Die Gigantonomie – immer mehr Budget, immer mehr Teilnehmer, immer mehr Auflagen für Infrastrukturen und Sportstätten, immer mehr Gier nach noch mehr Werbeeinnahmen durch die veranstaltenden Verbände – hat erschreckende Formen angenommen. Die Bürger Hamburgs haben durchaus erkannt, was auf sie, etwa durch auf Jahre bestehende Belästigungen, zugekommen wäre. „Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder“ und die großartige olympische völkerverbindende Idee leider ihren Charakter. Wie wäre es einmal wieder mit etwas mehr Bescheidenheit? Es muss ja nicht gleich der Maßstab der Spiele im antiken Griechenland sein. Wie wäre es mit olympischen Spielen „light“? Auch in Hamburg wurden für die Spiele 2024 Kosten in Höhe von 11,2 Milliarden Euro geplant. 7,4 Milliarden wären beim Steuerzahlen hängengeblieben. Vermutlich wären es aber mehr gewesen, denn wer glaubt schon, dass es bei den 11,2 Milliarden Euro des veranschlagten Etats geblieben wären?
In bester Gesellschaft
Die Hamburger sind ja schließlich gebrannte Kinder, wenn man nur daran denkt, dass die Elbphilharmonie den Bürgern einmal für 77 Millionen Euro schmackhaft gemacht wurde. Mittlerweile wurden atemberaubende 800 Millionen Euro für das Konzerthaus erreicht. Abgesehen von diesen Dingen, sind es ja nicht nur die Hanseaten, die jetzt ein „Nein“ zu Olympia sagten. Hamburg befindet sich in allerbester „Gesellschaft“. Darüber, und weshalb dies so ist, muss einmal ernstlich nachgedacht werden. Für den deutschen Sport ist es innerhalb von zwei Jahren die zweite große Pleite, nachdem auch die Bürger in München und Garmisch-Partenkirchen der Winterolympiade 2022 eine Abfuhr erteilten. Nein sagten aber auch die Bürger in der reichen Schweiz (Winterolympiade in Graubünden), im wohlhabenden Oslo (ebenfalls Winterspiele 2022) oder in Boston (Massachusetts, USA) als potenzieller Mitbewerber Hamburgs für die Sommerolympiade 2024. Woran mag diese Ablehnung wohl liegen, wenn nicht am großen Business und Rummel?
Abstoßend wirken auch die unschönen Diskussionen und Ereignisse um das IOC, die FIFA und auch im Umfeld des DFB. Dies alles hat mit Sport nichts mehr zu tun. Und selbstverständlich haben auch die jüngsten Ereignisse in Paris und in Hannover durchaus eine Rolle gespielt. Der Sicherheitsaufwand wird bei den Megaveranstaltungen einfach zu groß. Gut, dafür kann Hamburg nichts – aber neue Szenarien sind leider auch Fakt. Geht nun in Deutschland der Sport unter, wie es schon heißt? Keineswegs, denn der Breitensport, an dem die Deutschen hängen, ist längst auch der ehrlichere Sport. Hat Hamburg als Stadt eine Imagechance verspielt? Mitnichten. Hamburg ist und bleibt eine sehr attraktive Metropole mit einem hohen Bekanntheitsgrad draußen in der Welt. Werden jetzt, „die Erwartungen an die Stadtentwicklung“ enttäuscht, wie die FAZ orakelte? Mitnichten und dies wäre ja auch lächerlich, abgesehen davon, dass ohnehin längst nicht ausgemacht war, dass Hamburg auch tatsächlich den Zuschlag erhalten hätte. Getan wird jetzt bei den Funktionsträgern des Sports so, als ob bei einem „Ja“ Hamburg Ausrichter gewesen wäre. Diese Entscheidung fällt ohnehin letztendlich das IOC.
Auch ist es unsinnig, die Meinung zu vertreten, die künftige Stadtentwicklung Hamburgs wäre durch das „Nein“ von der Olympiade verspielt worden. Für die Zukunft der Stadt sind ganz andere Herausforderungen von elementarer Bedeutung, etwa ob es gelingt, endlich den Hafen zukunftsfähig durch die Elbvertiefung zu machen. Und auch dies ist nur ein Beispiel.