Die Kernthesen „Raus aus der Wachstumsgesellschaft“ wurden bereits 1968 durch den „Club of Rome“ vorgegeben und mündeten in die 1972 ebenfalls vom Club of Rome herausgegebene Denkschrift „Die Grenzen des Wachstums“. Viele Aussagen der damaligen Studie haben sich längst als nicht zutreffend erwiesen, wie das prophezeite – und keineswegs bis zur Jahrhundertwende eingetretene – Versiegen der Ölquellen zeigt. Es gibt mehr Öl denn je! Dies ist aber nur ein Beispiel der zahlreichen Irrtümer der damaligen Autoren mit zum Teil sehr klingenden Namen.
Längst bekannte Szenarien
Die aktuelle Studie „Raus aus der Wachstumsgesellschaft“ greift auf 94 Seiten die längst bekannten Szenarien, verbunden mit den üblichen Ideologen-Forderungen, auf: Es geht um den Klimaschutz und den geforderten Abschied von der fossilen Energie sowie um die Versiegelung der Böden, es geht um die Umlenkung der Verkehrsaufkommen mehr in Richtung des öffentlich-rechtlichen Nahverkehrs und um mehr nachhaltigen Konsum durch die Menschen. Unkrautvernichtungsmittel sowie die Schädlingsbekämpfung durch die Landwirtschaft werden natürlich auch angeprangert, wobei die Frage offenbleibt, wie eine nach wie vor extrem anwachsende Weltbevölkerung durch eine Landwirtschaft ernährt werden soll, wenn etwa Ernten durch Schädlinge vernichtet werden.
Die Studie greift durchaus Dinge auf, über die nachgedacht werden kann und sogar muss. Dazu gehört das berühmt-berüchtigte T-Shirt für 99 Cent, made in Bangladesh. Aber im Grundsatz bietet die neue Studie auch keine neuen praktizierbaren Lösungsansätze an, wenn man von bedenklichen Regularien über Preise und Klimazertifikate für Umweltnutzung und Ressourcen oder Qualitäts- und Herkunftssiegel der Waren absieht. Man kann natürlich durch „Zertifikate“ Produkte so teuer machen, dass sie z.B. in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig produziert werden können. Doch was bringen, außer dem Verlust von Arbeitsplätzen, solche Entwicklungen?
Gleichung: Mehr Menschen brauchen Beschäftigung – Beschäftigung braucht Wachstum
Das grundsätzliche Problem einer wachsenden Weltbevölkerung, die als Gegengewicht Wachstum braucht, werden durch einen blinden Aktionismus jedenfalls nicht gelöst. Mehr Menschen auf der Welt brauchen mehr Beschäftigung, brauchen Raum und Flächen für die Besiedlung, brauchen Infrastruktur und vor allem Energie als Basis für eine prosperierende Entwicklung. Die Wachstumsgesellschaften in den großen Industriegesellschaften haben immerhin dazu beigetragen, die Lebensqualität für die Menschen in den Entwicklungsländern deutlich anzuheben und zu verbessern. Ohne die wirtschaftlichen Grundlagen einer Wachstumsgesellschaft hätten jedoch keine Mittel für Entwicklungshilfen erwirtschaftet werden können.
Volkswirtschaften brauchen Wachstum für die steigenden Anforderungen der Menschen. Alles andere wäre zynisch nach dem Motto „Zurück in die Steinzeit“. Wer will dies? Die Menschen in Afrika auch nicht. Die Studie „Raus aus der Wachstumsgesellschaft“ fordert mehr eine „nachhaltige Wirtschaftspolitik“. Doch was so vornehm mit „nachhaltig“ umschrieben wird, bedeutet letztendlich auch mehr Verzicht auf Lebensqualität. Wer ist dazu bereit?