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Die Zukunft Deutschlands und die Migranten

Die Zukunft Deutschlands und die Migranten Henschel GmbH

Unverantwortliche Stimmungsmache

Die Verkünder der wahren und alleinig seligmachenden Botschaften haben vor dem Hintergrund der seit dem 1. Januar 2014 möglichen uneingeschränkten Zuwanderung von Menschen, etwa aus Rumänien und Bulgarien, Konjunktur. Je nach Blickpunkt und Position werden zum Teil wüste Szenarien gemalt, sodass es vielleicht wieder nützlich ist, die Gedanken zu sortieren.

Zunächst einmal gehört es zum christlichen Verständnis und Menschenbild, Hilfe anzubieten. Dies ist selbstverständlich und wurde und wird auch jeweils von den deutschen Bundesregierungen – egal von welchen Farben sie getragen wurde und wird – so praktiziert. Dies gilt natürlich auch für die neue Große Koalition. Wahr ist aber auch, dass die Hilfsbereitschaft natürlich nicht missbraucht werden darf. Es muss noch erlaubt sein, diese Binsenwahrheit auszusprechen. In der Tat gibt es Ängste, ob Deutschland noch einen zusätzlichen jährlichen Nettozuzug von 500.000 Menschen verkraften kann. Dies ist keine Frage des Wollens, aber eine des Könnens. 500.000 Arbeitsplatzsuchende aus Rumänien und Bulgarien müssen zunächst erst einmal in den Arbeitsprozess integriert werden. Innerhalb weniger Jahre baut sich da ein Potential von mehreren Millionen Menschen an.

„Wer betrügt der fliegt“ ist natürlich hart und unglücklich formuliert. Aber die deutschen Sozialsysteme können nicht die Probleme anderer Volkswirtschaften lösen. Wo liegt die Mitte und was trägt zur Versachlichung bei? Wunschdenken durch selbsternannte Migrationsforscher – man fragt sich, was da zu forschen ist – jedenfalls tragen nicht zur dringend notwendigen Versachlichung bei. Der Migrationsforscher Klaus F. Zimmermann – er ist Direktor beim privaten Wirtschaftsforschungsinstitut IZA – hat nun fast den Untergang Deutschlands an die Wand gemalt, wenn wir nicht jährlich ein Zuwanderungsplus in einer Größenordnung von mehr als 500.000 Menschen hätten. Es ist wahr, dass in der deutschen Gesellschaft immer weniger "deutsche" Stammbürger bereit sind, einfachere aber notwendige Arbeiten anzunehmen. Jedes Großstadtkrankenhaus könnte zumachen, wenn es keine zugewanderten Bürger gäbe, die Pflege- und Reinigungsdienste übernehmen. Wer reinigt im Krankenhaus die betagte „Oma“, die hilfebedürftig ist? Diese erwähnten Sozialdienste sind nur ein Beispiel.

Übertriebe Szenarien

Aber der von Zimmermann und vielen anderen „Fachleuten“, zum Teil ideologisch geprägt, skizzierte Imageschaden und wirtschaftliche Untergang Deutschlands, ohne „qualifizierten Zuwanderer“ aus Rumänien oder aus Bulgarien, ist nicht nur weit übertrieben – er ist auch demagogisch, weil es geradezu unverantwortlich ist, die Besten, die für die Entwicklung in Rumänien und Bulgarien benötigt werden, abzuwerben. Übrigens an die oft blauäugigen Kirchen: genau das Abwerben wäre aus den aufgezeigten Gründen höchst unchristlich! Ein ehemaliger Bundespräsident hat es einmal gesagt: Wir müssen Hilfe zur Selbsthilfe leisten, damit die Menschen in ihren Heimatländern eine wirtschaftliche Perspektive haben. Ein anderer Fall sind politisch verfolgte Menschen. Aber leider hat sich auch beim Thema Asyl durch unverantwortliche Schlepperbanden ein Graubereich entwickelt. Aber keine Frage: wer in seiner Heimat um sein Leben fürchtet, muss aufgenommen werden. Dies ist wohl selbstverständlich.

Nun wird – um auf die Freizügigkeit für die Rumänen und Bulgaren zurückzukommen – auf den hohen Ausbildungsstand und die Qualifizierung hingewiesen. Woher weiß denn dies etwa der Migrationsforscher Zimmermann? Mit Zahlen und Statistiken lässt sich alles Mögliche herleiten. Leider ist die Qualifizierung in Rumänien und Bulgarien – Ausnahmen bestätigen die Regel – leider nicht so hoch. Vor Jahren hat der finnische Nokia-Konzern seine Handy-Fertigung (von der er sich inzwischen getrennt hat) vom Ruhrgebiet in das von den Personalkosten „billige“ Rumänien verlagert. Die Leute, so hieß es, seien ja gut ausgebildet und motiviert. Machen wir es kurz: Für Nokia endete die neue Fabrik in einem Fiasko. Es lag eben nicht nur, wie inzwischen von Nokialeuten auch betont wird, an der mangelhaften Infrastruktur. Trotz Schulung war die Quote des Ausschusses der Handys unverantwortlich. Für ein Hightechprodukt wurde „billig“ sehr teuer …

Natürlich gibt es qualifizierte rumänische Ärzte. Dies ist doch gar keine Frage. Aber es ist leider nicht so, dass in einem Land, in dem nicht nur in den Karpaten immer noch der durch Esel gezogene Karren anzutreffen ist, der Ausbildungsstand den Ansprüchen unserer qualifizierten deutschen Industrie genügt. Es sei den „Experten“ wie Zimmermann dringend empfohlen, beispielsweise einmal in dem wunderschönen Rumänien abseits von Bukarest, Urlaub zu machen. Die Ernüchterung wird eine große sein … Deutschland wird auch ohne Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien eine leistungsstarke Industrie und Volkswirtschaft bleiben. Der „hemdsärmelige“ badische Erfolgsunternehmer Herrenknecht, dessen riesige Tunnelbohrmaschinen weltweit im Einsatz sind, hat in einem Interview eingeräumt, dass es natürlich inzwischen chinesische Nachahmer gäbe – aber in der Präzision und Leistungsstärke seien seine Produkte immer noch überlegen und deshalb habe er keine Zukunftsangst. Deutschland muss eben immer wieder schlicht besser und innovativer sein. Ähnliches wird über komplizierte Bahngetriebe von Henschel (siehe Bild oben) berichtet. Billige Nachahmerprodukte setzten sich, so heißt es bei Henschel, vielleicht temporär durch – aber letztendlich ist deutsche Qualität auf den Weltmärkten gefragt.

Letzte Änderung am Mittwoch, 03 Mai 2017 11:34
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag