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Studien, Gutachten und Analysen werden als "Stimmungsmache" immer fragwürdiger

Studien, Gutachten und Analysen werden als "Stimmungsmache" immer fragwürdiger © Vattenfall

Manipulation oder seriöse Information

Wem soll man da noch glauben? Studien, Gutachten und Analysen werden durch ihren Wahrheitsgehalt und die Qualität immer fragwürdiger und werfen die Frage auf, ob Studien noch als seriöse und ernstzunehmende Informationsquellen zur Meinungsbildung beitragen können! Man kennt ja das Problem oft bei spektakulären Prozessen bei Gericht: Drei Gutachten – drei gegensätzliche Meinungen. Die Richter sind oft verzweifelt.

Studien, Gutachten und Analysen sind längst auch ein Business geworden und unterliegen daher dem Druck vieler selbsternannter Institute, „Umsatz“ zu machen. Entsprechend haben die Studien zuweilen eine katastrophale Qualität und spiegeln mehr den Wunschgedanken ihrer Auftraggeber wider. Dem Wildwuchs der Studien müssen daher überprüfbare Regeln auferlegt werden. Immerhin können Studien und Analysen für erhebliche Schäden in der Wirtschaft und Gesellschaft sorgen. Ein Beispiel dafür sind Analysen der Ratingagenturen im Vorfeld der Finanzkrise gewesen. Die US-Regierung will jetzt eine führende Ratingagentur wegen einer zu optimistischen Beurteilung von Finanzprodukten verklagen, die sich später als „Schrottpapiere“ entpuppten und somit nicht unwesentlich zu einem enormen Schaden beitrugen.

Ist das abendliche Glas Rotwein gesund oder schädlich?

Andere Beispiele sich widersprechender Studien aus dem Medizinbereich sind nicht minder brisant. So soll einmal Calcium als Nahrungsergänzungsmittel einen Herzinfarkt begünstigen und dann widerlegt eine andere Studie der Life Extension Foundation den Wahrheitsgehalt und begründet dies mit falschen Prämissen der anderen Studie. Wer hat richtig analysiert? Dann: Einmal ist das abendliche Glas Rotwein beim Fernsehen nach einer Studie gesund, dann attestiert eine andere Studie genau das Gegenteil. Wie denn nun – welcher Studie sollen die Menschen vertrauen? Auch in den großen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen haben sich Analysen und Studien als höchst ungeeignet erwiesen. So wurde noch in den 80er Jahren von angeblich „ernstzunehmenden Forstfachleuten“ mit Prognosen das Ende des deutschen Waldes für die nächsten zwei Jahrzehnte vorausgesagt und dann lesen wir jetzt in den „Nürnberger Nachrichten“, dass etwa der berühmte riesige 25.000 Hektar große „Reichswald“ bei Nürnberg – umgeben von Autobahnen – vor Gesundheit nur so strotzt.

Und noch ein spektakuläres Beispiel. Hätte der berühmte „Club of Rome“, der vor 40 Jahren einer der Auslöser der Umweltbewegung gewesen ist, mit seinen Analysen über die Grenzen des Wachstums richtig gelegen, gäbe es schon längst kein Öl mehr. Mit derartigen Aussagen ist aber damals Politik gemacht worden; in einer beispiellosen Hysterie wurden anschließend die Menschen verunsichert. Wer nimmt heute noch Studien des „Club of Rome“ ernst? Entgegen vieler anderer Prognosen sagte der „Club of Rome“ im Mai 2012 voraus, dass ab dem Jahre 2040 das Anwachsen der Weltbevölkerung, Stand dann 8,1 Milliarden Menschen, wieder absinke …

Leider unterliegen heute auch viele Wissenschaftler der Versuchung, über Studien Stimmung für diese oder jene Strömung zu verbreiten. Ein Beispiel dafür sind Prognosen des „Weltklimarates IPCC“ zur Entwicklung des Klimas. Immer noch bestreiten hochkarätige Klimatologen aus den verschiedensten Ländern die Hochrechnungen des IPCC, die mit dem Anspruch der höheren Weihen antreten. Inzwischen wurden schon „Irrtümer“ beim maßlosen Übertreiben – etwa beim Thema der Gletscher im Himalaya – durch den IPCC zugegeben. Umstritten ist vor allem in der Wissenschaft der menschliche Einfluss bei der Klimaentwicklung. Sehr prominente Wissenschaftler sehen in der Entwicklung des Klimas einen natürlichen Zyklus (siehe zu diesem Thema auch das Buch „Die kalte Sonne“ (Hoffmann & Campe Verlag). Insgesamt gilt auch hier: wie glaubwürdig ist noch der IPCC mit seinen Studien und Analysen?

Interessensgetriebene Studien zur Entwicklung des Schiefergases?

Aktuell stehen Studien zur Energiewirtschaft, etwa zum Thema Hydraulic Fracturing, im krassen Gegensatz zu Analysen der internationalen Energieagentur (IEA) oder zu Aussagen des aktuellen Review of World Energy 2012 von BP plc, London, sowie der Deutschen Rohstoffagentur – immerhin eine Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Schließlich attestieren die Energieexperten von PwC dem Schieferöl eine geradezu revolutionäre Entwicklung. Entgegen diesen Aussagen sieht nun eine Studie der deutschen „Energy Watch Group“ das Ende des Fracking-Booms und den „Peak of Oil“ in nicht mehr allzu langer Zeit. Hydraulic Fracturing würde maßlos überschätzt. Dazu muss man allerdings wissen, dass die Studie der Energy Watch Group nur eingeschränkt als neutral einzustufen ist, wenn man bedenkt, dass die Organisation auf Initiative von Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion „Bund 90/Die Grünen“, entstand und sich vor allem der regenerativen Energiewirtschaft verbunden fühlt. Obwohl die Energy Watch Group im Gegensatz zu den meisten Fachanalysen mit ihren Aussagen in ihrer jüngsten Studie allein steht, fand sie Einklang in den Medien. Insbesondere wird die Energy Watch Group von den aktuellen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten klar widerlegt. Dies gilt auch für die aktuell gestarteten gewaltigen Investitionen in die Öl- und Gaswirtschaft vor den Küsten von Großbritannien und Norwegen. Alles in allem werden fossile Energien noch lange nicht knapp. Hier dürfte bei der Studie von Energy Watch Group vielmehr der Wunsch Vater des Gedanken sein.

Populistisches Gerede zur Kohleverstromung

Eine regelrechte missionarische Auseinandersetzung betreibt auch Greenpeace derzeit gegen die Kohleverstromung und beruft sich dabei auf eine theoretische Studie der Universität Stuttgart, demnach deutsche Kohlekraftwerke für jährlich 3.100 Todesfälle verantwortlich seien. Dies ist schon insofern populistisches Gerede, weil dieses Szenario – egal welche Partei an der Macht ist – keine Bundesregierung zulassen würde. Wer maßlos übertreibt und ein theoretisches Gespenst von 3.100 Todesfällen herbeiredet, hat keinen Anspruch auf Seriosität. Wer im Umfeld eines Kohlekraftwerkes in den Nachkriegsjahren groß wurde, weiß, welche großen Anstrengungen – z.B. mit der immer weiter entwickelten Filtertechnik – zur Verbesserung der Emissionen und Luftreinheit in den letzten Jahrzehnten vorgenommen wurden. Die enorme Verbesserung der Luftqualität wird auch vom Umweltbundesamt bestätigt. Außer Betracht lässt Greenpeace durch seine in Auftrag gegebene Studie vor allem die soziologische Entwicklung der Bevölkerungsstruktur im Umfeld der Kohlekraftwerke in Mitteldeutschland. Schließlich, dies an die Adresse von Grennpeace, könnte das emissionsfreie Kohlekraftwerk Realität sein, wenn die technisch gelöste CO2-Abscheidung und Speicherung nicht aus vorwiegend ideologischen Gründen bekämpft würde. Was will Greenpeace mit der „Studie“ bezwecken?

Letzte Änderung am Mittwoch, 03 Mai 2017 14:54
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag