Verbraucher muss entscheiden können
Jetzt will Edeka (Umsatz 49,6 Milliarden Euro) Produkte von Nestlé (Umsatz 77,8 Mrd. Euro) „auslisten“, auf gut deutsch aus dem Verkauf nehmen. Letztendlich geht es um den Preiswettbewerb im Einzelhandel. Würde das Beispiel von Edeka bei anderen Discountern Schule machen, käme es gar zu einer Allianz mit anderen europäischen Händlern, wäre dies ein Fall für die Kartellämter, denn hier würde dann ganz offensichtlich die Einkaufsmacht zu Lasten der Endverbraucher bzw. Kunden missbraucht, denn es muss immerhin noch Sache des Kunden sein, welche Marke er bei Suppen, Pizzen, Eiscreme oder Mineralwasser (um nur einige Beispiele zu nennen) bevorzugt.
Es ist nicht Sache des Händlers in die Kalkulation des Produzenten einzugreifen. Ist ihm ein gängiges Markenprodukt oder das ganze Produktangebot etwa von Nestlé zu teuer, ist es ihm ja überlassen, seine Spanne bzw. eigene Kalkulation auf den Einkaufspreis aufzuschlagen. Der Endkunde kann und wird dann entscheiden, ob ihm etwa die Maggi Gemüse Brühe (Nestlé Marke) zu teuer ist oder nicht.
Auslisten – ein gefährliches Eigentor
Noch handelt es sich beim Gerangel zwischen Edeka und Nestlé um eine Auseinandersetzung, bei der die Endverbraucher immerhin – sollte Edeka z.B. des Nestlé Wasser Vittel nicht mehr im Angebot haben – auf andere Händler ausweichen kann, wenn er unbedingt die Marke Vittel haben will. Bei einer Händlerallianz mit einer Dominanz wäre dies nicht mehr der Fall. Freilich kann jetzt das Auslisten in den Edeka-Regalen auch ein gefährliches Eigentor sein. Immerhin handelt es sich bei Nestlé Produkten um Marken mit einem hohen Bekanntheitsgrad und Qualitätsprofil. Wenn der Endkunde also relativ schnell merkt, dass es bei Edeka „seine“ gesuchten Marken Thomy, Maggi, Vittel, Nescafé und wie sie alle heißen, nicht mehr gibt – ja, dann wird er also zur Konkurrenz gehen. Noch hat Edeka keine Alleinstellung.
Wer Coca Cola oder als leidenschaftlicher Biertrinker eine ganz bestimmte Biersorte will, wird nicht auf ein Allerweltsprodukt ausweichen. Man kann nur hoffen und wünschen, dass sowohl Edeka als auch Nestlé ganz schnell wieder zur Normalität zurückfinden. Der Handel hat eine Verantwortung. Hochwertige Markenprodukte setzen nämlich eine kostenintensive Produktentwicklung und Markenpflege voraus, die preislich ihren Niederschlag finden muss. Es ist eben nicht gleich, ob der Endverbraucher für die Pflege eine seit vielen Jahrzehnten bewährte Qualitätscreme mit einem hohen Qualitätsprofil benutzt, oder ein Billigprodukt mit Zusatzstoffen, das möglicherweise gesundheitsschädlich sein kann. Billig, eine alte Weisheit, kann teuer werden!