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Oh Österreich: Felix Austria oder der Herr Karl

Oh Österreich: Felix Austria oder der Herr Karl © Pixabay

Österreich will gegen deutsche Maut klagen

Eigentlich müssen die Deutschen unsere besonders engen und lieben Nachbarn, die Österreicher(innen) nicht charakterisieren. Dies haben österreichische Schriftsteller und Intellektuelle wie Helmut Qualtinger oder Günther Nenning viel besser und unnachahmlich selbst gemacht. Vor allem Helmut Qualtinger hat so wunderbar die Volksseele unserer südöstlichen Freunde in seinem Theaterstück „Der Herr Karl“ skizziert: immer auf der richtigen Seite stehen und immer zu Lasten anderer profitieren.

Qualtingers Stück hat in seinem Land seinerzeit zu einem innenpolitischen Skandal geführt. Und auch der inzwischen wie Qualtinger verstorbene österreichische Publizist und Religionswissenschaftler Günther Nenning hat geradezu bissig, ja fast schon boshaft, seine Landsleute beschrieben: „Der Österreicher ist entwicklungsgeschichtlich noch kein richtiger Mensch“.

Starker Tobak und so weit wollen wir in der Beurteilung unserer Nachbarn natürlich nicht gehen. Aber eines stimmt. Sonst eher selbstbewusst, machen sie sich immer ganz klein, wenn sie von den angeblich großen Nationen bedrängt werden, die Österreicher(innen). Da wollen sie Mitleid erregen. Dies war schon so, als der ehemalige österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim, zu Unrecht übrigens, von den Amerikanern auf die Watch List – wohlgemerkt als österreichischer Bundespräsident – genommen wurde und als Staatsoberhaupt mit einem Einreiseverbot in die USA belegt wurde. Begründet wurde dies alles mit angeblichen Kriegsverbrechen Waldheims, obwohl dieser (Jahrgang 1918) schon vom Alter her keine nennenswerte Führungsfigur in der deutschen Wehrmacht sein konnte. Bewiesen konnte letztendlich nichts werden und in Österreich sprach man von einer Schmutzkübelkampagne gegen das Staatsoberhaupt.

Ausgerechnet Österreich

Auch jetzt, nach der Ankündigung von Unionsparteien und SPD, die Maut in Deutschland einzuführen, schreien sie in Österreich schon wieder Zeter und Mordio; sie fühlen sich furchtbar benachteiligt und die österreichische Infrastrukturministerin Doris Bures drohte gar bereits mit dem Gang zum Europäischen Gerichtshof. „Wir werden das nicht zur Kenntnis nehmen“, sagte sie kraftmeierisch. Soll sie doch. Dies alles ist an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten: Oh Österreich – ausgerechnet Österreich, das bereits 1997 anfing, insbesondere die deutschen Autofahrer mit Maut für die dortigen Autobahnen zu schröpfen. Und nicht nur das: Für zahlreiche Tunnel und Brücken ist eine Sondermaut fällig. Anderseits: Die Vorteile über bisher kostenlose deutsche Autobahnen, die der deutsche Steuerzahler finanziert, wollen die Österreicher schon nutzen – aber wenn sie jetzt ebenfalls Maut zahlen sollen, regen sie sich furchtbar auf: Der Herr Karl …

Wenn deutsche Autofahrer aus dem direkt der Stadt Salzburg gegenüberliegenden Berchtesgadener Land zu einer Veranstaltung in die „SalzburgArena“ – von der Grenze bei Bad Reichenhall drei Kilometer entfernt – wollen, werden sie abgeschröpft und müssen die volle Maut zahlen. Dies gilt auch für die Anfahrt zum Salzburger Flughafen, direkt hinter der deutschen Grenze. Umgekehrt benutzen Österreichs Autofahrer ganz selbstverständlich die schnellste und einfachste Verbindung zwischen Salzburg und Innsbruck über die deutsche Autobahn bisher völlig gebührenfrei. Eine weitere kleine Schikane hat sich Österreich jetzt beim kleinen Grenzverkehr zwischen dem deutschen Kiefersfelden und dem österreichischen Kufstein einfallen lassen. Für wenige Kilometer bis zur Ausfahrt Kufstein sollen die deutschen Autofahrer jetzt Maut zahlen. Bisher hat dies selbst Österreich toleriert, um die kleinen Orte im Inntal vor den Verkehrsbelastungen zu schützen. Jetzt blockierten gemeinsam Deutsche und Österreicher die Autobahn, um gegen den Unsinn der österreichischen Behörden zu protestieren.

Österreich ist mit Drohungen, den Europäischen Gerichtshof anzurufen, immer schnell bei der Hand, wenn angeblich die Ausländer, konkret sind immer in erster Linie die „Deutschen“ gemeint, EU-Freizügigkeiten einschränken würden. Dabei wird großzügig vergessen, dass man beim Kassieren neuer Gebühren recht erfinderisch ist. So sollen etwa deutsche Studenten besondere zusätzliche Gebühren zahlen, wenn sie an österreichischen Universitäten studieren und somit Studienplätze wegnehmen. Dies ist zwar nicht mit den EU-Prinzipien der Freizügigkeit innerhalb der EU vereinbar – aber was soll es; es ist halt die Interpretation nach österreichischer Denkweise. „Der Herr Karl“ auch da grüßen.

Eine weitere Dreistigkeit erlaubt sich Österreich mit seinem Salzburger Flughafen, der ebenfalls unmittelbar an der Grenze zu Deutschland liegt. Die Zumutungen des Flugverkehrs, die Lärmbelästigungen, dürfen die Bewohner im bayerischen Grenzgebiet wie selbstverständlich hinnehmen, weil es die Republik Österreich, das Land und die Stadt Salzburg einfach nicht fertigbringen, neue Anflug- und Abflugrouten über ihrem Gebiet zu realisieren. Dies ist ja auch aus Salzburger Sicht verständlich; wer will den Einwohnern der schönen Stadt Salzburg zumuten, mit den Flugbelästigungen konfrontiert zu werden? Jetzt macht in Berlin Bundesverkehrsminister Ramsauer ernst. Er will die Überflugrechte beim An- und Abflug vom Salzburger Flughafen drastisch beschränken und die Österreicher somit zwingen, über Alternativen über ihr eigenes Gebiet nachzudenken. Recht hat er. Österreichische Einwendungen, man könne nicht anders, weil man „an technische und geographische Grenzen“ stoße, sind reine Schutzbehauptungen, wie das Beispiel Flughafen Innsbruck beweist. Hier sind die geographischen Gegebenheiten noch viel schwieriger und trotzdem funktionieren die An- und Abfugrouten – freilich und leider mit Lärmbelästigungen für die Innsbrucker Bevölkerung.

Als Deutschland dem Flughafen Salzburg vor Jahrzehnten erlaubte, deutsches Gebiet beim An- und Abflug zu überfliegen, war Salzburg noch ein kleiner Regionalflughafen mit fast zu vernachlässigenden Flugbewegungen. Inzwischen sind die Beeinträchtigungen im Berchtesgadener Land aber eine echte Zumutung, weil der Salzburger Flughafen prosperiert. Weshalb vor diesem Hintergrund Landeshauptmann (entspricht einem deutschen Ministerpräsidenten der Bundesländer) Wilfried Haslauer – Land Salzburg – von einer „Kriegserklärung“ durch Ramsauer spricht, bleibt wohl sein Geheimnis – eben ein typisches österreichisches Geheimnis (siehe „Der Herr Karl“ – immer auf der richtigen Seite stehen und zu Lasten anderer profitieren) Oh Felix Austria – hättest Du doch geschwiegen …

Letzte Änderung am Mittwoch, 03 Mai 2017 11:54
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag