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Deutsche Wirtschaft bestätigte 2013 ihre Stärke

Deutsche Wirtschaft bestätigte 2013 ihre Stärke © BMW

Beeindruckende deutsche Exporte – weltweit höchster Leistungsbilanz-Überschuss

Trotz zum Teil schwieriger Märkte konnte die deutsche Wirtschaft und insbesondere die Exportindustrie ihre Leistungsfähigkeit und Schlagkraft auch im vergangenen Jahr (2013) erneut unter Beweis stellen. Deutschland gehört zu den wenigen etablierten Industrieländern, die in den vergangenen – teilweise sehr schwierigen – Jahren ihre Weltmarktanteile halten und teilweise sogar gut ausbauen konnten.

Die deutsche Industrie hat mit ihren innovativen Erzeugnissen ihre Position gegenüber anderen Ländern sogar noch ausgebaut. „Darin spiegelt sich auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen sowie ihrer Produkte und Technologien auf den internationalen und heimischen Märkten wider“, sagte Anton F. Börner, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA.

Während das deutsche Bruttoinlandsprodukt von 2.644,2 Milliarden Euro (2012) nur geringfügig auf 2.750 Milliarden Euro stieg, konnte die Exportwirtschaft im abgelaufenen Jahr 2013 mit Verkäufen in die Exportmärkte in Höhe von 1.394 Milliarden Euro ganz wesentlich dazu beitragen, dass Deutschland mit 200 Milliarden den höchsten Leistungsbilanzüberschuss seiner Geschichte erreichte, wie das Münchener Ifo-Institut berechnete. Auch für das begonnene laufende Jahr 2014 soll die Exportoffensive der Deutschen ungebremst weitergehen, wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) prognostiziert: die Exporte sollen um 4% auf 1.450 Milliarden Euro steigen.

Einer der Erfolgsgaranten ist einmal mehr die deutsche Automobilindustrie, die trotz zahlreicher neuer Standorte und Werke in aufstrebenden Märkten (aber auch in den Vereinigten Staaten) im vergangenen Jahr allein in Deutschland 5.446.600 Personenkraftwagen produzierte. Davon wurden 4.200.300 Fahrzeuge ins Ausland exportiert. Auch für das laufende Jahr sind Deutschlands Autobauer optimistisch und sehen der Entwicklung mit Zuversicht entgegen, wie der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, erläuterte. Erfreulich sei auch die Stabilisierung des deutschen Pkw-Marktes. Einher mit der guten Position der deutschen Automobilindustrie planen die Firmen erhebliche Investitionen. Allein VW budgetiert für die nächsten vier Jahre 84 Mrd. Euro Investitionen, wovon trotz der internationalen Aufstellung – so VW-Chef Winterkorn – der größte Anteil auf die deutschen Standorte entfällt. Auch von den geplanten Audi-Investitionen in Höhe von 22 Mrd. Euro entfallen in den nächsten Jahren gut die Hälfte in den Ausbau der Standorte Ingolstadt und Neckarsulm. Bereits in der Vergangenheit haben sowohl Daimler als auch BMW in ihre deutschen Fabriken erheblich investiert. Die Stuttgarter wollen für ihre Premiummarken insbesondere enorm in das Werk Sindelfingen investieren.

Mehr als 75% der in Deutschland produzierten Autos gehen ins Ausland

Der starke Export der deutschen Automobilindustrie (mehr als drei von vier Autos, die in Deutschland produziert werden, gehen in die internationalen Absatzmärkte) sorgte bereits 2013 für eine insgesamt stabile und gute Beschäftigung in Deutschland. Die Stammbelegschaften umfassen 760.000 Mitarbeiter. Somit ist die Autobranche nach wie vor nicht nur ein wichtiger Impulsgeber für die Gesamtwirtschaft, sondern ein enormer Beschäftigungsfaktor. Sorgen bereitet der Automobilwirtschaft lediglich der Nutzfahrzeugmarkt. Allerdings sind auch hier durch den neuen „Euro-VI-Standard“ (Verringerung der Emissionen bei schweren Lkw und Bussen) wieder bessere Tendenzen erkennbar. Immerhin war das riesige Mercedes-Benz Motorenwerk für schwere Antriebsaggregate der Nutzfahrzeuge und Omnibusse in Mannheim bereits 2013 wieder gut ausgelastet. Die Werksleitung plant sogar Sonderschichten.

Freilich fußt die Exportstärke Deutschlands aber nicht nur auf der Position der Automobilindustrie. Traditionell gehört der deutsche Maschinen- und Anlagenbau, die chemische Industrie sowie die Elektrotechnik ebenfalls zu den Vorzeigebranchen der deutschen Wirtschaft.

Maschinen- und Anlagenbau will weiter zulegen

Auch Deutschlands größte Industriebranche, der Maschinen- und Anlagenbau, konnte seine Spitzenposition als weltgrößter Exporteur – weit vor den USA – behaupten. Deutschland exportierte für über 150 Milliarden Euro Hightech-Maschinen und Anlagen (die USA waren mit 115 Milliarden Euro zweitgrößter Exporteur in diesem Bereich). Zwar stagnierte 2013 der Produktionswert des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus mit 195 Milliarden Euro auf sehr hohem Niveau – aber bereits für das laufende Geschäftsjahr peilen die im VDMA zusammengeschlossenen Unternehmen eine Steigerung des Produktionswertes um 3% auf den Rekordproduktionswert von 203 Mrd. Euro an. Dabei „liegt der Schlüssel für das Wachstum in den etablierten Märkten und hier vor allem in Europa“, sagte VDMA-Präsident Reinhold Festge. Der mit Maschinen erreichte Handelsüberschuss dürfte wieder – endgültige Ziffern für 2013 liegen noch nicht vor – bei ca. 94 Milliarden Euro liegen.

Mit 988.000 Beschäftigten ist die Branche Deutschlands größter Arbeitgeber. Ende Dezember 2013 waren 10.000 Mitarbeiter(innen) mehr als im Dezember 2012 beschäftigt. Laut VDMA könnte 2014 die Millionengrenze an Beschäftigten geknackt werden. Im Gegensatz zur Automobilindustrie mit ihren Großunternehmen ist die deutsche Maschinen- und Anlagenindustrie weitgehend mittelständisch geprägt und zeichnet sich mit einer überdurchschnittlich hohen Innovationskraft aus.

Auch die Elektroindustrie setzt auf Wachstum

Die deutsche Elektroindustrie ist zuversichtlich, 2014 wieder moderat wachsen zu können. „Wir glauben, dass die preisbereinigte Produktion unserer Branche 2014 wieder um zwei Prozent zulegt“, sagte ZVEI-Geschäftsführer Klaus Mittelbach. Erfreulich sei die Entwicklung der Beschäftigung. Die Zahl der inländischen Mitarbeiter der Elektroindustrie betrage derzeit 842.000. Zähle man die 665.000 Auslandsbeschäftigten zu den inländischen Mitarbeitern hinzu, so habe die deutsche Elektrobranche weltweit inzwischen mehr als 1,5 Millionen Beschäftigte. Deutlich wird dies am Beispiel des Weltplayers Siemens: Von den 362.000 Siemens-Mitarbeiter(innen) werden ca. 118.000 im Inland und 244.000 im Ausland beschäftigt.

Die deutsche Elektroindustrie erzielte 2013 einen Umsatz von 166 Milliarden Euro. Dabei wurden 40% des Umsatzes mit Produktneuheiten erzielt. Dies zeigt sich auch an den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung mit 14,1 Milliarden Euro (2013). Die Produkte der deutschen Elektroindustrie umfassen Erzeugnisse und Systeme für die Automation sowie für die Energie- und Medizintechnik. Dieser Bereich (Investitionsgüter) umfasst 80%. Je 10% des Produktportfolios entfallen auf Halbleiter und Gebrauchsgüter wie Elektrohausgeräte, Unterhaltungselektronik und Beleuchtung bzw. Lichttechnik.

Chemie beklagt hohe Energiekosten

Deutschlands drittgrößte Branche, die Chemie, rechnet für 2014 lt. Verband (VCI) mit einem Zuwachs der Chemieproduktion von 2% auf einen Branchenumsatz von 191 Milliarden Euro (2013: 188 Milliarden Euro). Die Chemische Industrie produziert innovative und qualitativ hochwertige Produkte, die weltweit vor allen in den Wachstumsregionen gefragt sind. Der Außenhandelsüberschuss (Exporte minus Importe) mit chemischen Produkten erreichte 2013 mit rund 54 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert.

Die deutsche Chemie beschäftigt ca. 437.000 Mitarbeiter(innen) und hat bei den Investitionen mit 6,4 Milliarden Euro im Inland 2013 wieder zugelegt. Allerdings beklagt die Branche die geringe Planungssicherheit und andererseits die langen Planungs- und Genehmigungszeiten bei Großprojekten. Auch das große Gefälle bei den Energiekosten sieht VCI-Präsident Karl-Ludwig Kley als Grund, dass Investitionen in der Chemie zurzeit verstärkt nach Asien und vor allem in die USA fließen, die aufgrund ihrer günstigen Energiekosten (Stichwort Fracturing) wieder deutlich auf dem Vormarsch sind.

Insgesamt hat sich Deutschland im abgelaufenen Jahr mit seiner Wirtschaftskraft hervorragend geschlagen. Die aufgezeigten Schlüsselbranchen Automobilindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Chemie und Elektrotechnik generieren auch künftig mit ihren wettbewerbsfähigen Produkten die Exportstärke, die aber andererseits auch dringend notwendig ist, wenn Deutschland auch in der EU weiterhin die Feuerwehr in den Problemvolkswirtschaften spielen soll.

Letzte Änderung am Donnerstag, 27 April 2017 14:47
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag