In Bayern sind 137.000 Jobs bedroht
So hat das renommierte Münchner Ifo-Institut aktuell im Auftrag des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) errechnet, dass allein im Umfeld der bayerischen Autoindustrie (Hersteller und Zulieferer) 137.000 Jobs bedroht sind, wenn der „Umbau“ infolge geänderter Technologien wie etwa durch die Elektromobilität vorgenommen wird. Diese Zahlen sind keineswegs ein Gespenst, denn allein bei den Zulieferern verschiedener Komponenten und Systeme sind 55.000 Arbeitsplätze direkt bedroht, weil E-Autos eine grundlegende andere Technik mit weniger Fertigungsprozessen haben. Auch die verschärften CO2-Vorgaben durch Brüssel haben bereits zu einer Verunsicherung bei den Kunden geführt. Die Absatzzahlen brechen in der Automobilwirtschaft ein.
Andererseits ist nach wie vor offen, ob die Autokäufer überhaupt die E-Mobilität akzeptieren. Immer noch ist die Technik der Batterien für die E-Autos völlig unbefriedigend und dies hat nichts mit dem der Industrie vorgeworfenen angeblichen „Verschlafen“ neuer Trends zu tun. Dies ist eine Behauptung, die nicht stimmt, wie unschwer am Investitionsvolumen der deutschen Hersteller für die E-Mobilität erkennbar ist. Zur fehlenden Akzeptanz für E-Autos trägt erschwerend die mangelhafte Ladeinfrastruktur bei.
Auch die horrenden Strompreise (und – viel wichtiger – ob überhaupt die Stromversorgung beim Wegfall konventioneller Kraftwerke beim gleichzeitigen Anstieg des Strombedarfs durch E-Autos noch sicher ist) führen nicht gerade zur Begeisterung für die angeblich umweltfreundliche E-Mobilität. Insbesondere der gesamte Nutzfahrzeugbereich wird noch auf Jahrzehnte nicht auf den Diesel verzichten können, weil die Batterien für E-Fernlastzüge, so sie überhaupt vorhanden sind, im Gewicht fast der Ladung entsprechen… Wir reden also über Hirngespinste und gefährden andererseits eine Schlüsselindustrie der deutschen Wirtschaft, die Fahrzeugindustrie. In einer einmaligen Hysterie wird das CO2 Thema hochgespielt, obwohl immer mehr namhafte Wissenschaftler einen Zusammenhang mit dem Klima, das schon immer Wandlungen unterworfen war, nicht erkennen.
Höchste Strompreise belasten den Industriestandort
In einem Wahn sondergleichen, scheint es in Deutschland nur noch ein Thema zu geben, das Klima! Die Ökonomie als Grundlage für den Wohlstand scheint für klimapolitische Ideologen zweitrangig und keine Rolle zu spielen. Dabei könnte dem Klima am ehesten ein vernünftiger Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie helfen, weil nur eine gesunde Wirtschaft die „Energiewende“ finanzieren kann. Aber was ist geschehen? Die Energiewende hat Deutschland die inzwischen teuersten Energiepreise gebracht. Energieintensive Unternehmen denken darüber nach, den Standort Deutschland zu verlassen. Gleichzeitig wird die Versorgungssicherheit mit Strom immer stärker gefährdet. Vor einigen Tagen hat die Bundesregierung ihren „Monitoringbericht Versorgungssicherheit“ vorgelegt; dabei setzt sie auf den Import von Strom aus dem EU-Binnenmarkt, weil auf die Erneuerbaren eben kein Verlass ist. Doch auch der Stromimport funktioniert nicht mehr, weil der erhöhte Strombedarf auch in unseren Nachbarländern selbst zu Engpässen führt.
Am Blackout vorbeigeschrammt
Allein im Juni 2019 schrammte Deutschland an drei Tagen knapp am „Blackout“ vorbei. Durch Starkwinde mussten am 6., 12. und 25. Juni die Windräder abgeschaltet werden. Um einen Zusammenbruch der Netzinfrastruktur zu vermeiden, haben die Netzbetreiber verschiedene Unternehmen, u.a. Aluminiumhersteller, temporär vom Netz genommen, um einen Ausfall der Stromversorgung zu vermeiden. An den drei Tagen reichte selbst die „Regelenergie“ (zusätzliche Reserven von bereits abgeschalteten Kraftwerken) nicht mehr. Die Vorgänge, die weitgehend in der Öffentlichkeit verschwiegen wurden, entlarvten erneut die Fragwürdigkeit der deutschen Energiewende. Auch grüne Spitzenpolitiker verstehen keineswegs oder sie wollen nicht verstehen, dass rechnerische Kapazität und Verbrauchsspitzen zwei Paar Stiefel sind. Es nützt nichts, wenn eine theoretische Überkapazität regenerativer Energien vorhanden ist: Weil diese oft in der Praxis aus verschiedenen wetterbedingten Gründen (sei es das die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht oder zu extrem weht) nicht abgerufen werden kann. Strom muss immer gesichert vorhanden sein, und deshalb braucht Deutschland auch künftig konventionelle Kraftwerke.
Aber leider wurde eine einst erfolgreiche hochprofitable Branche mit einer hohen Investitionskraft, wie die Energiewirtschaft, durch politische und ideologische Rahmenbedingungen weitgehend zerstört. Die RWE AG beschäftigte im Jahr 2000 noch 155.000 Mitarbeiter. Heute sind es lt. Geschäftsbericht noch 17.748 Beschäftigte, Vattenfall Deutschland hatte 2009 21.000 Personen auf den Lohn- und Gehaltslisten, heute sind es noch 6.500. Diese Zahlen sagen eigentlich alles. Wie irrsinnig die deutsche Energiewende ist, zeigt auch der weltweite Kohlenverbrauch mit derzeit 5.357 Millionen Tonnen (Quelle IEA, Coal 2018). Davon entfallen auf Deutschland gerade einmal knapp 1,9 %. Der „Vorreiter Deutschland“ nützt herzlich wenig, weil der Verbrauch in Ländern wie China und Indien sogar weiter zunimmt. Das deutsche „Vorreiten“ kostet aber Arbeitsplätze! Wie traurig die Entwicklung für die Beschäftigung wurde, zeigt auch der Energiebereich (die Produktion u.a. schlüsselfertiger Kraftwerke mit Turbinen und Generatoren) der Siemens AG. Dieser traditionsreiche Konzern verkauft z.B. in Deutschland – obwohl es notwendig wäre – inzwischen fast keine Gasturbinen mehr. Dabei war einmal das riesige Werk Berlin-Siemensstadt eine Pflichtadresse für die Stromversorgungsunternehmen. Siemens überlegt derzeit, sich von der konventionellen Kraftwerke-Technik ganz zu verabschieden. Bald werden wir Kraftwerke nur noch bei Hitachi kaufen können.
Sprachlosigkeit
Leider haben aber auch die Energieversorger und Kraftwerkebauer wie Siemens, Alstom (GE) zur heutigen Situation der Branche beigetragen. Sie haben nicht überzeugend für ihre richtigen Argumente gekämpft! Praktiziert wurde eine katastrophale Sprachlosigkeit, anstelle einer Aufklärungsarbeit für Akzeptanz. Sie haben sich vorwiegend auf politisch agierende Lobbyisten in Berlin und Brüssel verlassen und die Notwendigkeit der Überzeugung im Volk vergessen oder vernachlässigt. Dies gilt auch für die Automobilindustrie inkl. deren Zulieferer. Ein Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, etwa wie wichtig die Autoindustrie als Beschäftigungsfaktor für die Deutschen eigentlich ist, unterblieb – von wenigen halblauen Aktivitäten abgesehen. Die Aufgabe, eine positive Wahrnehmung für Notwendigkeiten zu schaffen – ob für Kraftwerke oder die Berechtigung des Diesels – blieb unberührt; die Meinungsführerschaft überließ man den lautstarken „rührigen“ Gegnern der Energiewirtschaft bzw. der Automobilindustrie, nämlich den Nichtregierungsorganisationen wie die DUH und anderen „Verbänden“, die immer stärker die Medien gewannen.
In der Öffentlichkeit wirken aber verbal vorgetragene halbherzige Bekenntnisse für Kraftwerke oder für den Diesel allein nicht viel; sie müssten überzeugend und glaubhaft argumentativ auch in die breiten Bevölkerungsschichten transportiert werden. Dies unterblieb, entweder aus Kostengründen, der Angst ganz allgemein oder im Vertrauen darauf, dass es die Politik schon richten wird. Die Politik (auch die Unionsparteien) richtet es aber nicht, wenn marktschreierische Organisationen den Protest auf die Straße tragen. Die Politik knickt immer dann ein, wenn sie befürchtet, Wählerstimmen zu verlieren. Oder sie schlägt sich auf die Seite, von der sie sich mehr Stimmen verspricht. Dies war schon der Hintergrund des voreiligen Ausstiegs aus der Kernenergie vor den 2011 bevorstehenden Landtagswahlen im früheren CDU-Stammland Baden-Württemberg. Die CDU hat sich damals bei grünen Wählern durch den Ausstieg gegen ihre eigene Überzeugung angebiedert; sie verlor die Wahl in Baden-Württemberg trotzdem, weil die Wähler das Spiel durchschauten. Wirtschaftliche Vernunft oder Verantwortung für Arbeitsplätze scheint heute offensichtlich zweitrangig zu sein.
Die Dinge werden sich erst dann ändern, wenn die Arbeitslosigkeit oder das Entstehen dieser Gefahr stark zunimmt und so hoch wird, dass die Bürger aus einer gewissen Lethargie aufwachen. Dies war zuletzt bei der Finanzkrise 2008/2009, die auf die Realwirtschaft übergriff, der Fall. Die Bundesregierung hat damals im Umfeld der Finanzkrise, die auf die Realwirtschaft überschnappte, schleunigst eine Abwrackprämie eingeführt. Damit sollte der Fahrzeugkauf wieder angekurbelt werden. Da waren übrigens die Grünen, als die Gefahr der Massenarbeitslosigkeit drohte, ganz kleinlaut!