Mal bezichtigt die DUH die Bundesregierung oder das EU-Parlament der Kumpanei mit der Automobilindustrie, dann wieder wirft sie explizit dem Bundesverkehrsminister gar Rechtsbeugung bei der Diesel-Abgasdiskussion vor und schließlich soll sogar die Bundesregierung Aufklärung durch Untätigkeit verhindert haben. Zur Abwechslung verklagt die DUH schon einmal die Bayerische Staatskanzlei zur Veröffentlichung der CO2-Werte des Dienstwagens von Ministerpräsident Horst Seehofer … Die Dinge wurden längst grotesk – es ist ja schließlich bekannt, welche Automarke Seehofer als Dienstwagen bevorzugt. Und selbstverständlich scheut sich die DUH auch nicht vor persönlichen Unterstellungen und Beleidigungen gegenüber Managern der Autohersteller. Zum Repertoire gehört schließlich die publikumswirksame Forderung eines Verkaufs- oder Zulassungsstopps von Automarken, die im Ermessen der DUH liegen. Wer derartige Rundschläge macht, entlarvt sich selbst. Nun mag ja einigen ideologischen Fundamentalisten die Vorgehensweise der DUH gefallen – der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung aber nicht. Die angeblich tötenden Emissionen durch Dieselfahrzeuge sind die eine Seite; die tatsächliche Wahrnehmung durch die immer älter werdenden Deutschen bzw. Autofahrer (so schlecht können also die Umweltverhältnisse nicht sein) eine völlig andere.
Opel wehrt sich
Es ist müßig, alle Firmen und Marken der Automobilindustrie, die im Visier der DUH stehen, hier aufzuzählen. Jüngste „Opfer“ sind nun die Adam Opel AG und Fiat. Zumindest Opel hat nun in einer mehrseitigen technischen Stellungnahme die Argumente der DUH überzeugend und glaubwürdig widerlegt (siehe Opel Media). Ohnehin basieren die jüngsten in Zusammenarbeit mit dem Spiegel erhobenen Anwürfe der DUH, demnach bei Opel neue illegale Abschaltvorrichtungen gefunden wurden, auf Vermutungen eines Hackers, der, wie Opel betont, einzelne Parameter im Motorsteuerungssystem isoliere und daraus irreführende Rückschlüsse ziehe. Abgasreinigungstechnologien, so Opel weiter, seien jedoch hochkomplexe integrierte Systeme mit 17.000 Komponenten.
Die Behauptung, die Abgasnachbehandlung funktioniere etwa beim Opel Astra überwiegend nicht, weisen die Rüsselsheimer entschieden zurück. Die Behauptung sei grob falsch. Auch bei einer Außentemperatur unter 17 Grad bleibe natürlich die Abgasrückführung aktiv – aus „physikalischen Gründen jedoch mit unterschiedlicher Stärke. Es wurde im Rahmen der Euro-6-Typgenehmigungen nachgewiesen, welche Effizienz die Abgasrückführung bzw. das SCR-System (Reduktion von Stickoxiden) auch bei Temperaturen bei minus 7 Grad noch haben“.
Für aufmerksame Leser der Spiegel-Titelstory „Die Diesel Lüge“, die, wie der Spiegel betont, in Zusammenarbeit mit der DUH entstand, ist die publizistische Stoßrichtung freilich klar: Der saubere Diesel sei eine Lüge, Dieselmotoren seien dreckiger geworden und eine veraltete Technik. Offenbar soll der Diesel keine Berechtigung mehr haben! Abgesehen davon, dass diese allgemeinen Feststellungen barer Unsinn sind, sehen dies nicht nur die Autofahrer mit ihrem Kaufverhalten völlig anders.
Bekenntnis zum Diesel
Vor allem die internationale Fachwelt beurteilt den Diesel wertfreier. Auf dem vor wenigen Wochen stattgefundenen Kongress „37. Internationales Wiener Motorensymposium“ in der Wiener Hofburg war sich die Fachwelt (keineswegs nur die Automobilhersteller) einig: Der Diesel habe noch unglaubliches Potenzial. Neueste Dieselmotoren – auch von ausländischen Autofirmen – liefern durch zahlreiche Innovationen den Beweis weiterer Fortschritte – von der Registeraufladung über elektrisch betriebene Verdichter bis hin zur Vollaluminium-Bauweise. So stellte in Wien Dipl.-Ing. Eustachio Bonamassa (Chief Engineer der Alfa Romeo Dieselmotoren) einen neuen Selbstzünder als 2.2-Liter-Vierzylinder für die neue Alfa Giulia vor. Selbstverständlich setzen auch u.a. PSA oder Ford mit dem Edge auf den Diesel. Der Diesel ist innovativ , „lebt“! Und leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen.
Unangenehmes „Geschmäckle“
Verbrennungsmotoren werden noch die nächsten 25 Jahre die automobile Szene prägen. Der Diesel ist keineswegs, wie im Spiegel erwähnt, eine veraltete Technik, sondern eine notwendige Brückentechnologie bis zum endgültigen Durchbruch eines alternativen Antriebes. Dies muss übrigens keineswegs der Elektroantrieb sein. Toyota setzt etwa auf die Brennstoffzelle. Ob dies der Grund für die „schonende Behandlung“ des japanischen Autoproduzenten durch die DUH ist? Fragezeichen sind zumindest angebracht! Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 28. Mai 2016 berichtete, arbeitet die DUH mit Toyota freundschaftlich zusammen. Die Höhe der finanziellen Förderung der NRO (Nichtregierungsorganisation) betrage seit rund fünf Jahren zwischen einem „mittleren bis höheren fünfstelligen Betrag pro Jahr“. Auch Toyota selbst bestätigt den Vorgang, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Immerhin, so Toyota, bestehe die Zusammenarbeit seit „mehr als zehn Jahren“ (so gegenüber der FAZ). Ein Schelm, der Böses dabei denkt! Was freilich idealistische Spender der DUH, die ständig von der Organisation um Scherflein gebeten werden, von der seltsamen Liaison halten, bleibt abzuwarten. Es bleibt auf jeden Fall ein unangenehmes „Geschmäckle“, wie man im Schwäbischen sagt.
Freilich muss sich auch der Branchenverband der Automobilwirtschaft kritischen Fragen stellen. Zu stark hat man sich in die Defensive drängen lassen. Man darf in der Tat den Eindruck haben, dass es nicht mehr um den Diesel geht. Dies ist nur das Feigenblatt. Viele Ideologen sehen leider jetzt wieder die Zeit gekommen, um wirkungsvoll gegen das Automobil Stimmung zu machen. Die Kernenergie wurde gekippt, selbst die längst vorhandene saubere Kohleverstromung wurde verteufelt, jetzt geht es gegen den Diesel. Irgendwann wird dann die Front gegen die Chemie und Pharmaindustrie eröffnet. Lobbyarbeit durch ehemalige Politiker genügt nicht. Denn die Politik, der leider oft das Rückgrat fehlt, knickt vor jeder selbsternannten Miniorganisation ein, wenn es dieser nur gelingt, medienwirksam Stimmung zu machen.