Es gibt auch Bayern nach Corona
Deshalb sind die zunächst von der Bayerischen Staatsregierung getroffenen Maßnahmen der Einschränkungen der Bewegungsfreiheit richtig, weil sie ein Weg sind, das Virus einzudämmen. Ob der Weg zum Erfolg führt, wird sich zeigen. Das Coronavirus ist verbunden mit einer Letalität, doch die mögliche Wahrscheinlichkeit zu sterben, wird in vielen Medien und leider auch durch unbedachte Äußerungen in der Öffentlichkeit unverantwortlich instrumentalisiert. Getan wird so, als ob die Endzeit der Menschheit bevorstünde und genau ein derartiges Klima kann Deutschland jetzt nicht gebrauchen. Wie es anders geht, hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei seiner Ansprache, mit der er die landesweiten Ausgangsbeschränkungen in seinem Bundesland begründete, vorgemacht.
Söder verdeutlichte den Ernst der Lage, aber er verzichtete auf Panik und wählte die richtige Tonlage, um die bayerische Bevölkerung auch mitzunehmen. Darauf kommt es nämlich an. Die Menschen wollen ein Signal der Hoffnung! Jetzt geht es zunächst um die medizinische Bewältigung der Krise; die noch kommenden enormen wirtschaftlichen Herausforderungen sind schlimm, aber, so Söder weiter, „wir kommen da auch durch. Es gibt auch Bayern nach Corona“! Dies war die richtige Botschaft: Notwendige Maßnahmen sachlich begründen, aber auch einen Horizont aufzeigen und den Bürgern Mut machen: Wir kommen da auch durch!
Wie sollen wir alle mit dem Coronavirus umgehen? Die Bürger erwarten vor allem eine seriöse Aufklärung und Kommunikation – auch von den Vertretern der Wissenschaft und Medizin. Dabei gilt eine Richtschnur: Weder verharmlosen noch übertreiben. Was geschah aber? Bisher hatte man selbst bei den Nachrichtensendungen in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten und den anschließenden „Brennpunkten“ den Eindruck einer unseligen Panikmache, die erst recht die Menschen verängstigte und zu den unsinnigen Hamsterkäufen veranlasst hat. Abends, zwischen 19.00 und 20.45 Uhr, später noch in Diskussionsrunden, sehen und hören die Menschen täglich nur noch Katastrophenszenarien. Schon wird das Coronavirus in den Diskussionssendungen zum Hintergrund gesellschaftlicher Spaltungen zwischen jung und alt. Doch erfreulich ist auch, dass die überwiegende Anzahl der Jugend und der jungen Menschen zur älteren Generation steht. Deutschland hält zusammen. Leider wurden auch unverantwortliche Falschmeldungen in den Sozialen Medien verbreitet.
Instrumentalisierung durch die Wissenschaft?
Unglaubwürdig agierte zunächst auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie hat am Anfang die Corona-Krise falsch bewertet und von einer lokalen Entwicklung in Asien gesprochen, sodass die Frage erlaubt ist, wie kompetent die Weltgesundheitsorganisation angesichts derartiger Fehleinschätzungen ist. Dann warnte die WHO davor, bei einem Corona-Verdacht das Mittel Ibuprofen einzusetzen, um dann anschließend die eigene Warnung wieder zurück zu nehmen. Auch die EU hat sich bei ihrem Krisenmanagement nicht gerade ausgezeichnet. Kommissionspräsidentin von der Leyen räumte ein, das Coronavirus unterschätzt zu haben. Schließlich haben sich viele Berufene und Unberufene zu Wort gemeldet. Hilflos wirken Vertreter der Medizin: Prof. Dr. Lothar Wieler vom Robert-Koch-Institut (RKI) und Prof. Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Charité, betreiben zuweilen Selbstdarstellung mit abenteuerlichen Aussagen.
RKI-Chef Wieler verschanzt sich gerne hinter der Formulierung „nach heutigem Wissenstand“! Geradezu grotesk war seine Aussage, dass die Einschränkungen im täglichen Leben zwei Jahre andauern könnten. Soll die Politik aufgrund derartiger wachsweicher Auskünfte den Zusammenbruch der gesamten Volkswirtschaft riskieren? Dann relativierte Wieler wieder die Krise, die „viele Wochen und Monate des Land beherrschen“ könnte. Was nun? Viele Wochen, viele Monate oder zwei Jahre? Auf was sollen sich die Bundesregierung und die Landesregierungen verlassen? „Fachleute“ (sie sagen oft weder so noch so – damit sie später schön ausweichen können), die offensichtlich selbst unsicher sind, hätten beim russischen Präsidenten Putin noch am gleichen Tag ihren Job verloren. Auch Drosten ist leider nicht konkret. Er malte das Gespenst, dass wir „gesellschaftlich ein Jahr im Ausnahmezustand verbringen müssen“ an die Wand.
Sechzig bis siebzig Prozent der deutschen Bevölkerung – so Drosten – könnten infiziert werden. Man muss sich dies einmal vorstellen: Wir reden dann um die Anzahl von 48 und 56 Millionen Menschen in Deutschland. Aufgrund derartiger offener Prognosen soll die Politik entscheiden? Wieler, Drosten & Co verbreiten Meldungen im Konjunktiv (sie können eintreten oder auch nicht), die somit nicht unbedingt zur notwendigen Beruhigung der Bevölkerung beitragen. Offen ist auch, inwieweit die Entwicklungen in der Pharmaindustrie berücksichtigt werden. Diese arbeitet mit Hochdruck an der Entwicklung eines Gegenmittels. Wenn es demnächst auf dem Markt sein könnte, muss die Politik bei den sonst üblichen langen Genehmigungsverfahren und Testzeiten über ihren Schatten springen. Außergewöhnliche Ereignisse brauchen außergewöhnliche Entscheidungen. Dann könnte Corona durchaus auch schnell besiegt werden. Natürlich bleibt ein Risiko.
Zur Verunsicherung der deutschen Bevölkerung tragen auch Erfahrungen in anderen Ländern bei. So haben die „westlichen“ Hightech-Länder Südkorea (Samsung, Hyundai, LG Electronics u.a.) und Taiwan (TSMC, Foxconn) das Virus ohne Ausgangssperren und Veranstaltungsverboten durch massive Tests, lokale Isolierungen und eine Kommunikationsstrategie, die bewusst auf einen Alarmismus verzichtete, in den Griff bekommen. Ob die Strategie anhaltend ist, wird sich jetzt zeigen. Sind die Rezepte aus Südkorea auf Deutschland übertragbar? Alarmismus und Angst jedenfalls ist ein ungeignetes Mittel. Für Unsicherheit sorgen auch zahlreiche hochkarätige Wissenschaftler, die entgegen von Wieler und Drosten inzwischen deren quasi Weltuntergangs-Szenarien im Zusammenhang mit dem Coronavirus bestreiten. Dazu zählen so renommierte Fachleute wie Prof. Sucharit Bhakdi, langjähriger Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der angesehenen Johannes -Gutenberg-Universität in Mainz oder John P.A. Ioannidis, Prof. für Medizin und Epidemiologie an der weltberühmten Stanford-University in den Vereinigten Staaten (eine der forschungsstärksten und renommiertesten Universitäten der Welt). Die Meinung dieser wissenschaftlichen Hochkaräter kann man nicht als Scharlatanerie abtun, von der Meinung zahlreicher weiterer Mediziner, die sogar zum Teil bei der EU im Gesundheitswesen Verantwortung trugen, völlig abgesehen. Die derzeitige Coronavirus-Krankheit Covid-19 ist ein „einmaliges Beweis-Fiasko“ und alle bisher gesammelten Daten über Anzahl der infizierten Menschen seien absolut unzuverlässig, so Prof. Ioannidis von der Stanford University. Wem soll man da glauben? Wieler und Drosten oder Ioannidis und Bhakdi? Die deutschen politischen Entscheidungsträger haben es angesichts der gegenteiligen Meinungen aus der Wissenschaft nicht leicht. Zur Erinnerung: 1957 hatte Deutschland – damals noch ohne die Zahlen der DDR – bei der Influenza-Pandemie 30.000 Tote zu beklagen und die „Hongkong-Grippe“ des Jahres 1968 führte zu 40.000 deutschen Todesfällen. Die Influenza-Epidemie zwischen 2012/2013 forderte wiederum 29.000 tödliche Opfer.
Die Stimmung wird sich ändern
Deutschland wird auch künftig eine wichtige Rolle in der Weltwirtschaft einnehmen, doch einige Prämissen werden nach Corona wohl politisch anders gesetzt werden. Vielleicht kann sogar Corona zu einem Abbau wirtschaftskritischer Forderungen führen, wenn die Bevölkerung nach der Überwindung der Krise wieder andere thematische Schwerpunkte setzt. Es könnte durchaus ein neuer Ruck entstehen. Hin zu einer positiveren Denkweise, weil die Virus-Auswirkungen den Wert der Wirtschaft und ihre Bedeutung für die Bereitstellung der Arbeitsplätze unterstrichen haben. Wer wegen der Corona-Krise Angst um seinen Arbeitsplatz hat, wird wohl künftig Wachstum mit anderen Augen sehen. Dies gilt für alle Branchen. Beispiel Landwirtschaft: Wie wichtig eine autarke Lebensmittelversorgung mit Gemüse, Fleisch, Milch und Eiern durch eine leistungsstarke deutsche Landwirtschaft ist, wird jetzt deutlich, wenn es, wie schon beobachtet, Hamsterkäufe auch bei Kartoffeln gibt, die übrigens völlig unnötig sind. Zurecht betonte Hubert Aiwanger, stellvertretender bayerischer Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, die Wichtigkeit der Landwirtschaft gerade in Krisenzeiten wie jetzt. Bei der Vorstellung des Maßnahmenkataloges zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit in Bayern hat Aiwanger auch die Versorgungssicherheit mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen gewürdigt. Die deutschen Bauern mussten in den letzten Monaten viele Angriffe aushalten. „Vielleicht trägt Carona dazu bei, dass wir die Landwirtschaft wieder mit anderen Augen sehen“, sagte Aiwanger. Es war eine gute Botschaft.
Vielleicht werden auch wieder verstärkt Medikamente als Produkte, die im strategischen nationalen Interesse der Versorgung liegen, in Deutschland hergestellt und vielleicht sind die sozialen Krankenkassensysteme sogar bereit, den Wert einer forschungsintensiven Pharmaindustrie, die natürlich ihren Preis hat, zu erkennen. Die Verschreibungspflicht mit Generika-Arzneien trägt nicht unbedingt zur Förderung der Innovationen in den forschungsintensiven Pharmaunternehmen bei. Corona hat die Bedeutung einer Pharmaindustrie, die in Deutschland produziert, unterstrichen.