Die Summe der Steuern und Abgaben am Strompreis für Haushalte hat erneut ein Rekordhoch erreicht und macht inzwischen 52% aus, wie eine aktuelle Strompreisanalyse für das Jahr 2014 durch den BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) ergab.
Die Entwicklung nimmt astronomische Formen an. Betrug der Index für Haushaltsstrom (Maßstab 1998 ist 100) im Jahr der Jahrtausendwende sogar nur 81%, stieg er insbesondere in den letzen Jahren katastrophal an. Von 138 Punkten (2010) über 147, 151, 169 und aktuell 2014 auf 170 Punkte. Die Deutschen haben mit den höchsten Strompreis in Europa zu verkraften. Grund ist vor allem das Subventionsübel für die Erneuerbaren Energien. Dieses Subventionskarussell dreht sich immer schneller und belastet inzwischen auch die Bilanzen der Kraftwerksbetreiber.
GfK Global Green Index belegt abnehmendes Vertrauen in Energiewende
Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass die deutschen Verbraucher der Umsetzung der Energiewende zunehmend kritischer gegenüber stehen. Vor allem die extrem hohen Stromkosten und die Eingriffe durch neue Stromnetze reduzieren ganz erheblich die Zustimmung der Deutschen zur Energiewende. Dies ergaben aktuelle Ergebnisse des Nürnberger GfK Global Green Index (GfK = Gesellschaft für Konsumforschung). Der 2011 beschlossene Atomausstieg war der Startpunkt für eine beschleunigte Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Die Energiewende wurde noch 2011 von der deutschen Bevölkerung überwiegend positiv gewürdigt.
Doch inzwischen sank die Akzeptanz von 56% Zustimmung (2011) auf nur noch – fallende Tendenz – 46% im laufenden Jahr 2014. Dies heißt, die Mehrheit der Bevölkerung lehnt inzwischen die Energiewende-Umsetzung ab. Ein noch extremeres Bild ergibt sich bei der Analyse der Bevölkerungsgruppe jenseits von 65 Altersjahren. Hier sank die Zustimmung zur Energiewende innerhalb von drei Jahren von beachtlichen 64 auf aktuell nur noch 40%. Es sind aber nicht nur die Entwicklungen im Strompreis, die zu einer Verärgerung der Deutschen führen. Vor allem die mit der Energiewende verbundene neue Trassierung von Stromleitungen mobilisieren den Protest. Für Ärger sorgt auch die zunehmende Verspargelung der Landschaft durch die Windräder und selbst der erhebliche Zubau durch die Photovoltaikanlagen, die durch irrsinnige Förderprogramme zu einer Verteuerung der Strompreise durch die Umlagen führen, reduzieren die Zustimmung zur Energiewende.
Vieles ist absurd
Inzwischen hat die Unausgewogenheit durch die Bevorzugung der Wind- und Sonnenenergie nicht nur dazu geführt, dass die Netzstabilität gefährdet wird; sie trägt auch dazu bei, dass eigentlich besonders umweltfreundliche „Schnellsprinter“ wie hocheffiziente Gaskraftwerke, die vor wenigen Jahren in Betrieb genommen wurden, nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können. Grund dafür ist der Vorrang der Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie in die Netze, sodass selbst effiziente und modernste Anlagen abgeschaltet werden müssen und somit nicht mehr ihren Fixkostenbeitrag erwirtschaften können. Ein Beispiel ist das derzeit modernste „Weltmeister-Kraftwerk“, das innovative Gaskraftwerk im bayerischen Irsching mit einem Guinness Buch verdächtigen Wirkungsgrad.
Und die Kette geht weiter und belastet inzwischen sogar Arbeitsplätze bei den Anlagenbauern für die Kraftwerkstechnik. So werden in Deutschland derzeit keine neuen – dabei für die Versorgungssicherheit dringend notwendigen – Gaskraftwerke gebaut, was den Turbinenherstellern Alstom (in Mannheim) und Siemens (in Berlin) bereits erhebliche Sorgen verursacht. Ähnliche Probleme haben die Hersteller von Wasserkraftwerken, weil inzwischen fast jedes projektierte Wasserkraftwerk – nicht nur die Pumpspeicherkraftwerke – auf erhebliche Akzeptanzprobleme stoßen.
Keine Frage – die Energiewende, weg von der Atomenergie, war in Deutschland notwendig, weil Kernkraft in Deutschland nach Fukushima politisch nicht mehr mehrheitsfähig war. Wie leider so oft in Deutschland, fehlt auch bei der Umsetzung der Energiewende eine vernünftige Balance, auch im Hinblick zur Abschaltung der letzten Atomkraftwerke in Deutschland in 8 Jahren (2022). Es ist eigentlich ein Wahnsinn, dass für die energieintensiven Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern (mit ihren industriellen Leistungsträgern für die gesamte Republik) Strom durch das gesamte Bundesgebiet mit riesigen Freileitungen, zum Teil durch den Thüringer Wald, transportiert werden soll, obwohl die Energiewende „vor Ort“ gemanagt werden könnte. Immerhin hat der Vorstandschef der weltweit angesehenen Industrie- und Technologieikone MAN (über 250 Jahre erfolgreich im Markt), Georg Pachta-Reyhofen, jüngst in einem bemerkenswerten Beitrag für das Wirtschaftsmagazin „Capital“ (Ausgabe Juli 2014), Alternativen mit dezentralen Kraftwerken aufgezeigt. Auch Chancen mit dem „Power-to-Gas Verfahren – PtG“, das die Umwandlung des überschüssigen Wind- und Sonnenstroms in synthetisches Erdgas ermöglicht, werden, so der erfahrene Manager, die Diskussionen zur Energiewende positiv beeinflussen. Wir könnten auf viele Stromtrassen – und somit Ärger – verzichten. Irgendwann wird man der Bundesregierung die schlecht umgesetzte Energiewende bei Wahlen um die Ohren hauen.