Und genau diese Technologieschmiede soll nun durch den neuen französischen Opel-Eigner PSA verkauft werden. An wen? Eine typische französische Lösung – man bleibt unter sich – ist vorgesehen. Bis zu 2000 Mitarbeiter inkl. Gebäude sollen durch das französische Ingenieurunternehmen Segula Technologies übernommen werden. Nichts gegen Segula – die Gesellschaft, ein Familienunternehmen, hat in der Fachwelt einen guten Ruf und beschäftigt als Engineering-Konzern weltweit immerhin bereits 11.000 Mitarbeiter in 28 Ländern und 140 Niederlassungen. Soweit, so gut. Es soll eine strategische Partnerschaft PSA/Opel geben, was immer konkret darunter zu verstehen ist … Zu fragen wäre freilich PSA, weshalb ausgerechnet das Herzstück von Opel, die Entwicklung und das Engineering (das Opel für die Entwicklung neuer marktfähiger Fahrzeuge für die Zukunft so dringend benötigen würde) abgegeben werden soll.
A lá francaise
Ist Opel vom Regen in die Traufe gekommen? Wird Opel letztendlich unter PSA nur noch eine Marke und kleinere Werkbank? Man muss es befürchten. Mit französischen Partnern haben deutsche Unternehmen, dies ist leider eine traurige Wahrheit, oft schlechte Erfahrungen gemacht. Beweise? Die angebliche Fusion unter Gleichen zwischen der ehemaligen deutschen Industrieikone Hoechst AG und dem französischen Unternehmen Rhone-Poulenc entwickelte sich ganz schnell zu einer französischen Veranstaltung. Unter dem neuen Namen Aventis spielte die Musik französisch – Unternehmenssitz wurde zwar nicht Paris oder Frankfurt, aber halt Straßburg. Aus Aventis wurde dann bald Sanofi. Bei diesem französischen Pharmariesen mit Sitz in Paris fallen die Unternehmensentscheidungen. Zwar wurde und wird am alten Sitz der früheren Hoechst AG in Fertigungsanlagen investiert, aber Frankfurt-Höchst ist nur noch eine Filiale, Geschichte und ein Abglanz.
Traurig entwickelte sich auch der ehemalige weltgrößte Standort der „alten“ ruhmreichen schweizerischen Brown, Boveri & Cie. In Mannheim. Der bedeutende Turbinen- und Generatoren-Standort Mannheim (früher BBC bzw. ABB) war gleichzeitig Sitz der deutschen BBC AG. Nach der Umbenennung in ABB gab der inzwischen schwedisch-schweizerische Konzern die Energieerzeugung ab und nach der Übernahme durch die französische Alstom-Gruppe ging es dann bergab. Inzwischen hat Alstom die Energieerzeugung an GE verkauft – die Zukunft des Standortes Mannheim bleibt offen. BBC beschäftigte einmal in Mannheim 10.000 Menschen. Immer noch werden weltweit große konventionelle Kraftwerke, z.B. in Europa in Polen und Griechenland, gebaut – von Hitachi! Dies geht in Deutschland nur unter. Ein drittes Trauerspiel ist die Entwicklung der früher ruhmreichen Firma Standard Elektrik Lorenz, die lange zum amerikanischen Konzern ITT gehörte und schließlich an die französische CGE bzw. an deren Tochter Alcatel verkauft wurde. Die „Franzosenzeit“ war gekennzeichnet durch Managementfehler, Skandale und der sich dadurch entwickelnden Unternehmenskrise. Der Technologiekonzern SEL, immerhin einmal eine der Perlen der deutschen Wirtschaft, ist weg. Unternehmensübernahmen a lá francaise! Bleibt jetzt nur noch zu hoffen, dass die Abgabe des Opel-Entwicklungszentrums nicht der Anfang vom Ende ist und Rüsselsheim nur noch Aushängeschild und Filiale von Opel wird.