Politik - Märkte - Energie - Mobilität

Wirtschaftsliche Auswirkungen durch Staus

Wirtschaftsliche Auswirkungen durch Staus © Pixabay

Schlampige Koordination der Autobahnbaustellen

Können wir in Deutschland nicht mehr Autobahnbaustellen organisieren und koordinieren? Es scheint nicht nur so, es ist leider so. Niemand will beim Bund bzw. in den Ländern für den enormen volkswirtschaftlichen Schaden (von der Luftverpestung einmal ganz abgesehen) auf den Autobahnen verantwortlich oder zuständig sein! Wichtige Geschäftstermine platzen, weil sie nicht eingehalten werden können. Geschäftsabschlüsse kommen dann oft aus Verärgerung nicht zustande. Anschlüsse für Bahnen und Züge werden verpasst. Waren werden nicht termingerecht angeliefert. Unzählige Mehrarbeitsstunden für LKW-Fahrer entstehen und belasten das Spediteurgewerbe. Genervte und gestresste Autofahrer verursachen durch das katastrophale Einrichten von Autobahnbaustellen Unfälle. Hinzu kommt ein enormer vermeidbarer Spritverbrauch durch einen permanenten Stop and Go.

Von verbalen Kritiken abgesehen, scheint leider auch der mitgliederstarke ADAC völlig unberührt zu sein. Dabei hätte er die Macht, durch ein ständiges Trommelfeuer in seiner Mitgliederzeitschrift den Straßenverkehrsbehörden und der vorgelagerten Politik in den Ministerien Druck zu machen. Die Herrschaften wollen ja wieder gewählt werden.

Schneller bauen

Die Deutschen waren einmal dafür weltweit berühmt, Arbeitsabläufe perfekt organisieren zu können. Da machte uns so schnell niemand etwas vor. Doch diese „Kernkompetenz“ ist uns abhanden gekommen. Es ist schon schlimm, dass wir nicht die termingerechte Inbetriebnahme eines Airports bewerkstelligen können (siehe Berlin). Noch schlimmer ist es, dass unsere Straßenverkehrsbehörden, egal ob beim Bund oder in den Ländern, noch nicht einmal sinnvoll Baustellen einrichten können. Denn dies wäre ja nun wirklich keine Jahrhundertherausforderung. Die Verweigerungshaltung vieler Bürger – dies scheint nur noch niemand bemerkt zu haben – kommt auch daher, dass in Deutschland entschieden zu langsam gebaut wird. Alles dauert unendlich lange. Wen wundert es, dass Stuttgarts Bürger nicht auf Jahre mit Baulärm, Baugruben und Baudreck leben möchten. Dies alles müsste nicht sein. In China, nicht unbedingt ein Vorbild, bauen sie ein 30-stöckiges Hochhaus in 15 Tagen. Man muss sich dies einmal vorstellen. Man kann sich den Film im Internet ansehen. Innerhalb eines Jahres sind in China längste Eisenbahn-Schnellbahnstrecken geplant, gebaut und in Betrieb genommen worden. So etwas dauert in Deutschland – ohne schier unendliche Planungszeiten und Verweigerungshaltungen – mindestens zehn Jahre.

Der Auto Club Europa (ACE) zählte in diesen Tagen auf Deutschlands Autobahnen 449 Baustellen, die sich auf eine Länge von 2.000 Autobahnkilometer verteilen. Der ACE errechnete jetzt eine Baustellenquote von 8,07% vom gesamten deutschen Autobahnnetz (im Vorjahr waren es 6,31%). Dabei sind es noch nicht einmal die Baustellen an sich, die für die Staus sorgen. Verantwortlich sind Unfälle, die in den Baustellen durch chaotische Baustelleneinrichtungen entstehen. Es ist unverantwortlich, Baustellen in extremen Längen (teilweise sind sie über zehn km lang) einzurichten, mit eigentlich nicht vertretbaren kleinen Spurbreiten, die beim Fahren, neben den Lastkraftwagen, allerhöchste Konzentration abverlangen. Dann lieber eine und breitere Fahrbahn, die ein flüssiges und unfallvermeidbares Fahren erlaubt. Denn die Baustellenstaus kommen oft daher, dass irgendwann, seien es LKW- oder PKW-Fahrer, die Verkehrsteilnehmer durch mangelhafte Konzentration Unfälle verursachen. Und schon geht auf diesem Streckenabschnitt nichts mehr. Extrem lange Baustellen sind vor allem auch bei Dunkelheit und Regen unverantwortlich.

Besser koordinieren

Natürlich können Baustellen in der Ferienzeit nicht allgemein geschlossen werden. Aber sie könnten zumindest im Streckenverlauf besser koordiniert werden. Es muss nicht sein, dass auf einer Hauptverbindungsstrecke etwa im bayerischen Teil eine Baustelle eingerichtet wurde und wenige Kilometer nach der Grenze später die Baden-Württemberger auf ihrem Streckenabschnitt ebenfalls bauen. Eine bessere Abstimmung wäre auch da erforderlich und wünschenswert. Auch sieht jeder Autofahrer, dass zuweilen auf den Baustellen lediglich ein paar Leute eingesetzt sind, womit wir wieder bei den zu langen Bauzeiten sind. Da wird falsch gespart, denn lange Bauzeiten verursachen früher oder später Staus durch Unfälle. Und da wären wir wieder beim Thema des enormen volkswirtschaftlichen Schadens.

Es ist einfach nicht vertretbar, dass ein derartiger Schaden billigend in Kauf genommen wird und es ist oft auch ein „Klau“ eines Urlaubstages für die Reisenden, wenn durch katastrophale Baustelleneinrichtungen und fehlenden Abstimmungen Megastaus entstehen. Megastaus verpesten die Luft. Dies alles könnte ganz erheblich bei einer vernünftigen Planung reduziert werden. Aber Bund und Länder, das alte Spiel, schieben sich gegenseitig den „Schwarzen Peter“ zu. Beim Bundesverkehrsministerium wird darauf hingewiesen, dass man nicht zuständig sei. Man gebe an die Länder nur das Geld für die Autobahnbaustellen … Und die Länder sagen, man müsse jetzt bauen. Ansonsten bekäme man kein Geld … So führt man Bürger oder stressgeplagte Autofahrer(innen) am Nasenring.

Letzte Änderung am Donnerstag, 04 Mai 2017 14:56
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag