Zum Vergleich: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie zum Jahresbeginn 2020 hat Deutschland laut RKI (Robert Koch Institut) bisher ca. 100.000 Corona-Tote zu beklagen. Dieser schrecklichen Zahl stehen im gleichen Zeitrahmen (2020 und 11 Monate in 2021) in Deutschland aber 459.000 Krebs-Tote und weitere 647.000 Sterbefälle infolge von Herz-Kreislauferkrankungen gegenüber (Zahlen Stat. Bundesamt). Offensichtlich haben die Politik und Medien diese wirklich dramatischen Zahlen nicht in der Optik. Freilich soll mit den Vergleichszahlen die Corona-Pandemie nicht ansatzweise verharmlost werden.
Angst- und Katastrophenszenarien sind schädlich
Angst und Katastrophenszenarien, die Unruhe in die Bevölkerung bringen, sind kontraproduktiv. Sie tragen nicht zu einer Versachlichung und Beruhigung der Pandemie-Lage bei. Vergessen wird: Corona-Infizierte Personen sind nicht automatisch krank. Bei vielen infizierten Menschen haben sich noch nicht einmal Symptome der Krankheit gezeigt. Aber, keine Frage, Covid-19 darf nicht unterschätzt werden. Wer auf missverständliche Ereignisse rund um Corona hinweist, ist aber längst kein „Corona-Leugner oder Impfgegner“.
Doch leider vermitteln zahlreiche Medien, wie bereits zu Beginn der Pandemie Anfang 2020, eine oft zugespitzte Angstkultur. Die Politik wirkt hilflos. Abgelenkt wird vom Versagen der deutschen Corona-Strategie; beim aktuellen deutschen Corona-Impfen wird selbst berechtigte Kritik abgewiesen. Es war auch ein großer politischer Fehler, z.B. die kostenlosen Impftests am 11. Oktober 2021 auslaufen zu lassen. Kurze Zeit später stiegen prompt die Infektionszahlen erheblich, weil sich die Menschen nicht mehr testen ließen. Beim Impfen selbst hat die Politik Geimpfte und Nichtgeimpfte miteinander ausgespielt. Doch die aktuell zunehmenden Impfdurchbrüche, selbst bei bereits voll geimpften Hochleistungssportlern, werfen in der Öffentlichkeit Fragen auf: Warum Impfen lassen, wenn die Ansteckungsgefahr trotz zweifacher Impfungen immer öfters bekannt wird? Man hat der Bevölkerung eingeredet, dass sie immun sei, wenn sie geimpft ist. Offensichtlich haben sich die Geimpften in einer falschen Sicherheit gefühlt.
Die Gesundheitspolitik muss sich beim Thema Intensivbetten fragen: Warum stehen die Krankenhäuser an der Zerreißprobe? 1980 gab es in Deutschland 3783 Krankenhäuser mit 979.605 Betten; aktuell stehen in nur noch 2.000 Kliniken 500.000 Betten zur Verfügung. In einem Wahn sondergleichen wurden Krankenhäuser geschlossen oder privatisiert. Gesundheit muss aber eine staatliche Daseinsfürsorge sein, die nicht dem Kommerz unterworfen werden darf.
Haben wir die richtigen Impfstoffe?
Nun ist die Politik ratlos und spaltet die Gesellschaft. Hier die Geimpften, dort die „Impfgegner“, die pauschal stigmatisiert werden, obwohl zahlreiche Nichtgeimpfte keineswegs das Impfen in Frage stellen. Im Gegenteil, viele wollen nur einen anderen Impfstoff. Die Frage ist daher vielmehr, ob Deutschland die richtigen Impfstoffe einsetzt.
Inzwischen differenziert selbst die Ständige Impfkommission die vier in Deutschland eingesetzten Impfstoffe in der Wirkungsqualität. Wie sollen kritische (vielleicht auch ängstliche) Bürger von den aktuell in Deutschland eingesetzten Impfstoffen überzeugt werden, wenn, wie die Tagesschau berichtete, die „Ständige Impfkommission“ des Robert Koch Instituts den unter 30-jährigen empfiehlt, sich nur noch mit BioNTech impfen zu lassen. Der Grund: Bei dem genannten Personenkreis könnten bei einer Impfung mit Moderna Herzmuskelprobleme auftreten.
In einem Interview mit der italienischen Zeitung „La Stampa“ hat Pfizer-Konzernchef Albert Bourla noch im April 2021 vermutet, dass „bis zum Spätherbst 2021 wieder ein normales Leben möglich sein“ wird. Eine Fehleinschätzung. Denn vom normalen Leben ist Deutschland zumindest im November 2021 weit entfernt. Und in einem brandaktuellen Gespräch mit Frederick Kempe (Präsident des angesehenen Think Tank „Atlantic Council“, Washington) hat Bourla eine neue Parole ausgegeben: Das wahrscheinliche Szenario sei die jährliche Wiederholungsimpfung. Die Menschheit ist, sollte Bourla richtig liegen, auf dem Wege zur permanenten Impfgesellschaft.
Die Wahrheit ist: Impfen allein greift nicht bzw. wurde von Anfang an falsch kommuniziert. Als es noch keinen Corona-Impfstoff gab, sprach z.B. Bayerns Ministerpräsident Söder ständig davon, dass wir mit dem Virus betroffen seien, solange es keinen Impfstoff gäbe. Doch Corona ist noch da, obwohl längst Impfstoffe vorhanden sind. Auch in Staaten, deren Impfquoten zum Teil recht hoch sind, nehmen die Impfdurchbrüche zu. Fakt ist, dass Impfquoten allein kein Kriterium sind. Auch das RKI wird unglaubwürdig, wenn es Impfdurchbrüche vorwiegend bei älteren Menschen ausmacht. Das Gegenteil – siehe robuste junge Hochleistungssportler, bereits zweimal geimpft – ist der Fall.
Neue synchrone Strategien sind gefragt
Wir müssen in Deutschland alle (Politik, Bürger, Virologen, Medien) lernen, mit Corona realistisch umzugehen. Der Schweizer Infektiologe Prof. Vernazza – absolut kein Impfgegner – hat es zutreffend formuliert: „Wir können das Virus nicht wegzaubern; wir müssen verstehen, dass das Virus einfach da ist: So läuft das in der Natur.“ Die Krankheit ist ein jahreszeitenbeeinflusster Prozess mit Intervallen. Jetzt in der kälteren Jahreszeit sind immungeschwächte Menschen für Ansteckungen besonders empfänglich. Die Folge ist der Anstieg der Infizierten. Dies hat mit den nichtgeimpften Personen absolut nichts zu tun. Auch die Grippeerkrankungen steigen bekanntlich in der kalten Jahreszeit.
Das Impfen allein – schon überhaupt nicht mit bestimmten Impfstoffen – wird auf Dauer die Pandemie nicht hundertprozentig stoppen. Notwendig ist eine synchrone Strategie (Impfen ja, und zwar auch mit „Totvakzinen“ außerhalb der mRNA-Impfstoffe) – bei gleichzeitiger medikamentöser Behandlung der an Corona erkrankten Personen. Pfizer (mit Paxlovid) und Merck & Co (mit Lagevrio) haben Medikamente in Tablettenform gegen Corona entwickelt. Offenbar verschläft wieder einmal die EU und Deutschland die Zulassung. Das Mittel Lagevrio ist in UK bereits zugelassen: ein glückliches Großbritannien, das nicht mehr der EU angehört.
Auf den Prüfstand müssen auch internationale und nationale staatsnahe Institutionen. Viel zu spät hat die WHO die weltweite Brisanz der COVID-Pandemie erkannt. Und in Deutschland sind staatsnahe Institutionen zu sehr auf Vorgaben der Bundesregierung angewiesen. Insbesondere das Robert Koch Institut (RKI) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sind nicht wirklich frei und daher oft unflexibel. Katastrophen wie die Corona-Pandemie müssen unbürokratisch – etwa bei der Entwicklung von Impfstoffen und Impfmedikamenten inkl. deren Zulassung – schnell und flexibel bekämpft werden. Das PEI, international durchaus angesehen, befindet sich in Fesseln beamteter Strukturen. Nach der Pandemie sollten diese Dinge aufgearbeitet werden.
Offene Fragen
Die Politik und die Medien müssen sich noch andere Fragen gefallen lassen. Weshalb hat das „westliche“ Hightech-Land Japan mit ca. 126 Millionen Einwohnern (Deutschland ca. 83 Millionen) „nur“ 18.354 Todesfälle, Stichtag 29.11.2021; weshalb hat Südkorea, ebenfalls ein Hightech-Land mit zahlreichen Weltfirmen wie Samsung, sogar nur 3.580 Todesfälle bei 52 Millionen Einwohnern? Was machen die Japaner und Südkoreaner offensichtlich viel besser? Japan und Südkorea sind Länder mit einer hohen wirtschaftlichen Kompetenz und in vielen Bereichen schon Deutschland überlegen. Wir vergleichen also Deutschland nicht mit „Bananenrepubliken“. Weshalb recherchieren die Medien die Hintergründe nicht? Sind die Inzidenzwerte überhaupt ein Maßstab? Stimmt das Zahlenwerk in Deutschland, wenn man bedenkt, dass das RKI die Anzahl der geimpften Personen korrigieren musste. Welche Todesfälle werden in Deutschland Corona zugerechnet? Findet überhaupt ein Wissensaustausch mit Japan oder Südkorea statt? Was kann Deutschland im Corona-Kampf von diesen Ländern lernen und, viel interessanter, will man dies in Deutschland überhaupt?