Infizierte allein sind kein Kriterium
Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, in Sachen Pandemie einer der wenigen realistischen Kommentatoren beim Thema Corona, warnt hingegen zurecht vor einer geschürten Angst vor einem 2. Lockdown und fordert endlich realistische aussagefähige und überprüfbare Zahlen zum Thema der Infizierten. In der Tat ist der drastische Anstieg der gemeldeten Anzahl der Infizierten in Großstädten – wir haben es schon wiederholt in vergangenen Beiträgen zum Ausdruck gebracht – kein Kriterium allein. Corona wollen wir keineswegs verharmlosen, aber wahr ist auch: Infizierte sind nicht automatisch dramatische Krankheitsfälle, die den Tod zur Folge haben.
Notwendig sind – und da ist Bild-Chefredakteur Reichelt beizupflichten – Zahlen im Zusammenhang mit Todesfällen. Viele vermeintlich am Corona-Virus erkrankte Personen haben beispielsweise noch nicht einmal bemerkt, dass sie infiziert gewesen sind. Jedenfalls waren keine Corona-Symptome bei zahlreichen betroffenen Personen erkennbar. Waren die Tests falsch? Nichts genaues weiß man nicht … Beim Durcheinander der Test-Werte ist nicht so sehr das Testergebnis positiv oder negativ ausschlaggebend, sondern der sogenannte Ct-Wert, der das Abklingen der Infektionen berücksichtigt. Dieser Wert wird den Gesundheitsämtern oft nicht mitgeteilt. Logisch ist aber, gerade jetzt in den beginnenden kälteren Jahreszeiten, dass grippale Effekte zunehmen und somit der Graubereich der „Infizierten“ zunimmt. Auch die Infizierten-Hysterie muss relativiert werden, wie das Beispiel beim Lebensmittel-Unternehmen Tönnies zeigte: Kein einziger Todesfall – Gott sei gedankt – war zu beklagen.
Kollateralschäden in Bayern
Völlig untergehen bei den Alarmmeldungen von Markus Söder die Kollateralschäden der wirtschaftlichen und juristischen Auswirkungen; indirekte Folgen für Menschen, die aufgrund überzogener Maßnahmen vor der wirtschaftlichen und physischen Vernichtung stehen. Gerade in Bayern, das übrigens im Vergleich mit dem bevölkerungsstärkeren Nordrhein-Westfalen eine wesentlich schlechtere Corona-Bilanz aufzuweisen hat, nehmen die wirtschaftlichen Auswirkungen im Einzelhandel, in der Gastronomie und Hotelerie, im Messe- und Kongresswesen und natürlich in der Industrie dramatische Formen an. Tatsächlich, da hat Söder recht, stehen die Uhren in Bayern in der Wirtschaft „Fünf vor Zwölf“: Künstler und Musiker erleben fast schon ein „Berufsverbot“, viele Einzelhändler geben auf und am Münchner Flughafen herrscht Flaute, Läden und Gastronomie am MUC II stehen vor der Katastrophe. Selbst auf dem Land kann man die inzwischen früher so gelobte bayerische Wirtshauskultur vergessen. Beliebte Traditionswirtshäuser wie der „Kandler-Wirt“ in Oberding bei Erding (Hotel und Gastronomie) schließen ihren Betrieb, in München hat jetzt das beliebte Anna-Hotel unweit vom Stachus sein Ende angekündigt und in der bayerischen Industrie ist eine Hiobsbotschaft nach der anderen beim Abbau von Arbeitsplätzen zu vernehmen: MAN Truck & Bus, Schaeffler in Mittel- und Unterfranken, die Luft- und Raumfahrtindustrie in Augsburg und natürlich die Automobilindustrie. So wird im Audi-Hauptwerk die Produktion von jährlich 450.000 Fahrzeugen auf 300.000 im laufenden Jahr heruntergefahren. In Erding ist das größte deutsche Rechenzentrum der Luftfahrtbranche aufgrund zurückgehender Buchungen gefährdet.
Der bekannte Psychiater Prof. Wolfram Kawohl, Chef der Psychatrie Windisch in der Schweiz, wies jetzt darauf hin, dass die entstehende Arbeitslosigkeit einen erheblichen Risikofaktor für einen Suizid darstelle. Operationen werden verschoben, Kinder in ihrer schulischen und seelischen Entwicklung gefährdet. Alles in allem fehlt eine gesunde Balance beim Thema Corona und Berücksichtigung auch der wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Menschen. Inzwischen rügen auch schon Richter die Eingriffe der Politik in die Grundrechte. Es gibt allerdings noch politische Stimmen der Vernunft. Dazu gehört neben Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, dessen Kollege Michael Kretschmer (beide CDU). Kretschmer, Ministerpräsident in Sachsen, hat jetzt vor zu einschränkenden Maßnahmen gewarnt. Wir wollen – so Sachsens Regierungschef - keine Lösungen bei Corona, mit denen der Staat alles vorgibt. „Wir sind Deutschland, wir wollen den deutschen Weg gehen, wir sind ein Land der Freiheit“, sagte Kretschmer am Rande eines Erntedankgottesdienstes in Schmochtitz in der Oberlausitz.