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Neuer Export-Rekord der deutschen Wirtschaft

Neuer Export-Rekord der deutschen Wirtschaft © BMW

Beflügelt durch die Euro-Abwertung

Die deutsche Wirtschaft hat einen neuen Rekord erzielt. Im vergangenen Jahr 2014 stiegen die Exporte der deutschen Unternehmen um 3,7% auf einen neuen Höchstwert in Höhe von 1.133,6 Mrd. Euro. Entsprechend legte der Außenhandelsüberschuss (Exporte minus Importe) auf 217 Mrd. Euro zu. 2014 betrugen die Importe 917 Mrd. Euro. Der neue Rekordwert der Exporte wurde trotz einiger schwächelnder Euro-Partnerländer und trotz des deutlichen Rückganges der deutschen Exporte nach Russland erreicht. Ohne die Russland-Krise hätte Deutschland den zweiten Platz der wichtigsten Exportländer erreicht. Die größten Exporteure waren 2014 China, die wiedererstarkten USA sowie auf Rang drei Deutschland vor Japan.

Doch so erfreulich die Zahlen für die deutsche Wirtschaft sind, so muss doch festgehalten werden, dass außergewöhnliche Ereignisse wie der schwache Euro-Kurs gegenüber dem US-Dollar (dadurch werden deutsche Erzeugnisse auf den Weltmärkten günstiger) sowie der tiefe Weltpreis für Öl zum Exportboom Deutschlands beitrugen. Insbesondere in den USA führte Hydraulic Fracturing zu einer starken Nachfrage für Produkte des deutschen Maschinen- und Anlagenbaues. Der deutsche Außenhandelsverband BGA geht auch für das laufende Jahr 2015 von einem weiteren Anstieg der deutschen Exporte aus, weist aber auch darauf hin, dass der „künstliche Rückenwind“ durch die EZB-Geldpolitik einige strukturelle Probleme übertünsche.

Getragen wird der deutsche Export in erster Linie durch die Vorzeigebranchen Automobilindustrie einschließlich ihrer Zulieferer, den Maschinen- und Anlagenbau (also vor allem Investitionsgüter) und schließlich durch die Chemie. Die deutsche Automobilindustrie exportierte 2013 insgesamt 4.197.516 Pkw (eine Exportquote von 77,2 %). Hauptkunden der deutschen Pkw-Exporte waren mit einem fast schon sensationellen Anstieg von 11,3% das Vereinigte Königreich mit 767.024 Pkw vor den USA mit 655.604 Einheiten. China als drittwichtigster deutscher Absatzmarkt kam auf 242.851 Fahrzeuge. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die deutsche Automobilindustrie vor allem in China Produktionsstandorte hochgezogen hat, d.h. die in China produzierten Fahrzeuge deutscher Unternehmen zeigen sich infolgedessen nicht in den deutschen Exportzahlen. Derzeit investiert etwa der VW-Konzern in weitere drei Standorte in China und kommt somit nach der Realisierung auf 20 Standorte. In Deutschland betreibt die VW-Gruppe 28 Werke.

Diese Entwicklung kritisieren einige Beobachter mit der Gefahr einer zu starken Abhängigkeit vom Reich der Mitte. So zahlte etwa BMW an seine chinesischen Vertriebshändler jüngst 700 Millionen Euro Entschädigung für angeblich zu hohe Verkaufsvorgaben, nicht zuletzt aufgrund des mehr oder minder deutlichen Druckes der chinesischen Behörden. Auch wird darauf hingewiesen, dass die „Spielregeln“ – etwa durch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in China – jederzeit sowohl in China als auch global geändert werden könnten. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Entwicklung in Russland, wo infolge der Sanktionen die Exporte – aber auch die Auslastungen der Werke deutscher Hersteller in Russland – drastisch zurückgingen.

14 % der Chemieexporte nach Asien

Auch die deutsche Chemie ist eine wichtige Säule für die gesamten deutschen Exporte. 2013 exportierte die Branche Erzeugnisse im Wert von über 166 Mrd. Euro – das sind fast 90% des Chemieumsatzes. Über 70% gingen in die EU sowie in sonstige europäische Länder. Unterpräsentiert sind die Märkte Afrikas (1,7% der Exporte) sowie Lateinamerikas mit 3,1%. Auch bei der Chemie zieht der asiatische Markt – insbesondere durch China getrieben – an. 2013 gingen allein 13,8% der deutschen Chemieausfuhr nach Asien/China. Damit ist diese Region schon vor den NAFTA-Ländern (USA, Canada und Mexiko) angesiedelt. Auch die deutsche Chemie hat schon ganz erheblich in die Produktion vor Ort in China investiert. Derzeit realisiert z.B. die BASF zwei weitere Fabriken für die Kunststoffproduktion zusammen mit Partnern in China. 60% seiner Verkäufe in Asien produziert die BASF als weltgrößter Chemiekonzern auch auf dem dortigen Kontinent. Der Anteil soll sogar noch steigen. Auch diese Erlöse zeigen sich natürlich nicht in den deutschen Exportziffern.

Schlüsselbranche Maschinenbau

Naturgemäß trägt der deutsche Maschinen- und Anlagenbau – mit über einer Million Beschäftigten die größte deutsche Industriebranche – mit seinen Erzeugnissen und Verfahren sowie zahlreichen Weltmarktführern zur Stärke der deutschen Exporte ganz erheblich bei. Deutsche Maschinen und Anlagen kommen in allen anderen Industriebereichen zum Einsatz – von der Petrochemie, der Chemie- und Pharmaindustrie, der Automobilwirtschaft bis hin zur Bauwirtschaft – und erfüllen somit eine Schlüsselfunktion. Insgesamt produzierte die Branche Maschinen und Anlagen im Werte von 212 Mrd. Euro (2014). Exportiert wurde Erzeugnisse für 152 Mrd. Euro. Wichtigstes Abnehmerland war mit ca. 17 Mrd. Euro China vor den USA mit 15 Mrd. Euro. Wichtigste Produktgruppen waren die Antriebstechnik vor der Fördertechnik. Es folgten die Allgemeine Lufttechnik, die Werkzeugmaschinen, Bau- und Baustoffmaschinen, die Landtechnik sowie Anlagen für die Nahrungsmittelindustrie.

Letzte Änderung am Dienstag, 25 April 2017 17:17
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag