Politik - Märkte - Energie - Mobilität

Doping, Olympische Spiele und IOC

Erneut findet 2018 in Südkorea (nach der Sommerolympiade 1988 und der Fußball-WM 2002) mit der Winterolympiade Pyeongehang eine sportliche Großveranstaltung statt. Erneut findet 2018 in Südkorea (nach der Sommerolympiade 1988 und der Fußball-WM 2002) mit der Winterolympiade Pyeongehang eine sportliche Großveranstaltung statt. © Pixabay

Die Scheinheiligen

Das IOC hat Russland wegen angeblichem Doping von den olympischen Spielen in Peyongchang ausgeschlossen. Während den einen, denen die „Strafe“ nicht weit genug ging, von einem faulen Kompromiss sprachen, sehen viele im IOC die eigentlichen Verantwortlichen und Scheinheiligen für die heutigen Missbräuche im Sport. In der Tat sind die Gedanken eines Pierre de Coubertin, Begründer der olympischen Spiele der Neuzeit, demnach dabei sein alles sei und im Mittelpunkt der Spiele die „Jugend der Welt“ einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten solle, längst Makulatur.

Kommerzialisierung und Professionalisierung

Schuld am Verlust der olympischen Grundsätze hat nicht zuletzt vor allem das IOC selbst, das die Grundlagen der Zerstörung der olympischen Idee mit einer unglaublichen Kommerzialisierung Olympias und der daraus folgenden Professionalisierung der teilnehmenden Sportler schuf. Spätestens als die Amateurbestimmungen weitgehend abgeschafft wurden und selbst Sportmillionäre wie Tennisprofis oder amerikanische Basketballspieler um Medaillen kämpften, war es mit der Olympiaromantik vorbei. Im Vordergrund steht seitdem nicht mehr die Medaille selbst, sondern der lohnende Werbevertrag für die Sportler, die längst unter einem unglaublichen Druck stehen. Sie müssen siegen! Die Entwicklung zur Tolerierung der Teilnahme von Profisportlern ist sicher mit eine der Triebfedern für das Doping, denn wer vom Sport erfolgreich leben will, muss vorher, insbesondere bei olympischen Spielen, auch Gold gewinnen. Da ist die Versuchung zum Doping leider und systembedingt nicht weit!

Wenn heute die „Funktionäre“ des IOC medienwirksam auch russische Sportverbände anklagen, dann darf gerade die Institution IOC einmal an das biblische Wort „wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“, erinnert werden, denn Olympia wurde nicht zuallererst durch Doping kaputtgemacht, sondern durch die Geldgier des IOC selbst. Ein gutes Beispiel war das Schachern um die Fernsehübertragungsrechte. Allein für die europäischen Fernsehübertragungsrechte der Spiele 2018 bis 2024 erhielt das IOC durch Discovery Communications (Eurosport gehört als Tochter zum Konzern) 1,3 Milliarden Euro. Immer schwieriger wird es, überhaupt Bewerber für die Spiele zu finden. Die Akzeptanz fehlt, die Menschen in Graubünden und Innsbruck sagten nein zu einem Geldrummel! Schuld daran sind auch die „Host City Contracts“, schlichte Knebelungsverträge des IOC mit den Bewerbern, die darauf hinauslaufen, dass alle Risiken – die Folgekosten ohnehin – bei den Bewerbern liegen. Immer wieder wird das IOC auch mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

Politische Instrumentalisierung

Längst wurde Olympia auch politisch instrumentalisiert. Spektakulär waren die Boykotts der Spiele in Moskau (1980) und vier Jahre später in Los Angeles. Unvergessen auch der Boykott der Winterspiele in Sotschi 2014 durch einige westliche Staatsoberhäupter. Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck sagte wegen angeblicher Verletzungen der Menschenrechte die Eröffnungsfeier ab und brüskierte damit – noch vor der Annexion der Krim – den Veranstalter Russland. Doch muss man zugeben, dass für die politische Instrumentalisierung das IOC nicht verantwortlich gemacht werden kann.

Dies könnte sich jetzt beim Ausschluss Russlands bei der Winterolympiade in Südkorea allerdings anders entwickeln, denn damit brüskiert das IOC auch den russischen Staat und die russische Bevölkerung. Aus russischer Sicht sind nämlich noch zahlreiche Fragen offen. Offiziell bestreitet Moskau ohnehin alle Dopingvorwürfe, insbesondere die Aussagen des russischen Kronzeugen Grigory Rodtchenkow, der in die USA flüchtete und mittlerweile unter Zeugenschutz steht. Aus verschiedenen Gründen muss die jetzt erfolgte IOC-Entscheidung gegen Russland kritisch hinterfragt werden. Es stehen Aussagen gegen Aussagen. Drei Fragen sind schon jetzt offen:

1. Was ist ein olympischer Sieg wert, wenn mit die besten Athleten fehlen?

2. Darf eine ganze Sportnation und seine Bevölkerung in Sippenhaft für ein eventuelles Doping einzelner Sportler – so die Vorwürfe stimmen – genommen werden?

3. Welch eine Qualität hat eine Olympiade, bei der die neben den USA erfolgreichste Sportnation fehlt?

 

Letzte Änderung am Montag, 11 Dezember 2017 14:29