WirtschaftsReport Februar 2017
60 Jahre Römische Verträge
Eine gute Idee wurde verwässert
Am 25. März 1957 wurden die „Römischen Verträge“ im Konservatorenpalast auf dem Kapitol unterzeichnet – es war die Geburtsstunde der EU. Sechs Länder, die Beneluxstaaten, Deutschland, Frankreich und Italien unterzeichneten ein umfangreiches Vertragswerk, die Keimzelle der heutigen EU. Doch eine richtige Jubel- und Feierstunde wollte jetzt beim „Geburtstag“ in Rom bei den 27 Mitgliedsländern – just im zeitlichen Umfeld des Jubiläums reichte das Vereinigte Königreich den Scheidungsbrief ein – nicht aufkommen. Die jetzt aus Anlass der Jubiläumsfeier der Römischen Verträge unterzeichnete „Erklärung von Rom“ entpuppt sich als eine Ansammlung von Worthülsen. Man wolle die aktuellen „nie dagewesenen Herausforderungen“ gemeinsam bewältigen. Nie dagewesene Herausforderungen? Im Oktober 1962 – fünf Jahre nach den Römischen Verträgen – stand durch die Kuba-Krise die Welt, und somit Europa, am Abgrund eines Atomkrieges. Dies nur, um die wirklichen Herausforderungen einzuordnen.