Im zeitlichen Umfeld der bekanntgewordenen Vorwürfe fand die IAA 2015 statt. Bei dieser weltweit größten Ausstellung für PKW haben sich prompt NROs mit der pauschalen Verurteilung des Diesels positioniert. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nutzte die Messe, um medienwirksam den Diesel zu verteufeln. „Diesel-Abgase töten“ hieß es auf einer riesigen Autoattrappe und die Automanager seien auch persönlich für Todesfälle infolge der Dieselabgase verantwortlich. Diese grotesken Angriffe waren und sind nicht zielführend. Die Wirkung blieb aus. Zumindest das Publikum ließ sich nicht irritieren. Die Anziehungskraft der IAA übertraf mit fast 932.000 Besuchern deutlich die Vorgängerzahlen. Das Auto ist und bleibt für die individuelle Mobilität der Deutschen attraktiv. Und dies insbesondere auch und gerade durch den Diesel. Ein Diesel des Jahres 2016 ist mit einem Diesel der 1950er Jahre nur noch namensgleich! Da liegen in der Entwicklung und Sauberkeit Welten!
Emissionen gingen um 56,1% zurück
Jetzt soll mit einer teilweise unsinnigen Debatte der Diesel mit dem Elektroantrieb ausgespielt werden, denn während der Diesel eine bewährte Technologie darstellt, ist es noch eine offene Frage, ob der Elektroantrieb je eine ernstzunehmende Alternative für die PKW's werden kann. Damit soll aber nicht grundsätzlich der Elektroantrieb in Zweifel gezogen werden. Er ist möglicherweise – aber nur möglicherweise – eine Option für die Zukunft. Im Verkehrssektor geht es übrigens nicht nur um die PKW's, sondern auch um die Nutz- und Baufahrzeuge, die Busse, den Schiffsverkehr (See und Binnengewässer) und schließlich den Luftverkehr. Natürlich sind mit all diesen Verkehrsträgern Belästigungen verbunden.
Vor diesem Hintergrund darf durchaus daran erinnert werden, dass der Stellenwert Deutschlands als führende Wirtschaftsnation auch seiner Industrie und hier insbesondere der Automobilwirtschaft zu danken ist; verbunden damit ist ein überdurchschnittlicher Wohlstand mit einer hohen Lebensqualität der Bevölkerung. Industrielle Wertschöpfung – dies muss man einfach einmal zur Kenntnis nehmen – ist nun einmal auch mit gewissen Belastungen verbunden. Diesen stehen aber die erwähnten Vorteile gegenüber. Es gilt also fair abzuwägen. Es ist auch nicht so, dass umwelt- und gesundheitspolitisch nichts getan worden wäre.
Das Gegenteil ist der Fall. Dies belegt nur ein Vergleich: Wie Daten des Umwelt-Bundesamtes entnommen werden kann, ist z.B. von 1990 – 2013, also in nur 23 Jahren, eine Reduzierung der jetzt beim Diesel beanstandeten NO X-Emissionen von rund 1,6 Millionen Tonnen erreicht worden. Dies ist ein Rückgang von beachtlichen 56,1%. Bereits vorher wurde schon viel erreicht. Ältere Generationen, die z.B. in Ballungsräumen aufwuchsen, haben es erlebt. Sie können bestätigen, dass in der Verbesserung der Luftverhältnisse geradezu Revolutionäres in Deutschland geschehen ist.
Paradiesische Zustände gibt es nicht
Trotz der jetzt wieder veröffentlichten Hiobsbotschaften der NROs muss einfach einmal auch fairerweise zur Kenntnis genommen werden, dass die Menschen in Deutschland eine immer höher werdende Lebenserwartung haben und insgesamt wesentlich gesünder und vitaler etwa im Vergleich mit früheren Generationen leben. So unangenehm lebt es sich in Deutschland also nicht. Auf der anderen Seite – und es wurden offen auch die Belastungen durch die Industrie erwähnt – leben wir Menschen spätestens seit dem Sündenfall von Adam und Eva nicht mehr im Paradies. Eine Wunschwelt wird es für alle nicht geben. Horrorszenarien sind aber nicht zielführend und werden insgesamt auch als solche von der Bevölkerung nicht wahrgenommen.
Die Beurteilung des Diesels sollte im Übrigen nicht auf das Thema NO X-Emissionen reduziert werden, denn Stickoxide (die Technik ist dabei, die Herausforderungen zu lösen) sind nur die eine Seite der Medaille. Völlig unter geht das Thema CO 2-Emissionen. Wenn die ehrgeizigen Ziele der CO 2-Grenzen wirklich erreicht werden sollen, dann wird dies im Bereich der Mobilität mittelfristig ohne den Diesel nicht zu schaffen sein. Etwas mehr Realitätssinn (und weniger dramatische Hiobsbotschaften) bei den aufgeregten Diskussionen um den Diesel und die Automobilwirtschaft könnte nicht schaden.