WirtschaftsReport April 2017
Einige offene Fragen
Politikum Kaiser’s Tengelmann
Die Übernahme oder auch Nichtübernahme der Kaiser’s Tengelmann Geschäfte durch die Edeka-Gruppe wurde längst zum Politikum, nachdem sich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel über das Veto des Bundeskartellamtes per Ministerweisung hinwegsetzte. Die Angelegenheit beschäftigt inzwischen die höchsten Gerichte. Der Minister begründet seine Weisung mit 16.000 Arbeitsplätzen, die ohne die Übernahme durch Edeka gefährdet seien. Warum die Alternative Rewe – auch dieses Unternehmen wollte Kaiser’s Tengelmann übernehmen – keine Option für den Minister war, bleibt einstweilen noch eine offene Frage.
Der Steuerzahler ist der falsche Adressat
Wenn Unsitten zur Bequemlichkeit verleiten
Immer wenn Wahlen anstehen, reißen gerne Unsitten ein. Und eine Unsitte ist es geworden, immer dann nach dem Vater Staat zu rufen, wenn einzelne Unternehmen oder Unternehmer mit ihren Produkten oder Dienstleistungen aufgrund selbstgemachter Fehler nicht mehr wettbewerbsfähig sind und in die Insolvenz müssen. So war es bei Schlecker oder bei manroland und so ist es aktuell bei der Solarindustrie. Auch bei einem Münchener Großbäcker sollte es der Staat richten. Ach bittschön hätte das Unternehmen doch lieber auf mehr Sauberkeit geachtet, dann hätte das Unternehmen keine Insolvenz anmelden müssen. Dabei ist die Rezeptur für die „Staatsrufer“ einfach. Je größer die Anzahl der Betroffenen ist, die bei einer möglichen Insolvenz die Arbeitsplätze verlieren, je größer das Geschrei nach dem Staat nach „Ausfallbürgschaften“, Überbrückungsgelder oder anderer Fördermittel. Niemand fragt mehr, weshalb und warum aber die betroffenen Firmen in die Schieflage kamen.