Verweigerungen – wohin man sieht
Zunächst darf daran erinnert werden, dass Potenziale und Leistungsbereitschaft nach wie vor vorhanden sind. Tüchtige Bürger(innen), gute Ingenieure und Kaufleute, hervorragende Produkte, Lösungen und Dienstleistungen, in der überwiegenden Anzahl auch gut geführte Unternehmen – dies ist die eine Seite. Aber wir entwickeln uns – dies ist die andere Seite – in Deutschland immer öfters zu einer Verweigerungsgesellschaft. Wir sind aus den unterschiedlichsten Gründen gegen die Kernenergie und gleichzeitig auch gegen eine moderne und energieeffiziente fossile Verstromung durch Hightech-Anlagen; wir sind gegen neue Autobahnen, gegen neue Bahntrassen und selbst Wasserstraßen, Stichwort Donauausbau oder Elbvertiefung, sind nur noch schwer ausbaubar, obwohl der Gütertransport auf der Donau die Umwelt schont und der Hamburger Hafen als Wirtschaftsfaktor tiefere Fahrrinnen benötigt. Gefordert wird die regenerative Energie, aber Wasserkraftwerke werden ja auch leidenschaftlich bekämpft und Windräder werden nur dann akzeptiert, wenn sie nicht im unmittelbaren Wohnumfeld der Bürger aufgestellt werden. Spätestens wenn die regenerativen Energien verstärkt Leitungsnetze benötigen, sind diese auch nur noch sehr schwer, wenn überhaupt, durchsetzbar. Selbst die Stromübertragung mit Erdkabel wird kritisch gesehen.
Die Liste der Projekte, gegen die man irgendetwas immer hat, geht weiter. In Regensburg ist noch nicht einmal ein Kultur- und Kongresszentrum zu realisieren und selbst Olympische Spiele, für die man früher „Feuer und Flamme“ gewesen war, werden heute, wie man am Beispiel Winter-Olympiade in München und Garmisch-Partenkirchen sieht, durchaus abgelehnt. Sanierungen verkommener Stadtteile sind „Luxussanierungen“ und Großprojekte der Infrastruktur wie Startbahnen und Flughäfen oder wie jetzt aktuell Stuttgart 21 sind grundsätzlich mit jahrelangen Streitereien verbunden. Durchaus gibt es Einzelfälle, die man hinterfragen kann. Diese gab es auch schon immer. Aber es fällt auf, dass heute grundsätzlich die Bereitschaft zur Verweigerung stark zugenommen hat.
In einem Kult oder in einer noch nie dagewesenen Hysterie waren viele Deutsche und die „Grammzähler“ in Brüssel und Berlin auf dem Höhepunkt der Klimadiskussionen eifrig damit beschäftigt, eine Schlüsselindustrie der Volkswirtschaft – die Automobilindustrie – regelrecht zu zerreden und zu zerstören. Klimahysteriker machten das Auto noch vor der Finanzkrise im Verbund mit populistischen Politikern, die den Bürgern einredeten, der neue Wunderantrieb ohne Benzin oder Diesel stünde vor der Einführung, derartig madig, dass die Autokäufer vor Unsicherheit ihre Kaufentscheidung auf die lange Bank schoben. Erst als dann die Deutschen aus Unsicherheit und Angst vor der täglich propagierten Krise tatsächlich keine Fahrzeuge mehr kauften und damit die Automobilindustrie schädigten, dämmerte es der Politik, dass man eine Erfolgsbranche auch kaputtreden konnte. Dann kam die Abwrackprämie …
Medien-Kampagnen
Aber auch die Medien zeigten sich oft ihrer Verantwortung für die Gesellschaft nicht gewachsen. Ganz im Gegenteil wurden im Bemühen, möglichst spektakuläre und angstmachende Schlagzeilen im Blatt zu haben, die Menschen noch mehr verunsichert. Für jeden heißen Tag war und ist prompt die Klimaerwärmung und die „böse“ Industrie, die CO 2-Emissionen produziert, verantwortlich. Bei jedem Hochwasser, auch dieses Jahr wieder, war natürlich ebenfalls die „hausgemachte“ Klimaerwärmung auslösender Faktor. Welch ein Unfug! Dabei bräuchte man sich nur vor das Passauer Rathaus zu stellen, um ablesen zu können, dass katastrophale Hochwasser schon immer zu registrieren waren. Aber da gab es kein Internet, kein Fernsehen, keine hysterische Mediengesellschaft. Bereits 1444 beschrieb Enea Silvio Piccolomini, der 1455 dann Papst wurde, ein katastrophales Hochwasser in Passau und da gab es keine Industrie und wenig Menschen verursachten CO 2. Das schlimmste Hochwasser der jüngeren Geschichte plagte 1954 die Stadt Passau.
1784 stieg der Rheinpegel in Köln auf 13,35 Meter (Normalstand 3,55). Dies war dann auch der bisher höchste Stand. Aber selbst 1926 betrug der Kölner Pegelstand 10,70 Meter. Die Hamburger Sturmflut, die 1962 infolge eines Orkans bei Temperaturgegensätzen über 300 Todesopfer forderte, war dem 1972 erschienenen immerhin fünfbändigen „Neuen Brockhaus“ gerade einmal eine Zeile wert: die Sturmflut löste schlimme Zerstörungen aus. Auch an die schwere niederländische Katastrophe der Sturmflut des Jahres 1953, die sogar 1.835 Menschenleben forderte, muss erinnert werden. Man stelle sich diese Katastrophen in der heutigen Medienwelt vor. Nicht auszudenken, wie die Schlagzeilen der selbst ernannten Klimatologen in den Zeitungen aussehen würden. Dies zum Thema der heutigen sensationsgierigen Mediengesellschaft.
Schleichende Deindustrialisierung
Jetzt sind Klima-Ideologen und „Umweltpolitiker“ eifrig dabei, unter dem Deckmantel der Rettung des Klimas absolut fragwürdige energiepolitische Weichenstellungen zu formulieren, die zu einer schleichenden Deindustrialisierung in Deutschland beitragen. Dies in einem Umfeld, in dem die „glaubwürdigen Fachleute“ des IPCC durch schlimme Manipulierungen und Übertreibungen – die ein eigenes Thema sind – ihre Daseinsberechtigung nachweisen wollten. Wer es nur wagte, die hohen Herren anzuzweifeln, auch aus der Wissenschaft, war ein unverschämter Klimaleugner, ein Ignorant und im schlimmsten Falle ein Spinner. Das Staatsoberhaupt der Tschechischen Republik, Prof. Václav Klaus, war es dann, der als Ökonom mit seinem Buch „Blauer Planet in grünen Fesseln“ (Untertitel: Was ist bedroht – Klima oder Freiheit? – Carl Gerold Verlag in Wien, ISBN 978-3-900812-15-7) viele Aussagen des IPCC in Frage stellte. Diese Infragestellung geschah im Zusammenwirken mit namhaften Klimawissenschaftlern, die den Thesen des IPCC reserviert gegenüberstehen. Präsident Klaus wurde in der Skepsis bestätigt. Hacker, denen es gelang, in den E-Mail-Verkehr der „Klimawissenschaftler“ des IPCC einzudringen, konnten beweisen, dass tatsächlich zur Übertreibung aufgerufen wurde, um Stimmungen zu produzieren.
Weshalb ist die erwähnte Deindustrialisierung eine reale Gefahr für Deutschland? Wenn ein besonnener und eher zurückhaltender Konzernchef, wie Jürgen Hambrecht vom weltgrößten Chemiekonzern, der BASF SE in Ludwigshafen, die Gefährdung des Industriestandortes Deutschland erwähnt, dann ist dies kein „Gerede eines Atomlobbyisten“ (so bezeichnen die Grünen die Mahner aus der unternehmerischen Praxis). Hier beschreibt ein verantwortlicher Konzernchef vielmehr ernstzunehmende Sorgen um die industriellen Arbeitsplätze in Deutschland. Wenn ein energieintensives Unternehmen wie die BASF, mit einem jährlichen Energieverbrauch von 6 Milliarden Kilowattstunden, mit noch mehr CO 2-Kosten durch Emissionsabgaben belastet wird, dann kommt irgendwann die Stunde der traurigen Wahrheit: In Deutschland kann man aus Gründen der fehlenden Akzeptanz und überzogener Belastungen nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren. Hambrecht wies auch darauf hin, dass leider die Politik mit „unrealistischen Annahmen arbeitet“. Der BASF-Chef hat ja recht, wenn er weiter sagt: „Dazu zähle ich auch fragwürdige Zeitpläne für den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Subvention erneuerbarer Energien belastet die Verbraucher bereits heute jedes Jahr mit mehreren Milliarden Euro – Tendenz steigend.“
Wir alle wollen – dies darf unterstellt werden – die Schöpfung bewahren, wir wollen regenerative Energien. Dabei darf man aber nicht das Volk belügen und so tun, als ob nur mit der regenerativen Technologie der Strombedarf einer Industrie- und Exportnation wie Deutschland gedeckt werden könne. Wer so etwas gegen die Fachwelt und Praxiskenntnis der internationalen Energiefachleute sagt, handelt verantwortungslos. Die Politik muss schon sagen, dass es ein Paradies, das wir ja alle sehr gerne hätten, nie in einem Industrieland wie Deutschland geben kann – es sei denn, wir wollen als Bevölkerung uns tatsächlich als arbeitsintensive Industrienation „abschaffen“. Eines ist aber gewiss: Würde es zu einer Deindustrialisierung kommen, käme es zu einem Abwandern wichtiger Unternehmen aus Deutschland, dann würde man die heutigen Heilverkünder – wer sie auch immer sind – in die Wüste jagen. Dem Volk kann man eine gewisse Zeit etwas vormachen. Die Parteien haben dies jetzt bei der ebenfalls hysterischen Kampagne gegen den ehemaligen Berliner Senator und Bundesbankvorstand Jürgen Sarrazin, der viel überzog aber auch eine notwendige Debatte losgetreten hat, gemerkt. Der Mann hat im Volk eine breite Zustimmung und bekäme bei Wahlen auf Anhieb mindestens 20% der Stimmen.
Wir brauchen in Deutschland vernünftige Rahmenbedingungen für Investitionen und vor allem eine klare Erkenntnis. Am deutschen Wesen kann die Welt allein nicht genesen. Wir dürfen in einem falsch verstandenen Idealismus die Grundlagen des Wohlstandes, dies ist auch industrielle Wertschöpfung, nicht zerstören, indem wir viele Entscheidungen verweigern. Wohin soll dies führen?