Die Griechenland-Pleite hat verschiedene Ursachen. Zweifelsohne dominieren die hausgemachten Fehler der Griechen, aber es zeigt sich immer mehr, dass die Konstruktion der EU (immer mehr auch schwache Volkswirtschaften als Mitglieder aufzunehmen) falsch war und es zeigt sich, dass man in einem riesigen Gebiet mit grundlegend verschiedenen Strukturen nicht einheitlich den Euro als Zahlungsmittel nehmen kann. Dies hat jetzt mit einer schonungslosen Offenheit der tschechische Präsident Václav Klaus (er ist übrigens auch sachverständiger Ökonom) im Vorfeld seiner Europa-Rede an der Berliner Humboldt-Universität in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (28. April 2010) zum Ausdruck gebracht. Der Präsident konkretisierte, dass jede Währungsunion eine gewisse Homogenität braucht. So seien die Unterschiede zwischen Irland und Griechenland oder zwischen Portugal und Finnland sehr groß. Selbst innerhalb Deutschlands habe sich nach der Wiedervereinigung gezeigt, dass „der Eins-zu-eins-Kurs beim Umtausch der DDR-Mark ökonomisch ein Fehler war“. Aber – so der Präsident weiter – es gab die politische Ambition und die klare Solidarität. In Europa gibt es die nicht.
Aktuell sei es jetzt in Griechenland der Euro, der „die Tragödie bewirkt“, denn ohne den Euro könnten die Griechen währungspolitische Maßnahmen wie etwa eine Abwertung bewältigen. Dies sei aber nicht mehr möglich. Als Ausweg sieht in der Tat der Präsident nur noch riesige Geldtransfers nach Athen. Widerstand sei da auch in Deutschland programmiert. „Warum sollen die deutschen Steuerzahler Griechenland subventionieren? Das ist eine ganz legitime Frage“, so Klaus im F.A.Z.-Interview.
Klaus ist mit seiner Kritik nicht allein. Der Präsident des Bayerischen Finanzzentrums, Prof. Dr. Wolfgang Gerke (Ordinarius an den Universitäten Passau, Mannheim und Erlangen-Nürnberg), wies jetzt darauf hin, dass Griechenland aus dem Euro heraus müsse. Die Wirtschaft in Griechenland hätte mit einer eigenen Währung, die abzuwerten wäre, die Chance eines Neubeginns. Für den Euro wird es noch schwerer vor allem im Hinblick darauf, dass unter Umständen demnächst weitere EU-Staaten Hilfe benötigen.
Natürlich hat Griechenland gegen die EU-Verträge verstoßen, aber die EU hat es mit ihren Bürokraten nicht bemerkt! Die EU hat vor allem den großen Fehler gemacht, einige Wackelkandidaten in die Euro-Zone aufzunehmen. Es muss auch zu denken geben, dass einige wichtige EU-Länder wie Vereinigtes Königreich (UK) und Schweden ganz bewusst den Euro ablehnen.
Natürlich hat auch Griechenland selbst über seine Verhältnisse (auf Kosten der EU) gelebt. Viele Prestigeprojekte hätte sich das Land nie leisten dürfen. Zu nennen wären die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele im Jahre 2004 mit sehr aufwändigen Sportstätten und Infrastrukturen. Dann die spektakuläre riesige erdbebensichere Rio-Andirrio-Brücke über den Golf von Konrinth mit einer Gesamtlänge von 2.883 Metern oder die wunderschöne futuristische U-Bahn in Athen und schließlich das neue Akropolis-Museum. Völlig unverständlich ist auch der Kauf weiterer teurer U-Boote mit Brennstoffzellen-Antrieb. BILD, immer nahe am Volk, titelte dann auch prompt mit „Pleite! Aber für den Kauf teurer U-Boote haben sie Geld genug.“
Freilich muss man das griechische Volk in Schutz nehmen. Die Griechen lehnen die prestigeträchtigen Projekte, mit denen sich die jeweilige Regierung schmücken will, ab – aber wer fragt in Griechenland schon das Volk. Die kleinen Leute müssen jetzt den Wahnsinn der griechischen Regierung und natürlich auch der EU ausbaden. Noch zwei „Griechenland-Fälle“ und wir können auch in Deutschland von der Akzeptanz sowohl den Euro als auch die EU vergessen. Es wäre ein Drama.