Aber die Mega-Herausforderung bleibt vor dem Hintergrund des weiteren Anstiegs der Weltbevölkerung. Hinzu kommt die Verstädterung von Lebensräumen insbesondere in Afrika. Damit stehen die globale Landwirtschaft und die Gesellschaft vor gewaltigen Problemen. Immer mehr Menschen müssen versorgt werden, obwohl die vorhandenen Anbauflächen nur begrenzt erweitert werden können. Grundsätzlich, so namhafte Agrarwissenschafter und Soziologen, besteht auf der Erde das Potenzial, auch zehn Milliarden Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Allerdings müssen die Möglichkeiten der Landwirtschaft insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern stärker optimiert und genutzt werden.
Im Umfeld des diesjährigen Welternährungstages (16.10.2014) sensibilisierte die Wirtschaft das Thema. Denn Experten gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung von heute von sieben auf bis zu zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050 anwachsen wird. Der globale Kampf gegen den Hunger kann gewonnen werden, sagt Norbert Steiner, Vorstandschef der K+S Gruppe, eines führenden international tätigen Rohstoffkonzerns, dessen Produkte nicht nur als Düngemittel in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Dazu, so der Manager weiter, müssen die bereits vorhandenen Möglichkeiten besser genutzt und koordiniert werden. Denn landwirtschaftlich relevante Ressourcen wie Anbauflächen und Wasser sind weltweit begrenzt. Zudem wird für die nächsten Jahrzehnte eine überproportionale Zunahme des Proteinverbrauchs pro Kopf mit entsprechenden Folgen für den Nahrungsmittelbedarf prognostiziert. Auch die nachwachsenden Rohstoffe für die Bioenergieerzeugung – auch für Treibstoffe (insbesondere in Brasilien) – beanspruchen Agrarland. Laut eine von K+S in Auftrag gegebenen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes forsa, vertreten 49% der deutschen Bevölkerung die Ansicht, dass ein Verzicht der Verwendung von Nahrungsmitteln zur Produktion von Bioenergie am ehesten zu einer Verbesserung der Welternährung beitragen würde.
Allerdings sind die Hungerprobleme nicht nur auf Schwellen- und Entwicklungsländer beschränkt. Es ist ein Skandal, dass in der Weltmacht USA Millionen Amerikaner auf Gratis-Essen angewiesen sind. Dies berichtete die angesehene „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ am Sonntag vom 24.8.2014) unter Berufung auf Regierungsangaben. Über 46 Millionen US-Bürger – ca. 15% der Bevölkerung der Vereinigten Staaten – nehmen am entsprechenden „Supplemental Nutrition Assistance Program“ (SNAP) teil und erhalten Lebensmittelmarken. Es darf bezweifelt werden, ob diese Menschen in der oben genannten Anzahl hungernder Menschen erfasst sind.
Hunger ist also nicht nur die Folge durch Missmanagement der landwirtschaftlichen Anbauflächen vorwiegend in den Entwicklungsländern. Auch gesellschaftspolitische Strukturen, z.B. durch eine ungenügende Sozialgesetzgebung, können Menschen auch in Ländern wie die USA, nicht nur in die Armut, sondern, schlimmer noch, in den Hunger treiben.