Dümmer geht’s eigentlich nimmer; sollen (in der Lesart des Konzernatlas 2017 und um im Beispiel Landmaschinentechnik zu bleiben) bei den Ernten die Bauern wieder mit unzähligen Helfern etwa mit der Sense, wie sogar noch in der Nachkriegszeit in den fünfziger Jahren, die Felder beackern? Ganz abgesehen davon, dass es diese Helfer nicht mehr gibt; wenn doch, wären diese für die Bauern nicht mehr bezahlbar. Besonders absurd ist die These, dass die Landmaschinenhersteller die Saatguthersteller übernehmen könnten, um ihre „Macht“ für einen erhöhten Absatz ausbauen zu können. John Deere, AGCO, Claas oder zum FIAT-Einflussbereich gehörende Wettbewerber wie New Holland, Case oder Steyr haben als Firmen der Landmaschinentechnik gewiss andere Planungen der jeweiligen Unternehmensentwicklung. Ohne moderne Landtechnik hätten aber die jungen Landwirte längst aufgegeben, d.h. wir hätten überhaupt keine bäuerlich geprägte Landwirtschaft mehr.
Die ideologisch bekannten Begriffe
Herausgeber der Studie sind die Nichtregierungsorganisationen BUND für Umwelt und Naturschutz, Germanwatch, Oxfam Deutschland und auch die parteinahen Verbände Heinrich Böll Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen) sowie die Rosa Luxemburg Stiftung, die der Linken nahesteht. Die Namen sind Programm. Wie ein roter Faden sind im „Konzernatlas 2017“ querbeet Begriffe wie Unternehmensmacht, Global Player, Missbrauch der Marktmacht, Machtkonzentrationen durch Fusionen, globale Ungleichheit, Industrialisierung der Landwirtschaft, Preisdruck, Vernachlässigung der Menschen- und Arbeitsrechte, Moderner Großgrundbesitz, die Ressource Wasser und andere bekannten Formulierungen prägend. So ziemlich alle Firmen der Agrar- und Lebensmittelindustrie – von Bayer über Nestle, Unilever, Danone, Cargill, die JAB-Holding der „Milliardärsfamilie Reimann“ (Studie) bis hin zu den großen Händlern wie Lidl, Aldi – sind mehr oder weniger kritisch erwähnt.
Als Konsument unserer täglichen Lebensmittel könnte man – liest man die Studie – meinen, als ob die gesamte Branche der Ernährungsindustrie nur so von bösen Unternehmen geprägt würde, die nichts anderes im Kopf hätten, als die Verbraucher zu gängeln, Preise diktieren zu wollen und die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern auszunützen. Besonders unsinnig ist der Bogen zwischen der Ernährungsindustrie und dem weltweiten Hunger. Die Industrie, so der „Konzernatlas“ wolle zwar die Welt ernähren – aber es würden weltweit 800 Millionen Menschen hungern. In der Tat muss der Hunger bekämpft werden. Dies geschieht auch. Inzwischen sank die Anzahl der hungernden Menschen von 963 Millionen im Jahr 1970 (Angaben UN-Agrarorganisation FAO) auf aktuell 800 Millionen. Diese Zahl ist zwar immer noch zu hoch – aber die Reduzierung von 163 Millionen ist ein enormer Erfolg. Der weltweite Hunger hat viele Ursachen, etwa Kriege und Fehden insbesondere in Afrika. Auch Naturkatastrophen spielen eine Rolle. Hinzu kommt politisches Unvermögen in vielen Entwicklungsländern und nicht zuletzt spielt auch die Korruption vieler Machthaber, die Entwicklungshilfen fehlgeleitet haben, eine Rolle. Die Ernährungsindustrie – auch die vorgelagerte Wirtschaft der Agrarunternehmen für Düngemittel und Saatgut – ist zu allerletzt für den Hunger verantwortlich.
Funktionierender Wettbewerb in Deutschland
Welchen Beitrag leistet die deutsche Ernährungswirtschaft – inkl. der Versorgung? In Deutschlands drittgrößter Industriebranche erwirtschafteten 5.800 Betriebe einen Umsatz in Höhe von 169 Mrd. Euro (2015). Gleichzeitig ist die Ernährungsindustrie mit 570.000 Beschäftigten einer der wichtigsten Akteure im Arbeitsmarkt. Zu den größten Zweigen der Branche zählen die Fleisch- und Fleisch verarbeitende Industrie, die Molkereiwirtschaft sowie die Süß- und Backwarenindustrie. Mit über 170.000 Produkten können die deutschen Verbraucher auf ein optimales Angebot zurückgreifen. Im Handel, dessen Zahlen oben nicht enthalten sind, sorgt der gut funktionierende Markt für einen harten Wettbewerb, durch den die Kunden auch preislich profitieren. Die Endverbraucher haben im Übrigen eine immer noch ausreichende Alternative im Einzelhandel. Sie werden nicht gezwungen, in den angeblich marktbeherrschenden Handelsgesellschaften ihren Lebensmittelbedarf zu decken. Überzeugend ist immer das Angebot, die Qualität und der Preis.