ist: Kostensenkungen durch den erwähnten Personalabbau und die Schließung von 2.500 Filialen. Zweitens sollen „Sortimentsoptimierungen und damit verbundene Preissenkungen“ die Märkte wieder für die Kunden attraktiver machen und genau dies ist vom Ansatz her schon wieder ein Fehler, denn das Image des Billigheimers (dabei war Schlecker gar nicht so preiswert) hat ja gerade die kaufkräftigeren Kunden abgehalten. Drittens sollen durch Ladenumbauten die Kunden ein freundlicheres Ambiente vorfinden und genau für den Umbau fehlt aber das Geld. Viertens soll ein „Kulturwandel im Sinne der Glaubwürdigkeit“ für neue Kunden sorgen. Aber diesen Kulturwandel wollten schon Meike und Lars Schlecker umsetzen. „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, kann man da nur sagen. Und selbst wenn die Botschaft eines Kulturwandels umgesetzt wird, kann dies nur mit einem frischen und neuen Namen geschehen.
Nun gibt es vereinzelt Stimmen, die nach der „öffentlichen Hand“ rufen. Die Politik in Baden-Württemberg hat Finanzhilfen zur Sprache gebracht. Aber Steuermittel für ein marodes Unternehmen locker zu machen: dies verstünde wohl niemand. Solche Hilfsmaßnahmen haben selten gefruchtet, wenn man nur an das Beispiel des früher größten deutschen Baukonzerns Philipp Holzmann denkt. Nein die Rettung kann nur darin liegen, im Proporzverfahren – und nur so können Arbeitsplätze gesichert werden – die noch vorhandenen relativ „guten“ Filialen von Schlecker an die Wettbewerber aufzuteilen. Alles andere ist Unsinn.