Jetzt, vor wenigen Wochen, kam der Wald wieder nach einer Studie der angesehenen Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH in Zürich) in die Schlagzeilen. Die Bäume – so die Forscher – könnten den Klimawandel bremsen. Dies ist zwar keine Neuigkeit, doch die Aussage der Zürcher Forscher, dass die weltweite Bäume-Anpflanzung auf ca. 9 Millionen qkm (die gewaltige Fläche übertrifft die Größe des australischen Kontinents einschließlich Neuseeland um über 10%) die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad begrenzen könnte, hat insbesondere die deutsche Politik als Chance für ein Wahlkampfthema erkannt, mit dem man sich profilieren wollte. Es finden ja immerhin Landtagswahlen in Mitteldeutschland statt.
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, von der man eigentlich ansonsten so gut wie nichts hört, hat nach der Meldung im Weltblatt „NZZ“ zusammen mit der Kanzlerin sofort Handlungsbedarf erkannt. Prompt hat sich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zum Thema zu Wort gemeldet. Er avancierte plötzlich zum obersten Wald- und Umweltschützer im weiß-blauen Freistaat. Immerhin, jetzt sollen laut Klöckner in Deutschland 1.100 qkm Wald neu angepflanzt werden. Dies hört sich zwar viel an, sind aber gerade einmal 0,3% der gesamten deutschen Fläche. Offen ist auch, wie die Zahl 1.100 entstand.
Windkraft zerstört Wald, versiegelt Böden und ist indirekt einer der größten CO2 Verursacher
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Sympathie der Politik zum neuen Klimafreund Baum als pure Heuchelei, wie jetzt aktuell wieder das verkündete Roden von großen Teilen des herrlichen „Märchenwaldes der Gebrüder Grimm“, der Reinhardswald in Nordhessen, beweist. Alle Eingaben haben übrigens dort nichts genützt: Spätestens 2020 müssen allein im Reinhardswald 120.000 Bäume für 20 Windkraftanlagen sterben. Die Grünen, die ja in Hessen als Koalitionspartner der CDU in der Landesregierung beteiligt sind und somit den Frevel hätten verhindern können, entlarven sich einmal wieder als umweltpolitischer Papiertiger, wenn es um ihr ideologisches Lieblingsprojekt Windenergie geht. Doch der Reinhardswald ist leider nur ein exemplarisches Beispiel für ganz Deutschland. Opfer der Windräder wurden auch die Bäume des Aachener Münsterwaldes oder im „Greiner Eck“ im Odenwald. Man könnte unzählige weitere Beispiele beim Waldfrevel nennen. Die Windkraft gehört indirekt zu den größten Verursachern von CO2, sie zerstört nicht nur enorme Waldflächen, sie versiegelt durch die Betonfundamente die Böden. Sie ist – alles mit einbezogen – alles andere als umweltfreundlich. Ganz im Gegenteil!
Es beginnt schon bei den erwähnten Fundamenten für die „Spargelstangen“. Allein für ein Fundament eines einzigen Windrades werden bis zu 1.300 cbm Beton und 180 Tonnen Stahl benötigt. Dies ist auch klar, weil die Masten gewaltigen Windströmungen und Stürmen widerstehen müssen. Bei den ca. 30.518 deutschen Windkraftanlagen an Land (Stand 2018) wurden für die Fundamente die unglaubliche Menge von 39.673.400 cbm Beton/Zement verbaut. Die Zement- bzw. Betonherstellung gehört zu den größten Verursachern von CO2. Weltweit werden bis zu 8% der gesamten CO2 Emissionen der Zementherstellung angerechnet.
Neben der Verschandelung der Landschaftsbilder, ist es vor allem die Versiegelung der Flächen, die z.B. auf den Berghöhen verhindert, dass die Aufnahme von Regenwasser erschwert wird, ein „Beitrag“ für entstehende Hochwasser. Noch schlimmer für den Wald ist bereits die Logistik beim Bau der Windräder. Um die bis zu 200 Meter hohen Masten für die Windräder in den Wäldern bzw. Berghöhen installieren zu können, muss oft – je nach Entfernung zu den normalen Straßen – allein für die zu rodenden Zufahrtswege zum Windkraftstandort eine Waldfläche von durchschnittlich 850.000 qm Wald gerodet werden. Und dann kommen unsere „Schlauberger“ und deuten mit dem Finger auf Brasilien. Die enormen Rodungen für die Zufahrtswege zu den Windkraft-Standorten, sind insofern verständlich, als allein rund 60.000 Schwerlastfuhren mit Beton, Stahl, 60 Tonnen schwere Rotorblätter, Getriebe u.a. zum jeweiligen Standort transportiert werden müssen. Dadurch entstehen zusätzlich bis zu 600.000 Liter Diesel-Verbräuche bei den Zugmaschinen bzw. Schwerst-LKW. Dabei reden wir nur von einem kleinen überschaubaren Windpark.
Stählerne Monster
Die Windenergie ist inzwischen in Deutschland einer der größten Vernichter von Flächen und Wäldern. Siehe hierzu das Buch „Geopferte Landschaften“ (Herausgeber Georg Etscheit, Heyne Verlag). Im Kapitel „Stählerne Monster“ rechnet der am 15.6.2018 verstorbene Dirigent und Mitbegründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund), Enoch zu Guttenberg, mit der Windkraft ab. Der Vater des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg beklagt in seinem Beitrag die landschafts- und vor allem tiermordenden Windkraftanlagen. Vögel der verschiedensten Gattungen, Fledermäuse, Insekten – sie alle wurden und werden Opfer der Windturbinen.
Enoch zu Guttenberg hat als leidenschaftlicher echter Natur- und Tierschützer bereits 1975 u.a. mit Hubert Weinzierl und dem Zoologen Bernhard Grzimek die Umweltschutzorganisation Bund gegründet, aus der er dann 2012 aus Protest gegen die Windkraftanlagen wieder ausgetreten ist. Guttenberg beanstandete vor allem die fehlende Ehrlichkeit und Konsequenz auch bei vielen Umweltschützern der Umweltschutzorganisation Bund. „Vor 45 Jahren kämpften wir noch gemeinsam um die Verlegung einer Autobahntrasse wegen einer kleinen Blaukehlchen-Population“, sagte er beim Vermissen der Kritik gegen die Windenergie, die leider nur noch einseitig ideologisch gesehen und beurteilt wird. Die Unaufrichtigkeit von Teilen der Politik und der „Umweltschützer“ lässt sich mit verschiedenen Beispielen dokumentieren. So sollte der Schutz der Fledermaus die Waldschlößchenbrücke in Dresden blockieren und der Schluchtenkäfer wurde bei zahlreichen Großprojekten, die verhindert werden sollten, instrumentalisiert.
Der Arten- und Naturschutz hätte fast die für die Hamburger Hafen- und Logistikwirtschaft so wichtige Elbvertiefung ausgeschlossen, doch bei der Windenergie scheint der „Arten- und Naturschutz“ aber ein Fremdwort zu sein, weil die Ideologen ihrem Steckenpferd Windenergie eine höhere Priorität einräumen. Das aktuelle Beispiel Politik, Wald, Tier- und Klimaschutz unterstreicht gewisse Scheinheiligkeiten.