Werden selbst bisher als stabil geltende regionale Zeitungsverlage wie die Mediengruppe Pressedruck betroffen sein? Immerhin berichtete der Mediendienst Kress, dass das Hauptprodukt der Gruppe, die „Augsburger Allgemeine“, 37 Stellen abbauen wolle.
Frankfurter Rundschau und FTD nicht repräsentativ
Wenn auch die obigen Meldungen in den letzten Wochen publik wurden, so dürfen sie trotzdem nicht verallgemeinert werden. Die Zeitungen werden überleben – aber es werden nicht alle überleben. Die „Rundschau“ etwa dümpelte schon seit Jahren an der Existenzgrenze. Schon weit vor dem Eintritt des Gesellschafters Verlagshaus DuMont (Köln) konnte der Verlag der Frankfurter Rundschau nur durch eine Bürgschaft des Landes Hessen im Jahre 2003 den Verpflichtungen nachkommen. Der Niedergang der „Rundschau“ war hausgemacht, eigentlich lebte das Blatt in den letzten 15 Jahren nur noch vom früheren guten Ruf, als Topzeitungsmacher wie Karl Gerold, Karl-Hermann Flach und Werner Holzer der Zeitung ein unverwechselbares Profil gaben, als das Blatt tatsächlich für eine gewisse Zeit eine überregionale Qualitätszeitung gewesen ist, wenn auch linksliberal positioniert. Immerhin war die „Rundschau“ bis weit in die siebziger Jahre so gut, dass auch konservative Kreise neben ihrer FAZ die Zeitung durchaus gerne lasen. Sie war in der Zeit der sozialliberalen Koalition Brandt/Scheel das meinungsbildende Blatt. Es ist ein Unsinn, wenn heute der spätere und ehemalige FR-Chefredakteur Wolfgang Storz unterschwellig dem „Patriarchen“ Alfred Neven DuMont die Verantwortung für den Niedergang der Rundschau zuschieben will. Man könnte allenfalls umgekehrt die Frage stellen, weshalb ein Vollblutverleger wie Alfred Neven DuMont überhaupt in die Rundschau einstieg, denn das Blatt war eigentlich beim Eintritt der Gesellschafter DuMont und DDVG (Medienholding der SPD) schon am Abgrund. Bereits vorher – mit der Gründung der „TAZ“ im Jahre 1978 – verlor die „Rundschau“ salopp gesagt die Leserschaft der „akademischen Jugend“ und der Intellektuellen. Auf die TAZ hatte die „Rundschau“ in den 1980er Jahren keine Antwort gefunden. Sie hatte diesen „Newcomer“ auch sträflich unterschätzt. Dies hat sich bitter gerächt.
Auch die Entwicklung der „FTD“ ist nicht repräsentativ für überregionale Tageszeitungen. Vor dem Hintergrund, dass die Themen rund um die Wirtschaft in den überregionalen Tages- und Qualitätsmedien „Frankfurter Allgemeine“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Handelsblatt“ sehr gut aufgehoben sind, war für die Entwicklung der FTD schlicht kein Potential mehr vorhanden. Auch hielt die FTD mit der in London erscheinenden britischen Financial Times nicht Schritt. Die Kopie FTD kam nie an das Original heran. Die FTD produzierte mit einem für die geringe Auflage viel zu hohen Fixkostenblock. Ein Verleger, der vom Zeitungsmachen etwas versteht, war weit und breit nicht zu sehen. Das Ergebnis war, dass die Redaktionskosten der Zeitung aus dem Ruder liefen. Viele Kenner sagen auch, dass sich viele Redakteure lange sehr bequem gemacht hätten. Auf jeden Fall war die journalistische Qualität des Blattes nicht so, dass Leser zwingend ein Abonnement buchten. Dies zeigte die Entwicklung der Abo-Zahlen. Die FTD überschätzte sich von der ersten Stunde.
Viele Zeitungen sind immer noch erfolgreich
Zeitungen, richtig gemacht, sind keineswegs out! Dies beweisen die Erfolge der erst seit 2001 bundesweit vertriebenen Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dies gilt auch für das Wochenblatt „Die Zeit“. Zeitungen müssen nur ihre Zielgruppe finden. Auch starke regionale Titel wie die „Rheinische Post“ beweisen, dass Zeitungen eine stabile wirtschaftliche Grundlage haben. Auch der Münchener Verleger Dirk Ippen – bundesweit über eine Million Exemplare (Münchner Merkur, TZ, HNA in Kassel, Westfälischer Anzeiger, Offenbach Post u.a.) – hat mit seinem Konzept der richtigen Zielgruppe weiterhin Erfolg.
Von einem Zeitungssterben kann also generell keine Rede sein. Freilich müssen viele Verleger kritisch hinterfragen, ob ihre Blätter noch das richtige redaktionelle Angebot haben. Im Zeitalter des Internets muss gerade der fundierte Hintergrundbericht, der sich stark vom Internet und Google News abgrenzt, mehr Bedeutung erhalten. Viele Redaktionen gefallen sich auch in einem Kampagnenjournalismus und übernehmen ungeprüft und einseitig Meinungen des Zeitgeistes etwa zur wissenschaftlich immer noch offenen Frage, ob der Mensch tatsächlich an der Klimaerwärmung schuld ist oder doch die Sonne (siehe Buch „Die kalte Sonne“). Die Leser erwarten von ihrer Zeitung eine neutrale und wissenschaftlich überprüfte Haltung und keine Weltuntergangsszenarien. Ein derartiges „Geschreibsel“ macht Zeitungen unglaubwürdig.
Viele Redaktionen hoffen auf die plakative Botschaft. Neue Zeitungsmacher setzen auf riesige Bilder, die freilich nur retuschieren, dass man redaktionell nichts mehr zu sagen hat. Wenn die Bilder gegenüber dem Text dominieren, mag dies vielleicht einigen selbsternannten Zeitungsfachleuten gefallen – nicht aber den Konsumenten des Produktes Zeitung. Wenn mit Gags im Layout das Bild dominiert und den Text zur Randerscheinung degradiert, verrät die Zeitung nur, dass ihr die redaktionellen Kompetenzen fehlen. Derartige Blätter dürfen sich nicht wundern, wenn sie keinen Erfolg haben. Ein Layout allein bringt nichts. Dies bewies auch die Entwicklung der Wochenzeitung „Die Woche“, mit ihrem angeblich guten Layout. Das Blatt hatte keinen Erfolg, weil die Beiträge zu abgekürzt und plakativ waren. Anreißerische „Meldungen“ kann man aber im Internet abrufen. Es ist kein Zufall, dass eine nach wie vor „altmodisch“ aufgemachte Zeitung wie die FAZ immer noch relativ – im Vergleich zu anderen Blättern – erfolgreich aufgestellt ist.
Das gedruckte Wort wird überleben, wenn es glaubwürdig ist und seriös mit fundierter redaktioneller Kompetenz dargestellt wird. Zeitungen sind von erfahrenen Redakteuren zu machen und nicht von „ArtDirectoren“.