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Klimaspektakel in Paris:

Klimaspektakel in Paris: Pixabay

Riesige Tauschbörse zwischen Nord und Süd

Was soll denn bei diesem 21. Weltklimagipfel vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in der französischen Hauptstadt schon Konkretes herauskommen? Es werden die üblichen Bekenntnisse und Zusagen, die bei näherem Hinsehen dann doch nicht konkret verbindlich sind, protokolliert und diese mit allen möglichen Hintertürchen. Es wird bei diesem Mega-Kongress sein wie immer: Außer Spesen nicht viel gewesen! Was will man auch von einem Massenspektakel mit 40.000 Teilnehmern erwarten? Für die Galerie kommen 150 Staats- und Regierungschefs. 195 Länder sind mit Delegationen dabei. Die Sache muss ja dramatisch aussehen.

Die Medien verfallen, insbesondere in Deutschland, in die schon übliche Hysterie und man muss schon auf ausländische Titel zurückgreifen, wenn man Meinungen zum Thema Klima abseits des Mainstream lesen will. Wieder einmal – aber dies hörten wir bei jedem der bisherigen 21 Weltklimagipfel – steht die Welt am Abgrund; wiederum ist jetzt Paris die letzte Chance, wenn die Welt der Apokalypse entgehen will. Wahr ist, dass es eigentlich nur um einen riesigen Verschiebebahnhof von sehr vielen Finanzmitteln zwischen den Staaten der nördlichen (Industrieländer) und südlichen Weltkugel, vorwiegend Entwicklungsländer, geht.

Das große Tauschen

Die Tauschbörse geht so: „Wir“, Länder der südlichen Hemisphäre, schonen den Regenwald oder reduzieren die CO2-Emissionen – aber nur, wenn es viel „Money“ von den Industrieländern gibt. Die Länder etwa in Afrika wollen für Dürren, Hitzeperioden und anderen Unbilden der Natur von den Industriestaaten Entschädigung für die, wie sie argumentieren, durch die Industrie verursachte Erderwärmung. Und in der Tat wurde bereits beim Klimagipfel in Kopenhagen u.a. den Entwicklungsländern ab 2020 ein „Green Climate Fund“ in Höhe von jährlich 100 Milliarden US-Dollar zugesagt. Doch bereits zur Frage, wie die Industriestaaten diese Summe untereinander aufteilen sollen, gibt es Differenzen. Und die Tauschbörse wird noch extremer: Die Inder, derzeit sind sie weltweit der drittgrößte Verursacher der Emissionen, beziffern den Aufwand für CO2-reduzierende Maßnahmen in ihrem Land auf 2,5 Billionen oder 2.500 Milliarden US-Dollar. Vor diesem Hintergrund sagen die indischen Politiker achselzuckend, dass sie diese Summe nicht aufbringen können. Der Musterknabe Deutschland hat aber bereits im Sinne der Tauschbörse Hilfe signalisiert, wenn im „Tausch“ dafür die CO2-Emissionen durch die Kohlekraftwerke in Indien zurückgefahren werden.

In Indien befinden sich mit die größten Kohlevorkommen der Welt. Selbst wenn das Land in Paris für die Zeitachse bis 2030 ehrgeizige Zusagen macht und diese dann auch erfüllen würde, werden dennoch auch im Jahr 2030 nach Angaben des indischen Energieministeriums 60% der Energieerzeugung auf weitgehend fossilen Techniken beruhen. Derzeit sind es 67%.

Extreme Bevölkerungsentwicklungen

In Afrika lebten 1950 lediglich 200 Millionen Menschen. Derzeit, 2015, sind es 1,1 Milliarden – also mehr als das Fünffache! In Indien betrug die Einwohneranzahl 1950 ca. 360 Millionen; heute sind es 1,246 Milliarden und für 2050 wird eine Bevölkerungsanzahl von 1,531 Milliarden prognostiziert. Indien wird in nicht allzu ferner Zukunft China als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösen. Während 1950 das Reich der Mitte von 555 Millionen Chinesen bevölkert wurde, sind es 2015 ca. 1,4 Milliarden. Durch Geburtenregulierungen wurde der drastische Anstieg zwar gebremst, sodass auch für 2050 die derzeitige Bevölkerungsanzahl erwartet wird.

In einem Land wie Indien, in dem ein Drittel der Bevölkerung, ca. 400 Millionen Menschen, in großer Armut und immer noch ohne elektrische Energie leben, sieht man logischerweise den Zusammenhang Klimaentwicklung und Kohleverstromung völlig anders als in Deutschland. Indien ist – siehe oben – ein Kohleland und will deren Förderung im Verbund mit modernsten und umweltschonenden Techniken der Kohleverstromung enorm ausbauen.

Jede Woche geht derzeit in Indien ein Kohlekraftwerk an das Netz! Die Menschen akzeptieren dies dort, denn durch die Kohlekraftwerke erhalten sie endlich elektrische Energie als Basis für mehr Lebensqualität. Das große und bevölkerungsreiche Land ist auf seinen eigenen billigen Rohstoff angewiesen, wenn es sich weiter entwickeln will. Deshalb wird die indische Regierung keine Abstriche grundsätzlicher Art an der Kohle vornehmen.

Indien will, beim Klimaschutz als auch bei den neu entstehenden Kohlekraftwerken, auf innovative und CO2-einsparende Technik setzen. Das Land ist davon überzeugt, dass das emissionsfreie Kohlekraftwerk kommen wird. Weshalb, so die indischen Verantwortlichen, sollen wir unser kostbares Gut Kohle verdammen? New Delhi jedenfalls setzt weiter auf die Kohle.

Ähnlich ist die Entwicklung in China, dem weltweit größten Emittenten von CO2. Zwar will das Land verstärkt auch Atomenergie und weiter regenerative Technologien wie auch Wasserkraftwerke einsetzen, aber auch in China, ebenfalls ein „Kohleland“, wird derzeit alle 14 Tage ein Kohlekraftwerk gebaut. Natürlich sind die jüngsten Bilder der enormen Luftverschmutzung in Peking alarmierend. Zwar baut das Land dominierende Hochhäuser, aber die Stromversorgung basiert im Großraum Peking immer noch auf Uralt-Anlagen der Kohleverstromung. Deshalb will das Riesenreich, neben dem regenerativen Ausbau der Energieerzeugung, wie Indien auf neue und umweltschonende Kohlekraftwerke mit hohen Wirkungsgraden setzen.

Auch in China basieren Zweidrittel der Energiewirtschaft auf Kohle. Erneut wurden in letzter Zeit 155 neue Kohlekraftwerke bewilligt.

Das grundsätzliche Problem, wie eine extrem ansteigende Anzahl der Menschen in Afrika, Indien und in anderen Schwellenländern mit Energie bzw. Elektrizität versorgt werden soll, kann auch in Paris nicht ignoriert werden. Aber selbst im guten alten Europa ist übrigens die Kohle noch lange dominierend, wenn dafür nur das Beispiel Polen erwähnt werden darf. Derzeit basiert die Stromerzeugung in unserem östlichen Nachbarland zu 85% auf der Kohle.

Offene Fragen

Ist grundsätzlich die oft verteufelte Industrie der nördlichen Hemisphäre für alle negativen Klimaentwicklungen verantwortlich? Oder ist die Klimaproblematik ein „Hype“ der Zeit bzw. ein Irrtum der Wissenschaft, wie der Europa-Politiker Albert Deß (CSU) meint? Die Geschichte der Forschung sei, so Deß, auch eine Story der Irrtümer. Als Beleg nennt er Beispiele „von der Eiszeit-Theorie der 1970er Jahre, über die Waldsterben-Debatte bis zur Prognose des Club of Rome, der 1972 vorhersagte, dass es in 30 Jahren kein Öl mehr gibt.“ Deß steht mit seiner Meinung keineswegs allein. Es gibt zahlreiche kompetente Klimatologen, die abseits vom veröffentlichten Mainstrem stehen.

Längst weichen viele Klimapäpste des IPCC der seriösen Beantwortung der Fragen, inwieweit das Klima „nur“ durch die Industrieländer beeinflusst wird, aus. Wie war denn dies mit dem schlimmsten Hochwasser aller Zeiten, dem „Magdalenenhochwasser“ im Jahre 1342? Oder wie war denn dies 1540 mit dem trockensten Jahr in Deutschland? Darf schließlich daran erinnert werden, dass es vor 1.000 Jahren ähnliche Temperaturentwicklungen wie jetzt gab?

Doch wer es in der Medienwelt wagt, derartige Fragen im Hinblick darauf, dass es damals keine Industrie gab, zu stellen, wird vom Bannstrahl der alleinig richtigen Meinung der Beschwörer der Apokalypse und der Nachplapperer aus der Medienwelt getroffen.

Wer CO2-Emissionen reduzieren will, muss auch in Deutschland einigen unangenehmen Wahrheiten ins Auge sehen. Zunächst einmal entfallen auf Deutschland weniger als 3% der CO2-Emissionen. Am deutschen Wesen kann die Welt wirklich nicht genesen. Selbst die EU insgesamt spielt im globalen Energiemarkt und bei den Emissionen nur eine Nebenrolle. Und ausgeblendet wird im Zusammenhang der entstehenden CO2-Emissionen die oben dargestellte Bevölkerungsentwicklung in Afrika oder in Ländern des Subindischen Kontinents (Indien, Bangladesch oder Pakistan).

Das Dilemma auch beim Pariser Klimagipfel 2015 ist, dass „vorn“, die bei den Industrieländern eingesparten CO2-Emissionen auf der anderen Seite, eben in China, Indien oder Afrika, negativ kompensiert werden. Dies ist nicht böse gemeint – wer will Indien eine berechtigte bessere Entwicklung – dazu gehört Elektrizität allemal – verwehren?

Hilfe braucht industrielle Akzeptanz

Die „reiche“ nördliche Halbkugel der Welt hilft durchaus gerne. Deutschland ist an vorderster Front. Dazu brauchen Deutschland und andere „klassischen“ Wirtschaftsnationen aber Wirtschaftsstrukturen, die letztendlich die finanziellen Mittel auch durch leistungsstarke Industrien erwirtschaften. Die „Grammzähler“ können natürlich eine Automobilindustrie etwa in Deutschland verteufeln und in Abrede stellen. Doch wohin dies führt, haben wir alle bei der letzten Finanzkrise 2008 gemerkt, als der Zusammenbruch der Wirtschaft in Deutschland drohte und die Bundesregierung plötzlich Anreize wie Abwrackregelungen schuf, um die Automobilindustrie und somit die gesamte Industrie wieder anzukurbeln.

Augenmaß ist gefragt. Die deutsche Automobilindustrie beschäftigt sich mit neuen Technologien des Antriebs. Dies geht aber nicht von heute auf morgen. Wir haben in Deutschland die Kernenergie genullt, Kohlekraftwerke sind der neue Feind der Weltverbesserer, wir machen es der Wasserkraft schwer und jetzt soll es der Automobilwirtschaft an den Kragen. Den verbrauchsarmen und treibstoffsparenden Diesel haben einige Aktivisten des Klimas als neuen Feind ausgemacht. Fragt sich nur, wie wir der dritten Welt beim Reduzieren der CO2-Emissionen helfen sollen, wenn wir uns in Deutschland beim Bruttoinlandsprodukt zurückentwickeln würden. Die Welt braucht Wachstum – oder die Steinzeit.

Letzte Änderung am Donnerstag, 20 April 2017 14:42
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag