Der angesehene Bilanzrechtsprofessor Karlheinz Küting beanstandet die Verschleierung der tatsächlichen Vermögenslage. Die Profivereine seien inzwischen Unternehmen der Unterhaltungsindustrie und legten Jahresabschlüsse wie Kegelclubs und Briefmarkenvereine, so Küting, vor. Zwar melden die Vereine gelegentlich ihre Umsätze und, so vorhanden, die Jahresüberschüsse – aber keineswegs den oft enorm angehäuften Schuldenstand.
Auch die angebliche Wertschöpfung von jährlich 5,1 Milliarden Euro des deutschen Profifußballs dürfte bei dem jährlichen Gesamtumsatz von 2 Milliarden Euro übertrieben sein. So arbeiten beispielsweise viele Sicherheitsdienste bei Spielen in den Stadien nur auf Stundenbasis und auch die Standlverkäufer haben ja keinen Vollzeitjob. Die Gegenrechnung der öffentlichen Hand (also des Steuerzahlers) für die Polizeikräfte wird in der Analyse nur ungenügend gewürdigt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft nannte allein Kosten in Höhe von 150 Millionen Euro jährlich für die Polizeieinsätze. Völlig unberücksichtigt dabei ist der Vandalismus, der z.B. der Deutschen Bahn bei der Anfahrt der "Fans" entsteht. Auch die Verkehrsinfrastruktur zu den Stadien ist ein Thema. Selbst bei einem „reichen“ Verein wie dem FC Bayern München, hat zum Beispiel beim Neubau des Stadions in München-Fröttmaning die öffentliche Hand für die notwendige Infrastruktur der Verkehrsanbindung enorme Mittel aufgewendet.
Einen weiteren Schwachpunkt bei der Beurteilung der Struktur der Bundesliga-Vereine ist deren Abhängigkeit vom Sponsoring durch die Wirtschaft. Dazu gehören auch die Fernsehgelder durch das Bezahlfernsehen. Als vor einigen Jahren ein Münchener Medienunternehmen in die wirtschaftliche Schieflage kam, führte dies sofort zu einer enormen Gefährdung der wirtschaftlichen Lage der Bundesligisten.
Trotzdem verdient festgehalten zu werden, dass die deutschen Profivereine in der Tat mit beachtlichen Umsätzen eigentlich Wirtschaftsunternehmen geworden sind. Der FC Bayern München als Branchenführer wird mit einem Jahresumsatz von 300 Millionen Euro gehandelt. Doch selbst bei diesem substanziell gut dastehenden Verein hat die Audi AG als neuer Großaktionär zur Stabilität des Vereins beigetragen. Bei der Beurteilung der Bundesligisten darf auch nicht vergessen werden, dass nur bei einem relativ kleinen Kreis von Vereinen die Umsätze eine nennenswerte Größenordnung erreichen. Dies sind neben Bayern München vor allem der HSV, Schalke 04 und Borussia Dortmund. Selbst ein so traditionsreicher Großverein wie die Frankfurter Eintracht, die ja immerhin das Umfeld des Finanzzentrums hat, plant in der kommenden Saison einen Umsatz von rund 64 Millionen Euro.
Dass das Umfeld der Bundesliga-Vereine oft sehr amateurhaft ist, zeigt sich auch an der mangelhaften Organisation der Sicherheit in den Stadien. Strafen gab es diesbezüglich für Hertha BSC Berlin und Eintracht Frankfurt. Aber auch der DFB und die DFL kommen in eine Schieflage. Einerseits beansprucht man das Renommee der Wirtschaftskraft mit dem Verweis auf den Status Wirtschaftsunternehmen Bundesligisten und andererseits strukturiert der DFB die Schiedsrichterleistungen immer noch amateurhaft, wie zu Zeiten etwa der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. So verlor etwa Hertha BSC Ende März 2010 in seinem Heimspiel gegen Borussia zwei entscheidende Punkte, weil das Schiedsrichtergespann, laut Experten und Fernsehnachweis, ein regelrechtes Tor infolge einer Fehlentscheidung nicht gab. Dadurch wurde der Berliner Verein um die Chance gebracht, wenigsten in die Relegation zu kommen. Dem Verein entstehen in der nächsten Saison erhebliche finanzielle Nachteile in Millionenhöhe in der II. Liga, nur weil Schiedsrichter der Situation nicht gewachsen waren. Hätte man wie beim Eishockey den Fernsehnachweis, wäre das Schiedsrichtergespann vom Druck der Fehlentscheidung verschont geworden. Das Beispiel Hertha und Schiedsrichterleistungen zeigt die Diskrepanz: einerseits hoher Anspruch, andererseits amateurhaftes Agieren.
Natürlich ist der Profifußball ein Wirtschaftsfaktor, aber er wird maßlos überschätzt und daran sind auch der DFB und die DFL nicht ganz unschuldig. Profivereine müssen profihaft geführt werden, in den Vereinen und auch auf Verbandsebene.