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Erneute Blamage für die Meinungsforscher:

Erneute Blamage für die Meinungsforscher: © Pixabay

Absolute Mehrheit für die Tories in UK

Für realistische Kenner der Verhältnisse im Vereinigten Königreich war der Ausgang der Unterhaus-Wahlen vom 7. Mai 2015 – mit einem klaren Sieg und einer absoluten Mehrheit für David Cameron und seinen „Tories“ – keineswegs überraschend. Das Hemd sitzt bekanntermaßen enger als der Rock, und die Briten haben sehr wohl die guten wirtschaftlichen Fundamentaldaten ihres Landes gewürdigt. Weshalb viele angeblichen „Sachkenner“ aus dem Korrespondentennetz dennoch mit Verweis auf die europakritische Haltung von Cameron diesem den Sieg absprachen, bleibt deren Geheimnis.

Und der Unfug geht ja weiter. Cameron sei nur ein halber Gewinner, er sei jetzt auf die Geschlossenheit seiner Partei im Unterhaus angewiesen. Mein Gott, welcher Regierungschef ist nicht auf den Zusammenhalt seiner Regierungspartei(en) angewiesen? United Kingdom sei jetzt wegen der Stärke der schottischen SNP gespalten; Cameron sei künftig ein Getriebener, weil möglicherweise das Land aus der EU nach einer Volksbefragung austreten würde.

Wie sieht die Wirklichkeit aus? Zunächst wird es ein neues Schotten-Referendum nicht geben. Dies hat Cameron schon klargestellt. Die Schotten haben abgestimmt; die Mehrheit war eindeutig für den Verbleib beim Vereinigten Königreich. Ende der Fahnenstange. Auch sind exotische Wünsche eine Sache, die Realität eine andere. Alles erinnert etwas an Folklore. Auch Bayern spielt gelegentlich mit den Muskeln. Man könne es auch alleine! Natürlich ist Bayern stark. Aber die Bayern sind auch Bestandteil Deutschlands. Wer nimmt eine selbständiges Bayern ernst? So ist es letztendlich auch in Schottland und übrigens auch im spanischen Katalonien.

EU-Austritt kein Chaos

Auch ein EU-Ausstieg des Vereinigten Königreichs bedeutet keineswegs das Chaos für die britische Volkswirtschaft und schon überhaupt nicht für den Finanzplatz London. Die britische Hauptstadt bleibt das führende internationale Finanzzentrum. Dies ist von einer EU-Mitgliedschaft völlig unberührt, weil das gesamte historisch gewachsene Umfeld für den Finanzplatz an der Themse sprechen. Die Ressourcen, die enorme Anzahl der ausgebildeten Fachkräfte für Finanzdienstleistungen, der Status der Stadt London als Weltzentrum, letztendlich die englische Sprache, die Position von UK als „Flugzeugträger“ für die USA, die gewachsenen Verbindungen zu den Märkten in Asien, die attraktive Zeitzone und letztendlich auch das Gewicht eines Kapitalmarktes mit einem eigentlich nicht aufzuholenden Vorsprung im Export von Finanzdienstleistungen. Laut den Zahlen der UNCTAD (Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung) führt im Export der Finanzdienstleistungen einschließlich der Versicherungswirtschaft mit klarem Abstand UK mit einem Volumen von 50 Milliarden Euro deutlich vor den USA mit 17 Milliarden Euro. Deutschland kommt gerade auf bescheidene 6,6 Milliarden Euro. Soviel zum Stellenwert der Finanzplätze.

Natürlich wird es jetzt nach dem überzeugenden Sieg der Tories für die Brüsseler Eurokraten ungemütlich, weil Cameron realistisch die Probleme der EU nennt. Die Briten finden, dass sich die EU in eine nicht gewollte Richtung bewegt mit Eingriffen in nationale Zuständigkeiten. Großbritannien wird auch eine ausufernde und nicht mehr kontrollierbare und finanzierbare Zuwanderung nicht hinnehmen. Cameron hat 70 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkrieges überzeugende Gründe und lehnt Belehrungen ab. Immerhin hat das Land hat in dunklen Stunden die Flamme der Freiheit hochgehalten.

Kraftmeiereien aus der EU gegen das Vereinigte Königreich nützen nichts. Großbritannien ist in der EU inzwischen die zweitstärkste Volkswirtschaft (Zahlen 2014). Wer soll das Vakuum bei einem Austritt von UK ausfüllen? Die Deutschen würden sich wundern, müssten sie dieses „Loch“ füllen… Die Briten brauchen keinen Nachhilfeunterricht.

Letzte Änderung am Dienstag, 25 April 2017 15:37
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag