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Korrupte Regierungen und „verpulverte“ Entwicklungshilfe in Afrika

Korrupte Regierungen und „verpulverte“ Entwicklungshilfe in Afrika Pixabay

Die Mär von der Ausplünderung und moralischen Pflicht

Auch kraftvolle Sprüche von Kirchenfürsten werden nicht dadurch wahrer, dass sie beispielsweise Kardinäle und Ratsvorsitzende der EKD streuen. Ganz im Sinne von Michel Houellebecq’s Buch „Unterwerfung“, versuchen Kirchenführer, Politiker und vor allem Redaktionen in ihrem Betroffenheitsjournalismus (die Angst gegen die vermeintliche Richtigkeit zu verstoßen) den Europäern aufgrund der Herausforderung durch afrikanische Flüchtlingsströme Schuldgefühle und Pflichten einzureden. Gipfel war ein Interview des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki mit der Boulevardzeitung „Express“. Gewiss gehört es zur christlichen Nächstenliebe, Hilfe zu praktizieren. Und zweifelsohne gibt es menschliche Schicksale und Tragödien bei der Flucht aus Afrika. Insofern hat der Kardinal recht.

Aber schon seine Folgerung, dass „wir“ (damit meint der Kardinal auch die Deutschen) für das Elend in „höchstem Maße mitverantwortlich“ sind und es daher unsere Pflicht und Verantwortung sei, zu helfen, ist grundlegend falsch! Wir helfen aus ethischen Gründen, aber nicht weil wir dazu verpflichtet sind. Es ist daher in Sachen Schuld durchaus angebracht, einige Äußerungen des Kardinals und leider auch der Medien zurechtzurücken.

Verantwortlich für die negative Entwicklung zahlreicher afrikanischer Staaten nach der Kolonialzeit sind nicht „wir“ im Westen, sondern in erster Linie Fehden, Bürgerkriege und klassische Kriege. Allein in der Region Darfur (Sudan) erlitten 400.000 Menschen durch Kriege eine Hungersnot. Ab 1990 wurden in Afrika für unsinnige Kriege weit über 200 Milliarden Euro im wahrsten Sinne des Wortes verpulvert! Die Not in vielen Ländern in Afrika hängt nicht mit „unseren“ Verpflichtungen, sondern mit der Korruption und der Unfähigkeit der Regierungen auf dem afrikanischen Kontinent zusammen. Ganz im Gegenteil muss man dem Westen vorwerfen (dies gilt auch für Deutschland), diese Missstände durch weitere Zahlungen an Entwicklungshilfe, die in falsche Kanäle gelangte, toleriert zu haben.

Wo blieben 950 Milliarden Euro?

Allein die Bundesregierung hat ihre Entwicklungshilfe für Afrika auf jährlich 1,3 Milliarden Euro aufgestockt. Nach Recherchen der angesehenen in Zürich erscheinenden Wochenzeitung „Die Weltwoche“, wurden in den letzten sechzig Jahren vorwiegend durch westliche Industrienationen Steuergelder in der unvorstellbaren Höhe von umgerechnet ca. 950 Milliarden Euro nach Afrika gelenkt. Was ist mit diesem Geld geschehen? Wäre es richtig eingesetzt worden, müsste Afrika blühen! Als das britische Empire seine „Kronkolonien“ in die Unabhängigkeit entlassen hat, waren etwa Kenia, Ghana und das damalige südliche Rhodesien – das heutige Simbabwe – geordnete Länder mit einem intakten Gesundheitswesen und einer funktionierenden Infrastruktur. Die Menschen hatten ihr gutes Auskommen. Flucht ergreifen musste niemand. Das Vereinigte Königreich hat sich ganz im Gegenteil, stets vor der Entlassung ihrer ehemaligen „Kolonien“ in die Unabhängigkeit, immer nobel verabschiedet, wenn nur daran erinnert werden darf, dass z.B. Hongkong vor dem Einholen des Union-Jack einen sündhaft teuren internationalen Airport durch die Briten spendiert bekommen hat.

Was ist heute aus Simbabwe geworden? Ein Chaos mit einer unbeschreiblichen Armut. In Kenia funktionieren die von den Briten gebauten Eisenbahnlinien längst nicht mehr. Viele ältere Afrikaner in Kenia – man muss sich dies einmal vorstellen – sehnen wieder wie sie sagen „die gute Zeit unter den Briten“ herbei. Selbstherrliche Führer haben in Afrika die Länder als ihr Privateigentum angesehen. Die Mär von der Ausplünderung durch „uns“ ist Unsinn. Vielleicht will auch nur die Kirche von ihren Versäumnissen auf anderen Feldern ablenken. Vielleicht war auch Kardinal Woelki zu lange in Berlin. Das steckt an …

Letzte Änderung am Mittwoch, 19 April 2017 13:59
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag