Aufgrund der politischen Entwicklung in der Ukraine bestehen in der deutschen Öffentlichkeit Irritationen. Die Medien haben sich mehrheitlich einseitig festgelegt: Russland habe sich völkerrechtswidrig die Krim einverleibt. Leider fehlen in Deutschland im Bereich der Qualitätsmedien Zeitungen – wie in den USA die berühmte „Washington Post“ –, die auch das westliche Agieren in der Ukraine kritisch hinterfragen. Denn die Ereignisse auf der Krim sind die Folge des ungeschickten Vorpreschens des Westens in der Westukraine, mit dem Ziel, in Kiew eine genehme Regierung zu installieren. Diese Übergangsregierung ist nicht legal an die Macht gekommen. Sie ist Ausdruck eines Putsches einer Gruppe, die nicht repräsentativ für die gesamte Ukraine – siehe Krim und die Ostukraine – ist. Eine ihrer ersten „Amtshandlungen“ war, die russische Sprache als zweite Amtssprache in Frage zu stellen. Es musste klar sein, dass dies die Menschen auf der Krim, mehrheitlich Russen, verunsichern würde.
Wir sollten bei der Bewertung der Vorgänge auf der Krim differenzierter sein und vor allem Russland und seinen Präsidenten nicht dämonisieren. So eine Strategie kann nicht zielführend sein, denn Russland ist nicht nur Wirtschaftspartner. Der Westen braucht das Land bei vielen übergeordneten politischen Fragen.
In einem Special haben wir Russland als Gastgeber der großartigen Winterolympiade in Sotschi vorgestellt – auch hier waren zahlreiche Veröffentlichungen im Vorfeld der Spiele unfreundlich gegenüber dem gastgebenden Land. Sotschi stand aber als Schaufenster für ein weltoffenes Land, das olympische Spiele erfolgreich ausrichten kann. Die deutsche Wirtschaft hat durch Sotschi Großaufträge gewonnen. Die Wirtschaft erwies sich immer wieder als Brückenbauer für erfolgreiche Beziehungen zwischen Russland und Deutschland – deshalb sind Sanktionen jetzt kontraproduktiv.
Seit über 40 Jahren bestehen mit Russland ungestörte und erfolgreiche Erdgas-Lieferbeziehungen. Das Land wurde zum Energiepartner. Russen investieren in zahlreiche Branchen in Deutschland und im westlichen Ausland. Über 6.000 deutsche Firmen haben in Russland investiert. Es wäre daher wünschenswert, Russland gerade jetzt mehr als Partner zu begreifen. Unser Special wollte eigentlich bewusst Sotschi Revue passieren lassen. Die Entwicklung in Kiew/Ukraine hat den Medienblick auf ein großartiges Sportevent verstellt. Deshalb haben wir Russland jetzt erweiternd auch als Wirtschafts- und Energiepartner vorgestellt.