Die Strategie der Grünen ist aber höchst gefährlich. Teilweise werden neuerdings wichtige Manager umschmeichelt und hofiert sowie zur Mitarbeit in grünen Gremien eingeladen. Und die Umworbenen sind dann sogar noch darüber stolz, obwohl die mehrheitlich nach wie vor fundamentalistisch ausgerichtete Partei der Grünen alles ist, nur nicht wirtschafts- und unternehmensfreundlich. Und Beifall von der falschen Seite (konkret von den Grünen) ist immer bedenklich und gefährlich. Doch leider unterliegen viele Entscheidungsträger der Eitelkeit.
So sind Martin Brudermüller, immerhin Konzernchef der BASF und Hagen Pfundner, Deutschland-Chef des riesigen Pharmakonzerns F. Hoffmann-La Roche, durchaus stolz, Mitglied im gegründeten Wirtschaftsbeirat der Grünen zu sein. Man habe die Einladung der Grünen für deren Wirtschaftsbeirat gerne angenommen. Nach außen hin wird dies mit Dialogbereitschaft begründet. Inzwischen hat die Anziehungskraft der Grünen teilweise schon Wirkung auf Firmeneigner und Gesellschafter angesehener deutscher Traditionsunternehmen. Ein Beispiel ist der Maschinen- und Anlagenbauer Voith aus dem schwäbischen Heidenheim. So hat die Voith-Erbin und Mitgesellschafterin Ophelia Nick (ihr Großvater war der legendäre Hanns Voith) einen Verein „Grüner Wirtschaftsdialog“ mit gegründet. Die Ärztin und Unternehmerin ist Mitglied der Grünen und kandidierte für die Partei sogar für den Deutschen Bundestag.
Natürlich darf auch eine Unternehmerin oder Gesellschafterin eines großen Unternehmens eine grüne Weltanschauung haben, aber wahr ist auch, dass „ihr“ Unternehmen Voith nicht nur eines der angesehensten Unternehmen, sondern auch ein wichtiger Anbieter u.a. von Wasserturbinen für die größten Wasserkraftwerke der Welt ist. Und dies ist auch gut so. Die Wasserkraft gehört zwar zu den regenerativen Energien, wird aber von grünen Ideologen – siehe nur die verhinderten Pumpspeicherkraftwerke Atdorf oder Riedl bei Passau – dennoch völlig zu Unrecht leidenschaftlich mit den üblichen Thesen wie Verschandelung der Landschaft bekämpft. Noch schlimmer sieht es bei den großen Wasserkraftwerken aus. Die Heidenheimer liefern für das Projekt Belo Monte in Brasilien riesige Turbinen. Es waren andererseits prominente Grüne und die der Partei nahestehenden Organisationen selbsternannter Umweltschützer, die von Deutschland aus gegen das notwendige Kraftwerk Belo Monte Sturm liefen. Belo Monte – über 65% der Anlagen sind inzwischen in Betrieb – ist nach endgültiger Fertigstellung mit 11.230 MW (entspricht der Leistung von 8 deutschen KKW der Klasse Isar 2) das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Um nicht falsch verstanden zu werden: Belo Monte ist für die Stromversorgung und die weitere wirtschaftliche Entwicklung im riesigen Brasilien absolut notwendig. Doch dies wäre eine eigene Geschichte. Es ist jedenfalls nicht bekannt geworden, dass die Voith-Mitbesitzern Nick als prominente Grüne ihre Parteifreunde/innen, etwa Claudia Roth, beim Protest gegen Belo Monte zurückgepfiffen hätte.
BDEW-Geschäftsführer lehnte sich grünen Thesen an
Doch Brudermüller, Pfundner und Frau Nick sind in der Hofierung der Grünen längst nicht allein. Auch Bosch-Chef Volker Denner, dessen Unternehmen noch im letzten Jahr zurecht die Klimafreundlichkeit des Diesel betonte, ist erstaunlich wandlungsfähig im Anpassen an grüne Dogmen. Es reiche nicht, auf den Klimaschutz zu hoffen. Die Unternehmen, so Denner jetzt weiter, sollten die CO2-Neutralität wagen. Doch diese Belehrungen sind überflüssig, denn die Unternehmen setzen ohnehin auf Nachhaltigkeit und die Vermeidung von CO2, das plötzlich für alles Übel dieser Welt verantwortlich sein soll. Will Denner den umweltfreundlichen Diesel – eine Kernkompetenz von Bosch – abschreiben? Bei seinem Vorgänger Fehrenbach, heute Aufsichtsratschef bei Bosch, war für den Diesel noch ein anderes Engagement vorhanden, wie ein temperamentvoller Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zum Thema Fahrverbote zeigt. Ganz ohne CO2 geht es auch beim modernsten Diesel nicht. Ein Industriestandort wie Deutschland ist nun einmal mit gewissen Belastungen behaftet; diese müssen nur im Sinne einer Balance zwischen Ökonomie und Ökologie vertretbar sein. Schon um Kosten zu reduzieren, fertigen die Firmen übrigens im eigenen Interesse energiesparend.
Stefan Kapferer, seit 2016 Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), hat in einem Interview mit der Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock (im BDEW-eigenen Magazin „Zweitausend50“ , Ausgabe 2/2018) deren Bemerkung, die deutsche Automobilindustrie habe „die Entwicklung nicht nur verschlafen“, sondern wehre sich geradezu gegen emissionsfreie Fahrzeuge, unwidersprochen fast schon anbiedernd zur Kenntnis genommen. Mehr noch, er hat den schon peinlichen Unsinn der Grünen-Frontfrau sogar noch indirekt bestätigt: „Leider hat die deutsche Automobilindustrie den Fehler begangen, den die Energiewirtschaft vor zehn Jahren begangen hat, nämlich politische Botschaften nicht richtig ernst zu nehmen“, sagte er.
Welche Fehler der Automobilindustrie der BDEW-Geschäftsführer meinte, erwähnte er nicht. Es gab und gibt auch keine, denn der Erfolg der deutschen Autoindustrie auf den Weltmärkten sprach für sich und war nicht zufällig. Stefan Kapferer wird Ende Oktober 2019 den mächtigen Energieverband wieder verlassen und viele sagen hinter vorgehaltener Hand, auch im Umfeld des BDEW, dass dies auch gut sei. Auf der anderen Seite „leiden“ die Unternehmen an den zu hohen deutschen Energiekosten. Die Hiobsbotschaften nehmen aufgrund ideologischer Weichenstellungen – leider auch durch die Bundesregierung – in der Wirtschaft zu. Wir verlieren Arbeitsplätze in Massen. Siehe unseren Beitrag „Wirtschaft: Die Kanonendonner werden deutlicher“
Christian Lindner hat jetzt in einem Interview – siehe die Homepage der FDP – zurecht darauf hingewiesen, dass das Lob für die Grünen zum Teil ausgerechnet von Unternehmen komme (Beispiel BASF), deren Arbeitsplätze durch extrem hohe Energiekosten und der Energie- und Mobilitätswende massiv belastet werden. „Wer die Grünen lobt, muss dann auch mit deren Politik klarkommen“, so Lindner.
Courage gegen den populären Zeitgeist
Es gibt natürlich noch couragierte Unternehmerinnen und Unternehmer, die nicht nach dem derzeitigen Zeitgeist reden. Martin Herrenknecht vom renommierten gleichnamigen Tunnelbohrmaschinenhersteller gehört dazu, Heinz Hermann Thiele, Haupteigner der Knorr Bremse, Natalie Mekelburger, Gesellschafterin des Hidden-Champion Coroplast-Gruppe in Wuppertal oder der Erfolgsmanager Wolfgang Reitzle (Linde), der sogar für eine Rückbesinnung zur Kernenergie plädiert. Dies sind nur Beispiele. Die Unternehmerin Mekelburger kritisiert zurecht die zu starke Dominanz des Themas Klima in der deutschen Öffentlichkeit. Deutschland habe sich dem Klimaabsolutismus unterworfen; dem „Ökosozialismus“ werde zu wenig entgegengesetzt, so Mekelburger, die übrigens Unternehmerin des Jahres gewesen ist.
Warnendes Bremer Beispiel
Die wirkliche Gefahr für die Wirtschaft kommt von einer anderen Seite, sollte Grün-Rot-Rot die Macht auf Bundesebene übernehmen. So hat das grün-rot-rote Lager jetzt die Generalprobe in der Hansestadt Bremen umgesetzt. Im Stadtstaat Bremen (Bremen und Bremerhaven) werden die der CDU unterlegene SPD zusammen mit den Grünen und Linken den Senat bilden. Dies müsste eine Warnung an die Phantasten sein, die auf ein schwarz-grünes Bündnis auf Bundesebene setzen. Die Grünen sind aber nach wie vor eine linksideologische Verbotspartei, die, wenn es rechnerisch geht, eine grün-rot-rote Koalition gegen die Unionsparteien vorzieht. Leider hat dies die längst grün angehauchte Bundeskanzlerin, die ihrer Partei die bürgerliche Basis entzog, nicht begriffen und sie wird es auch nicht mehr begreifen. Grünes Lob an ihr wirkt offenbar einlullend. Die Unionsparteien müssen von ihrem Schlaf endlich aufwachen und nicht den grünen Thesen nacheifern. Und dies gilt auch – siehe oben – für die Teile der Wirtschaft und deren Repräsentanten, die sich „unterwerfen“ (Michel Houellebecq lässt mit seinem Buch „Die Unterwerfung“ grüßen).
Die Grünen, dies an ihre neuen Freunde aus der Wirtschaft, waren nie eine wirtschaftsfreundliche Partei. Sie haben nach wie vor verschrobene Ansichten – siehe Robert Habeck mit seinem Vorschlag zur Enteignung der Immobilienkonzerne –, die sie auch umsetzen, sobald es entsprechende Koalitionen wie eben grün-rot-rot in Bremen zulassen. Um eine derartige Katastrophe für Deutschland zu vermeiden, müssen die Unionsparteien wieder ihre verlorenen Stammwähler durch einen Kurswechsel zurückgewinnen. Dies schließt ein törichtes Anbiedern an die Grünen aus. Und die FDP, eigentlich der klassische Partner der Union, muss noch stärker ihr Profil schärfen. Wenn sich die Union im Sinne der konservativen Werteunion und des Wirtschaftsrates der CDU besinnt, könnte sie viele früheren Wähler zurückgewinnen. Warum macht sie dies nicht?