Schon lange vorher behandelten die deutschen Medien die Themen Russland und Präsident Wladimir Putin zum überwiegenden Teil sehr einseitig in bösartigen Kommentaren. Übrigens schon vor der Krim-Krise, wenn nur als Beispiel die zum Teil gehässigen Berichte zur Winterolympiade in Sotschi als Beleg genannt werden dürfen; Kommentare und Meldungen, die sogar Ex-Kanzler Schröder als einseitig einstufte. Aktuell gibt es neue Feindbilder: US-Präsident Donald Trump und die Hatz gegen die Dieseltechnologie und Kohleverstromung.
Zum Teil greifen die Journalisten selbst in vermeintlich seriösen Medien dabei zu einer Wortwahl, die einer Gossensprache ähnelt. Es würde zu weit führen, wollte man hier die zahlreichen Beispiele erwähnen. Den Zynismus beispielsweise gegenüber Donald Trump selbst nach seiner Vereidigung (siehe unseren Bericht „Die Presse hat einen neuen Lieblingsfeind“ vom 23. Januar 2017). Dabei gibt es gute Gründe, mit der Politik des Präsidenten nicht einverstanden zu sein. Wer deutsche Zeitungen heute über einen längeren Zeitraum analysiert, kommt zu dem Schluss, dass Redakteure beispielsweise Korrespondentenmeldungen nicht mehr auf Sachlichkeit überprüfen und gegenrecherchieren. Darunter leidet die Qualität und Glaubwürdigkeit.
Hinzu kommt ein zunehmender Betroffenheitsjournalismus: Journalisten sympathisieren mit einer Sache und machen sich diese zu eigen; sie sind betroffen und schreiben daher oft dem Mainstream nach. Vernachlässigt wird die saubere Trennung von Meldung und Kommentar. Die „Betroffenheit“ zeigt sich entsprechend auch in der Wortwahl in der Berichterstattung. Dieselfahrzeuge sind oft nicht mehr eben Dieselfahrzeuge, sondern „Stinker“, Kohlekraftwerke wurden zu „Dreckschleudern“. Die schreibende Zunft übernimmt die Wortwahl der Nichtregierungsorganisationen und verliert das Ausgenmaß! Der langjährige „FAZ“-Herausgeber Hugo Müller-Vogg beklagt zusätzlich die fehlende Distanz der Redakteure. Gelegentlich, so der Müller-Vogg, sei sogar ein Hang zur „Kameraderie“ gegenüber der Politik erkennbar. Viele buhlen regelrecht im direkten Gespräch um die Gunst der Politik.
EIJK-Analyse
Tatsächlich hat jetzt ausgerechnet eine Analyse von Professor Michael Haller, Direktor des Europäischen Institutes für Journalismus und Kommunikationsforschung (EIJK), ergeben, dass viele Journalisten den „politischen Meinungsführern nicht nur in der Themenagenda, sondern auch in deren Sichtweisen und Bewertungen“ folgen. Die Studie der Leipziger Wissenschaftler ist gewiss vom Vorwurf der Stimmungsmache gegen die Medien freizusprechen, denn die Untersuchung gab die „Otto-Brenner-Stiftung der IG Metall“ (eine Organisation, die ganz gewiss vom Verdacht des Verbreitens rechter Ansichten freizusprechen ist) in Auftrag. Beim Beginn der Flüchtlingskrise waren die Medien und Journalisten geradezu verblendet in einer bühnenreifen Willkommenskultur, ohne auch nur im Ansatz kritisch zu hinterfragen, ob Deutschland Hunderttausende Flüchtlinge – und ob diese überhaupt Flüchtlinge im eigentlichen Wortsinne waren oder sind – integrieren kann. Nachgebetet wurde hingegen der inzwischen berühmt-berüchtigte unsinnige Merkel’sche Satz „Wir schaffen das“! Deutschland schafft eben nicht alles!
Wer es wagte, auch nur im Ansatz kritische Fragen zu stellen, wurde von den Medien in das rechtsextreme Lager eingestuft. Da zeitweise alle Parteien im Bundestag von der Richtigkeit der Willkommenskultur – ohne Prüfung der Identitäten der Zuwanderer – überzeugt waren, gab es keine Opposition mehr, eine Rolle, die gerade deshalb die Medien als Wächter hätten übernehmen müssen. Das haben sie aber nicht getan, weil sie, egal ob die Flüchtlingspolitik Anlass zur Kritik bot oder nicht, diese zu ihrer Sache machten. Ganz im Gegenteil instrumentalisierte z.B. ein Boulevardblatt die Flüchtlingskrise mit einem Kampagnenjournalismus. Alle, die nicht im Sinne der Zeitung mit einem Begrüßungs-Button mitmachten (z.B. der Hamburger Kultverein FC St. Pauli), wurden vom Blatt der fehlenden Humanität verdächtigt. Die Medien haben in ihrer Wächterrolle nicht nur versagt, sie haben sich durch den Betroffenheitsjournalismus als Partei geoutet. Eine Zeitung hat aber zu berichten und kommentieren – sie darf aber niemals zur Partei werden. Erst als selbst der Dalai Lama – siehe Wochenzeitung „Die Zeit“ – warnte, dass Deutschland kein arabisches Land werden könne, wachten einige Journalisten, ganz wenige nur, aber immerhin, auf.
Zeitweise wurden nur noch Worthülsen der Politik, „übernommen“ – nur selten wurde die Frage gestellt, ob Deutschland ohne Obergrenzen Zuwanderer aufnehmen könne. Dabei ist es doch logisch, dass kein Land allein – auch Deutschland nicht – die Probleme dieser Welt lösen kann. Jetzt hat sogar Bill Gates in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ betont, dass Deutschland unmöglich ungesteuert weitere Menschenmassen aus Afrika aufnehmen könne. Insgesamt hat aber die kritiklose Rolle der Medien zu einem großen Teil dazu beigetragen, dass viele Menschen orientierungslos wurden.
Medienhatz auf den Diesel
Aktuell haben die Medien ein weiteres Megathema, den Diesel, ausfindig gemacht. Er sei nicht mehr vertretbar und gefährde die Gesundheit, weil er die vorgegebenen Grenzwerte überschreite. Doch wer legt die Grenzwerte fest und mit welchen wissenschaftlichen Begründungen? Diese zu hinterfragen wäre die Aufgabe der Wissenschaftsredaktionen – aber welche Zeitung hat noch eine Wissenschaftsredaktion, die diesen Namen auch verdient? Wenn man nur will, kann man jede Technologie in den Medien „abschießen“, wenn Grenzwerte durch ideologisch vorgefasste Meinungen einiger Eurokraten vorgegeben werden. Wo waren die Medien in den vergangenen Jahren, als der Diesel geradezu wegen seiner Klimafreundlichkeit (weniger CO 2 – Emissionen) gefeiert wurde? Und wer bei den Medien hat kritische Fragen zu „Horrormeldungen“ über die unterschiedlichsten Zahlen der angeblichen Todesfälle durch den Diesel gestellt und ob diese überhaupt stimmen können! Der „Spiegel“ vom 15.2.2015 berichtete von jährlich 65.000 Todesfällen durch Feinstaub und beruft sich auf eine EU-Studie. Verantwortlich, so die Studie, wären die Mobilität sowie die Landwirtschaft und Industrie. Laut FAZ vom 16.9.2015, die sich auf das Max-Planck-Institut Mainz beruft, sind in Deutschland 35.000 Todesfälle den Staubpartikeln zuzurechnen. Immerhin seien neben dem Diesel als Hauptgründe für die Todesfälle Kleinfeuer, Biomasse und die Landwirtschaft verantwortlich. Haben die Medien je die unterschiedlichsten und abenteuerlichsten Zahlen kritisch hinterfragt?
Der „Umweltbrief“ (Hamburg-Zürich-Wien) – wer auch immer dahinter steht – kommt gar zum Ergebnis, dass Rußpartikel neuer Dieselautos gefährlicher als ältere Dieselfahrzeuge seien. Zwar – so der Umweltbrief – würden damit weniger Rußpartikel in die Luft abgegeben; diese würden aber immer kleiner und seien viel reaktiver als frühere Motorengenerationen. Angebliche Experten fordern daher einen neuen Massengrenzwert für Ruß. Wenn man die offensichtlich interessensgelenkten unterschiedlichsten Zahlen vergleicht, bleibt nur noch fassungsloses Staunen. Wer will noch mal, wer hat noch nicht – wer hat noch keine neue Horrorzahl gemeldet? Wenn sich die Medien so instrumentalisieren lassen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie nicht mehr als glaubwürdig angesehen werden.