Allgemein geht es um die Infragestellung der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes, wenn etwa Vorhaben der Infrastruktur wie Mobilität und Energieversorgung in der deutschen Gesellschaft nur noch schwer die notwendige Akzeptanz erhalten. Was ist also das höhere Gut? Die Menschen wollen – völlig unabhängig von der erwähnten Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands – einen gesicherten Lebensstandard, sie wollen daher unbedrohte und gut bezahlte Arbeitsplätze. Die Deutschen wollen aber auch Lebensqualität und Freiheiten durch die Mobilität in ihrem persönlichen Umfeld, etwa beim Urlaub nach dem Motto „gegen den Flugverkehr kann man etwas haben, aber bitteschön nicht, wenn es um meinen Karibik-Urlaub geht“. Das Sankt- Florians-Prinzip lässt grüßen!
Widersprüche bei Verweigerungen
Zu einem Symbol für die zunehmende Verweigerungshaltung wurde Stuttgart 21. Aber auch Autobahnen, Schnellbahn-Trassen der Bahn, Brücken, Kraftwerke (und seien es regenerative Anlagen), Wasserstraßen, Windräder und vor allem natürlich auch Flughäfen und Start- und Landebahnen werden leidenschaftlich bekämpft, sobald eigene persönliche Interessen tangiert werden. Oft kann auch der Widerspruch nicht aufgelöst werden. Die Eisenbahn, so wird gefordert, soll den zunehmenden Güterverkehr von der Straße nehmen – aber wenn dann neue Eisenbahntrassen persönliche Interessen berühren, finden dies die betroffenen Hausbesitzer dann gar nicht mehr so lustig. Wie aber soll bei diesen Differenzen eine gute Infrastruktur organisiert werden?
Wenn heute alle guten Argumente für einen Ausbau der Infrastruktur nichts nützen, wird gerne der „Kult des hemmungslosen Wachstums“ postuliert. Wachstum, so die Meinung vieler Kritiker, bräuchte man nicht mehr. Wachstum sei die Anbetung der Finanz- und Kapitalmärkte. Prof. Dr. Alexander Eisenkopf, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre & Mobility Management an der Zeppelin Universität Friedrichshafen, hat darauf eine drastische Antwort. Natürlich könne man Wachstum ablehnen, aber er habe noch nie gehört, dass es künftig keine Lohnerhöhungen mehr geben solle und die Menschen auf Urlaub, Mobiltelefone oder auf einen neuen Flachbildschirm verzichten wollten.
Infrastruktur sichert Deutschlands Position
Eine gute Infrastruktur – und dazu gehört auch ganz besonders die Luftfahrt mit Personenverkehr und Luftfracht – ist die Basis für eine funktionierende Wirtschaft, die wiederum Arbeitsplätze schaffen und sichern soll. Aber wie soll dies funktionieren, wenn Deutschland im Wettbewerb mit neuen Volkswirtschaften wie China immer mehr Produktion verlieren wird, weil in China die notwendigen Einrichtungen einfach viel schneller realisiert werden können?